Samstag, 22. August 2020

Ein Tag aus der Zeit gefallen

Heute ein Ausflug mit dem Fahrradsturzkind, zur Regeneration, wie es sagt.

Wir sind die Tour am Main, die wir neulich wegen meiner Hüftschmerzen abbrechen mussten, diesmal rund gelaufen. Und weil Kind Regeneration und Meinereine wegen grad instabilem Hüftgefühl und Schmerzen mit Ibu gedopt, kurzerhand mit dem Bus angereist. War gut so.

 

Über die Mainbrücke auf die andere Seite und ab da waren wir aus Raum und Zeit gefallen. Stadt? Nicht zu sehen. Zu hören: Züge, der Fluß, später die Staustufe mit ihren unablässigem Rauschen. Gänse, Möven, Pappeln im Wind, der Fluß. 

 

Sonniger, windiger Tag mit spektakulärem Wolkengetürme, mal Licht ausgeknipst, mal glitzernde krachende Sonne.  Durch Mainauwälder klettern, umgestürzte, halb zersplitterte Bäume die dennoch grünen, bewundern, vorsichtig zwischen Brennesselgestrüpp gehen, Brombeeren und Holler sammeln.

 

 


Picknicken am Krokodil. Eine halbversunkene Buhne (?), stummelige Holzpfostenreihen, die langsam wegfaulen und im Wasser versinken, Fischkinderstube im seichten Wasser und wir können uns nicht sattsehen an dem steinernen Urtier, das längs im Wasser liegt, angenagt, bröselnd. 

 

 

Wir balancieren über die Wacker rüber und sitzen im Brustkorb, sozusagen. Dann kommt der Hals der ist schon vollkommen abgesoffen, vorne die Schnauze, der Kopf.











Wir sind sonnen und wasservoll, die Augen auf "weit" eingestellt. Fast keine Menschen, mal zwei freche Hunde, die die Mauern runterrasen und ins Wasser stürmen, zwei Angler, gelegentliche Spaziergänger.

Heimwärts durch die Mainwiesen, später auf den Aussichtsturm.

Rundumblick.








Der Himmel spielt noch ein bisschen Wolkengetöse, das Kind legt sich auf die  Aussichtsplattform und döst im Wind.


 

Es ist so was von schön am Fluss. Hach.


 

Und die Kleinsten hatten auch ihren Spaß!   

 

Ein Tag wie Urlaub weit weg. Zurück in die volle, enge Stadt kommen wir uns fremd vor, falsch irgendwie.

Beschließen den Tag mit Spaghetti und Sahnesoße, knoblauchgeschwängert, knoblauchgedopte Garnelen dazu. Pappsatt und schlagartig plumsmüde.

Ich koche im einen Topf Brombeermus und Hollermus im zweiten aus den mitgebrachten Früchten. Setze Brötchenteig an und freu mich schon vor auf ein Sonntagsfrühstück.

Auf dem Heimweg an der Strassenecke ein Dirndlbaum*, der hängt so voll! Morgen werden Dirndln geholt und Marmelade gekocht.  

*Kornelkirsche


Sonntag, 16. August 2020

Wochenrückblick

 Was eine Woche.

Montag ein Anruf, das Kind, das mit einer Gruppe an den Bodensee radelt, ist verunglückt kurz vor Schaffhausen und liege im Kantonsspital. Herzflattern

Einen Haufen Telefonate später, auch mit dem Kind, das zugedröhnt voll Schmerzmitteln ziemlich bzzzz war, alles nicht soo schrecklich schlimm, keine Brüche,  aber viel großflächige Schürfwunden, Prellungen, Gehirnverschüttelung. Ich danke allen Schutzengeln und Gött*innen. Das hätte, nein, ich möchte nicht dran denken. P. trug Helm, bergabwärts, ca. 40 km/h, eine Bodenwelle, Kontrolle verloren.

Die nächsten Arbeitstage sind zerrupft, meine Konzentration ziemlich a.A. , viele Telefonate, einiges an Organisierei, die Gruppe regelt selber viel, das Kind bleibt zwei Nächte im Spital und wird Mittwoch von einem freundlichen schweizer Bären mitsamt dem verunfallten Rad zum Endpunkt der Radtour kutschiert (danke danke danke) Erst als ich am Abend wirklich die Stimme höre, nicht nur simse lese, kann ich mich laangsam entspannen. Die Gruppe hat noch einen schönen letzten Tag miteinander, Freitag geht es mit dem Zug heim. 

Wir sammeln ein Kind und ein Rad ein. Oh Backe. P sieht heftig marmoriert aus, die Schürfwunden sind viele und fies, der Kopf noch arg empfindlich. Sie läuft den ganzen Freitag rum wie Falschgeld. 

Hat mir was mitgebracht. Große Froide. 

