Dienstag, 14. September 2021

wenn die stadt....

wenn die stadt ruhig wird 

am nachmittag

abend 

nur noch die baustellenjunkies mit schmackes

große teile metall auf die böden krachen lassen

dass das eine oder andere haus erschreckt mit den schultern zuckt 

und sogar das flamencohafte getrippel der jungtauben

auf dem oberen flachdach bei ihren balzübungen innehält

wenn also die stadt

spätsommerlich einatmet

ehe sie schlossgrabenkonzerte oder eine kläffende hunderunde aushustet

hört man

geschwätz

plauderndes, sanftes, girrend zuweilen, 

schnalzend, kichernd fast,

sammeln sich gesellig die stare

und scheissen

unterschiedslos

auf wahlplakate und frisch gewaschene wäsche.  


14.9.2021


Samstag, 11. September 2021

wie frau plötzlich zum wiedschodrehen kommt....

Schräger Tag heute.

Wusste, ich hab zu tun, will die 35 Videosequenzen konzentriert durchgucken, notieren, wo Schnitt hinsoll, eine weitere Tonspur für "voice over" einsprechen.

Dann kommt alles anders. Ich bin viel zu früh wach, lese im Bett (Der Weltensammler von Trojanow) und als ich aufstehe, bin ich eigentlich noch schrecklich müde und gähne dauernd. Oh Wunder, der Große ist schon auf, der GöGa kommt dazu, wir frühstücken zusammen, der Kleine steht auf, zweite Kanne Tee, die Familie sitzt selten mit allen Vieren zusammen. Schön.

Ich radle zum Markt, zottle bei unseren Lieblingsständen vorbei und komme heim, die Taschen voll mit wunderbarem Brot, Spätzwetschgen, roten Beten, Suppentomaten, einer sehr dicken sehr runden Aubergine, einem kleinen schokobraunen Paprika, ach ich liebe Marktgänge!

Stehe in der Küche, die Suppentomaten verschaffen und die Kerne sichern, auf Papier streichen, beschriften, Saatgut für 2022. 

Schneide Zucchini in Scheiben, aufs Backblech, untern Grill. Schneide die Monsteraubergine in Scheiben, salzen und abtropfen. Die kommt als nächstes untern Grill. Hacke Knofel. Mariniere die gebratenen Zucchinischeiben mit Knoblauch, Salz, Pfeffer, Olivenöl, Petersilie, fülle die Auberginenscheiben mit Fetacreme, rolle sie auf. 

Der Kleine leiert ein Nähprojekt an, "mache aus 4 Hosen, die alle anders kaputt/zu klein sind, eine Patchworkneue". Also kommt die Nähmaschine ins Wohnzimmer, ich sitze nebenan in meinem Zimmer, doodle coloricombo und assisstiere immer wieder drüben an der Maschine / beim Stecken / beim Unterspule auffüllen usw usf. An konzentriertes Arbeiten an meinem Projekt ist nicht zu denken. Macht ja nix. Ist auch so schön, eine malt, einer näht, einer arbeitet am PC, einer räumt und werkelt - alle Türen offen, man hört einander, schliesslich rafft uns der Hunger von den Tischen, der Große "Mama, was kochen wir?"

So stehen wir beide in der Küche, schnippeln, kochen, er sorgt für Musik (Danke, wenn Du Musik zusammenstellst, tanze ich zwischen den Töpfen!) und Alle sammeln sich zum Futtern. Wieder alle zusammen. Wie selten das geworden ist und wie sehr ich es genieße. Der Große, sonst eher maulfaul wenig mitteilungsfreudig, erzählt. Familienwohlfühlen. Der Nachmittag geht mit offenen Türen weiter. Irgendwann ist die Hose fertig, mein Malschreibbrief fertig, Hummus zum Mitnehmen für den Kleinen geschnurrt, der zu Freunden verschwindet. Die Fledermaus ist im Hof, es wird ziemlich schnell dunkel.

Kann ich jetzt? Ich? Bitte mal? 

Hurray. Eine gute Stunde später oder so ist der erste Durchgang notiert für den Cutter. 

