Samstag, 3. Februar 2018

Stadt-Land pretalk

Susanne aus Wien, die ich noch nicht kannte, aber Astrid hat mich drauf gebracht, hat sich für 2018 das Thema Stadt-Land ausgedacht und bereits einen Pretalk und ein erstes Thema ausgegeben. Fang ich mal mit dem Pretalk an. 
Mainz, Stadtteil Neustadt. Heimat seit, ich glaube 1989. Die erste Bude in einer WG lag zufällig in der Neustadt. Ein stadtplanerisch neues Viertel, vom Stadtplanungsmeister Eduard Kreyssig Ende des 19. Jahrhunderts ausserhalb der Festungsmauern geplant und gebaut, hiess es das Gartenfeld. Denn ausserhalb der Mauern lagen die Gärten. 
Das Quartier hat im Krieg einiges abgekriegt; es liegt nahe Hauptbahnhof, zieht sich runter zum Rhein, beherbergt die Christuskirche, die neue Synagoge, die Kunsthalle und wächst am Rhein am alten Zollhafen / Nordmole in ein momentan entstehendes neues (sauteures) Wohngebiet.
1989 war es ein Studentenviertel (isses immer noch) gemischt mit Urgesteinbewohnern (isses auch noch) Altbauwohnungen (von abgeranzt bis renoviert) gemischt mit gesichtslosen 50er 60er 70er Jahre Mehrfamiliengebäuden. Viele Migranten hat es in der Neustadt, allen voran die als Gastarbeiter gekommenen Türken, die nun in der dritten vierten Generation mit meinen Kindern in die Schule gehen - und so kennt man sich als Eltern und Nachbarn und Freunde, wurscht ob mit Kopftuch oder ohne. Eine der Sachen, die ich an diesem Viertel so mag. Nicht zu vergessen die genialen türkischen Bäckereien...
In der Neustadt sind wir geblieben.  
Mit dem ersten Kind, mit dem zweiten Kind.
Sie sind wuselig in der Stadt aufgewachsen, haben sie sich zu eigen gemacht, die Kreise um die Wohnung immer weiter gezogen, ihr Viertel abgesteckt - zu Fuß, Dreirad, Inlinern, Fahrrädern. Grün ist die Neustadt. Straßenbäume, Spielplatzbäume, Goethepark, größere Spielplätze, Wasserspiele. Viele Einbahnstraßen, verkehrsberuhigte Zonen (die zugeparkt werden, gnadenlos) Als Stadtviertel mit der höchsten Bevölkerungs-Kinder-und Migrantendichte ist es eng, wuselig, bunt, wird von den Hipstern entdeckt, wird es langsam auch dort teurer. 
Wir haben eh Rhein-Main-Gebiets-Mietpreise zum Heulen und Zähneklappern. 
2011 sind wir auf die andre Seite der Kaiserstraße gezogen und also in die Altstadt - aber ich arbeite nach wie vor in der Neustadt, kaufe hier ein, gehe hier essen, trinken, Feldenkraiseln, in die Kirche, hab meine Lieblingscafebuchhandlung hier, radle hier am Molenweg den Rhein lang, fahre zum Garten und fühle mich trotz der anderslautenden Anschrift immer noch als Neustädterin.
Und das wird so bleiben.... 


4 Kommentare:

  1. ...na wenn es auch nur über die Straße ist, liebe Eva,
    dann bleibste Neustädterin...schön, so wieder ein bisschen mehr über dich zu erfahren...klingt nach einer guten Wohngegend,

    liebe Grüße Birgitt

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  2. Ja, es dauert seine Zeit bis man an einem neuen Flecken ankommt .. und sei es eben nur zweimal ums Eck.
    Bei mir - so Bauchgefühl - 8 Jahre - dann hab' ich's kapiert! :-)

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  3. Das hört sich wirklich nach einem Viertel zum Leben an, ich glaub, das könnte ich mögen.
    Mainz würede ich sowieso gerne kennen lernen, vielleicht wird es ja noch -
    Liebe Grüsze aus dem sturen Nordharz ;)
    Mascha

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  4. In Mainz hatte ich mich mal für ein Studium beworben und vergangenes Jahr erneut erwogen, dorthin zu ziehen. Beide Male hat es nicht geklappt, aber es scheint schade zu sein - zumindest Neustadt klingt toll!

    Liebe Grüße
    Sabrina

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