 

Sie wissen unfehlbar, was mein Mutterherz erfreut. Grins.  Der Vater guckt argwöhnisch und verlangt dann, tu es vom Esstisch runter. "Augenroll"

Gestern kam sie eigentlich erst wirklich zuhause an, glaube ich, und fühlte sich weder für sich noch für mich fremd an. 

Da ist viel passiert. Nicht nur mit dem Sturz. Mit der ganzen Tour. Gruppendynamik, Selbständigkeit, die transnonbinäre Verpuppung, die problemlose Akzeptanz und Zugewandtheit Dritter, ein veränderter Name. 

Manchmal schnürt es mir das Herz zu, manchmal geht es auf vor Freude und vor Liebe sowieso.  Die mütterliche Achterbahn von eigenen Träumen und der Realität, von Mitfühlen und Dasbestewollen, von Abschied, Traurigkeit und Unterstützung geben. Loslassen ist denke ich die allerschwerste Übung. 

Was habe ich gelernt. Die Verbindung von Kopf und Bauch, Emotion und Verstand, ist Vertrauen. Erinnere Dich. Erinnere mich. 

Nicht wundern, wenn der Post nach kurzer Zeit wieder offline geht.  Ich musste ihn mir vom Herzen schreiben. 

Freitag nachmittag Wolkenbruch und nassen Keller auspumpen, ja, das kam auch noch dazu.

Grumpycatnonsensepoem I & II

I

Man könnte miesgelaunte Katzen in den Teppich rollen

mit den Hühnerküken auf der Wiese tollen

lahme Grillen an ein Heckenschwein verfüttern

oder reglos schwitzend in der Hitze liegen bleiben.


Man könnte Grillen in den Teppich rollen

miesgelaunte Katzen auf die Wiese werfen

Heckenschweine zu den Hühnern setzen

und sich selber in die Wassertonne stopfen.


Man könnte Hühner mit den Grillen füttern

Heckenschweine hinterm Wassertrog verstecken

Motzekatzen durch die Wiese rollen

und dann schneller als die Krallen flitzen!


Man könnte kühl mit Huhn und Igel vor dem Kühlschrank sitzen

tiefgefrorne Grillen rechts und links verfüttern

mit Rosinen - Huhn - und Katzenfutter - Igel 

und bei Gewitter rausgehn für ein Freudentänzchen!


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II

 Ich könnte nochmehr Grumpy Cat Gedichte schreiben 

nach dem dritten Anlauf Haare raufen

Zahnbürsten für Rumpelgurken kaufen

oder Furchen um die leere Regentonne laufen.

 

Ich könnte Grumpelkatzen Zähne putzen

Heckenschweine über'n Teppich lupfen

vor Verzweiflung über schlechte Verse  Haare rupfen

oder eine Tüte neue Verse kaufen.

 

Ich könnt' den Grummelkatzen Rumpelgurken füttern

Heckenschweinen Flöhe gleich en gros abkaufen 

und sie in der Katzenzahnputzbrüh ersaufen

und geduldig warten, bis sie nicht mehr hupfen.

 

Ich könnte mit den Heckenschweinen Himbeerschokolade teilen

Katzenpfoten laufen lassen über diese Zeilen

in die Küche gehn und nach dem Kuchen gucken

und die Verse in den Kasten werfen.

 

 

Eva  15.8.2020

 

Grumpycatnonsensepoems für @evaisbusy, eingelesen anzuhören auf insta





Schatten

Mehrnousch hat ein Gedicht über Schatten geschrieben

Bing, machte es in meinem Kopf. 

Wortgeschenk

Schatten...

Letzten Sonntag im Mainzer Sand bei 35 ° C lechzten wir nach Schatten.

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Schatten     Schatten     Schatten     Schatten     Schatten

Licht und Hitze eine glühende Kuppel über uns

Gehend raschle ich durch dürre Blätter

ein ausgebleichter Pflanzenstengel bohrt sich in meine Ferse

Der Sand brennt - ich hüpfe

Ödlandschrecken flattern auf 

sekundenlang leuchten die blauen Flügel

Gelandet verschmelzen sie mit dem allgegenwärtigen Braun

Perfekt getarnt


Ich stehe im Schatten     Schatten     Schatten

Lichtflecke tanzen

hinter geschlossenen Lidern pulst der Glühsommer 

hellrot dunkelrot hell dunkel hell


Grillen ribbeln den Tag in winzige sirrende Striche 


Über Baumwipfeln baut sich im Blau ein schneeiger Amboß auf

Es donnert lau

Müde Versprechungen

Wind haucht durch lockere Kiefernkämme und die Grillen zirpen unbeirrt


Der Schneeamboß zerfasert zu Wolkenrauch

und unter den Bäumen bleibt der Boden weiter gefleckt

Licht Schatten Licht Schatten Licht

Schatten der Kiefernzweige.


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Danke an Ulrike, die sich die auf insta eingesprochenen Texte als geschriebenes Wort wünschte.

Danke, weil ich ihn so nochmals durchgehen, überflüssiges rauswerfen und die endgültige Fassung festhalten kann.