Ich stehe auf, suche etwas, kniee auf der Bettkante, als der Lattenrost von der Kante rutscht und ich zong 10 cm tiefer ratsche und mit dem Schienbein auf den Metallbettrahmen knalle. Ui. Ein Ei. Au. Und blau.

Sch...sch... sch...  Vergiss es. Nix mit Tonspur aufnehmen. Der Tag ist ge.lau.fen. 

Nun sitze ich also auf dem Bett, Eis auf dem Ei, das auf dem Schienbein prangt, höre Bachar Mar- Khalife's Album Ya Balad und erzähle Euch, was es mit den Videosequenzen aus dem ersten Absatz auf sich hat. Fragt nicht. Fast wie die Jungfrau zum Kind. 

Dank der wundervollen Mehrnousch Zaeri-Esfahani, die regelmäßig auf Literaturwettbewerbe aller Art aufmerksam macht, habe ich ein Gedicht bei pride poesie eingereicht - ein Gedicht und eine Filmidee, denn wer in die Auswahl kommt, hat ein Lyrikvideo zu liefern, zwischen 6 und 12 Minuten. 

Ich. Und Video. Pffft. Na gut, ich dachte, reich halt ein, wird eh nix. (Obwohl ich die Filmidee sofort parat hatte, ne) Pfft. Wurde aber. Zusage. Du bist in der Auswahl. Aaaaaaaaaaaa. Und jetzt?

Glücklicherweise vermietet hier ein Verein für kleineres Budget Videokamera und Eqipment. So zottelten mein liebes Kind und ich an dem sehr warmen Samstagmittag vor 1 Woche mit den Rädern auf in die Mainwiesen, weil ich im Krokodil zu drehen gedachte. Kommen an: Unter Wasser. Och nö. Och nö!! Und nun? Dann also die Räder (mit Kamerakoffer und Stativsack, verdammt, schwer) über die Staustufe rüber und an der andern Mainseite einen Platz ausgesucht. Noch ein Schwätzchen mit einem Mann, der mit seinen zwei kleinen Bullies unterwegs war (der eine hat mir das ganze salzige Bein abgeleckt, kicher), dann der Versuch, etwas brauchbares aufzunehmen. Ich sag Euch. Ähhh. Warum ist an einem Samstag nachmittag so viel auf dem Wasser los? Schiffe, Boote, Ruderer, Schiffe, Jetski, LAUT. 

Schliesslich 28 kurze Sequenzen, unter 1 min bis 3 min. Sonntags früh bin ich dann nochmal alleine los, an den Rhein diesmal. 7 weitere Minidrehs. Ulkig, beim Durchgucken stelle ich fest, die Mainaufnahmen waren alle viel kraftvoller, dynamischer, die am Rhein, frühmorgens, sanft stilles Wasser, alles ruhig (aber die Kamerhand sauverwackelt, grr) waren, fast alle jedenfalls, lahm. Von den insgesamt 35 Sequenzen bleiben roundabout 27 brauchbar zum zusammenschneiden. Was ein Fuddelkram! 

Aber, es gibt ja Hilfe! Schnitt macht für die Menschen, die es nicht können, ein Profi in Köln, den der die Ausschreibung veranstaltende Verein irgendwie verpflichtet hat. Find ich ja so was von klasse! Ich stelle also zusammen, sage, was wohin soll, lade es in die Wolke, der lädt es runter, schneidet, schickts wieder in die Wolke, ich gucks mir an, darf sagen, was ich noch geändert haben will. (Stein vom Herz fall, am Anfang hiess es, man müsse zum Schnitt einen Tag nach Köln kommen. Hilfe, dachte ich, ich hab noch nie 'n Wiedscho geschnitten!) 

Tja, da bin ich  mal gespannt, was der Profi aus meinem dilettantischen Gewackel zaubern kann.  

Will noch wer Tee? Oder Mirabell-Heidelbeer-Kuchen? Menno, bin ich müde. Weltensammler, ich komme. 

Treibt's bunt.  

Und der nächste Post wird, versprochen, endlich der Rückblick auf die sagenhaft schöne Sommerpost! Die war so klasse. Schönste Papiere! Es war ein Fest.