Dienstag, 30. Mai 2017

Die Welt vor meiner Tür

Gartenbegehung vorüber. Fünf Leute stiefeln durch unseren Garten, schwitzen, quasseln, bemängeln bisschen (Der Farn! Der Farn ist eine reine Waldpflanze! Der Farn hat im Kleingarten nichts zu suchen!) Okay. Lass es regnen, dann kann ich die Pfahlwurzeln grad so rausziehen, er wird noch vier Jahre lang immer wieder kommen, wenn ich weiss, es ist Begehung, geh ich kurz mit der Sense drüber. Grins.  Es macht erfahrungsgemäß wenig Sinn, zu sagen, das habt Ihr aber letztes / vorletztes / vorvorletztes Jahr nicht beanstandet - sie können sich grundsätzlich nicht erinnern / waren noch nicht im Vorstand / der alte Vorstand eh zu nachlässig, bla bla. Wenn's weiter nix ist.

Pappelwolle überall. Eine fast geschlossene weisse Wolke aus Flausch, der in der Nase kitzelt, beim Einatmen Hustenanfälle gibt, aber sonst nicht stört. Madame trägt ihre Samen aus. Ist halt so.
Der Vorstand verlässt mehr oder weniger eilig den flauschigen Garten, niest sich nebenan noch durch einen und macht dann Mittag. 

Heute zwei Wolkenbrüche. Das Wasser tanzt in den Regenrinnen, pladdert in Pfützen, läuft Fallrohre runter wo es nicht durchgurgeln kann, drei Minuten lang träuft und läuft alles über, dann knallt die Sonne schon wieder durch die Wolken, läßt jeden Tropfen blitzen und blenden und schlürft die Nässe grad so weg.

Am Nachmittag quartiere ich meine Wohnungspflanzen um in den Hof. Die ganze Bande an Pfennigbäumen und Weihnachtskakteen, das Untier von Asparagus, die kleine Aloe. Jetzt dürfen sie Sonne, Regenwasser und Vogelgeplärr tanken. Jepp. Plötzlich ein Tisch frei im Wohnzimmer. Huch. (ist der dreckig...)

Während ich mit den Händen in der Erde wühle, Töpfe auffülle, Löwenmäulchen und Männertreu einpflanze (bisschen Farbe will ich ja auch), bekomme ich Besuch. Die Kleine aus dem vierten Stock hat der andern Kleinen im Erdgeschoss ein Bild gemalt. Sie kommt in den Hof, will durch die Terrassentür zu ihrer Freundin. Dort macht aber keiner auf. Sie stiefelt ins Treppenhaus, klopft. Kein Erfolg. Familie B ist noch nicht zuhause, sage ich.  Doch, sagt sie, ich hab den Papa von Luzie gehört. Wenn Du meinst, sage ich und werkle weiter. Sie geht wieder an die Wohnungstür und klopft. Mit der gleichen hartnäckigen Beharrlichkeit, mit der sie sich jeden Nachmittag nach KiTa, Spielplatz, Hofspielen vier Stockwerke hoch brüllt, traktiert sie jetzt die Wohnungstür ihrer Freundin. Das Kind ist zäh. Sie stampft immer wieder zu mir in den Hof, um mir mit festem Blick über roten Apfelbacken zu erklären, sie klopft jetzt und der Papa (von Luzie) ist da, dann trabt sie wieder ins Treppenhaus und ich höre es poltern.
Ihre Brüllarien sind legendär. Eine Weile hab ich versucht, sie zu unterbrechen, indem ich die Wohnungstür aufmachte und sie ansprach. Kein Erfolg. Sie setzt sich dann auf die Stufe und brüllt, was die Lungen hergeben, bis ein Elternteil kapituliert und sie holt oder trägt.
Genauso hartnäckig wird jetzt diese Wohnungstür malträtiert. Wenn doch Keiner da ist?! 
Ihr Vater sammelt sie schließlich ein.

Abends sind die Strasse rauf und runter Sperrmüllhaufen verteilt. Wir gehen gucken, wie immer. Das eine ist eine Papa ist gestorben Wohnungsauflösung, das meiste noch intakt. Ich nehme diverse Vollholzbretter mit.  Mein Mann ist entzückt über die Lattenroste. Also schleppen wir sie zu uns in den ersten Stock - um festzustellen, nö, sie passen nicht in die Betten der Kinder.  Und nun? Ja was, sage ich, wir tragen sie wieder hin. Also wieder durchs Treppenhaus und um die Kurve. Äh. Unterwegs muss ich so furchtbar lachen, das ich das Ding fast fallen lasse. So albern, Lattenroste von Haus zu Haus zu tragen, kann man nur sein, wenn's nah ist. Hätten wir nicht das Maßband nehmen können?!

Und nun ist es frühe Nacht in der Stadt mit blassem Verkehrsrauschen, grade keinem Vogel mehr, die CD ist auch zuende, unten klingelt Einer mit Schlüsseln rum, schliesst sein Auto ab, der Wecker tickt, jemand kruschelt im Sperrmüll, Katze knurrt Hund an, Zigarettenrauch zieht hoch zu mir in den ersten Stock, klöngschepperbäng, oha, der Sperrmüll wird umgeschichtet, ein Fenster geht auf, wer guckt, der Wecker tickt immer noch, Schritte entfernen sich, Ruhe.

Schlaft gut, träumt bunt. 

Sonntag, 28. Mai 2017

Frühlingsmailart zum Letzten


Noch mal ganz herzlichen Dank an alle Mitdruckerinnen, Malerinnen, Buchbinderinnen, Künstlerinnen Ihr Alle!für all die tollen Bücher.
Nun haben die kleinen ein Regal und die Frühlingsmailart ist 

zu




                                                                                           Ende. 




Danke. Schön war's. 

Bilder Ping Pong Labyrinth und minotaurische Skizze

Lucia hat ein neues Pingpongthema ausgegeben. Labyrinth.


Ein Hirn hat auch was sehr labyrinthisches. Eine Landkarte auch. Besonders Höhenzüge. Oder Schärengärten....



ein labyrinth
im kopf.
der denkt und denkt
erwägt - verwirft
die wege die ideen
auswege fluchten und - ?
nein
kein ausgang kommt in sicht.
und weiter geht die suche
nach einem loch im zaun dem durchbruch in der hecke
dem feld mit weitem blick
wo?
ich will hier raus
das karussell halt an
und lass mich gehn
he, labyrinth
schrumpf doch
verschwinde
sackgasse tu dich auf
gib mir den ausweg
zeig mir meine fluchten!
ich mag nicht mehr im kreis
so müde bin ich
und gefangen
im labyrinth.
wer hat mich eingesperrt?
29.5.2017 


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Und ein Text der noch im werden ist.  Minotauros, der im Labyrinth gefangen gehalten wurde.

Mir war schon immer unverständlich, weshalb ein so sanftes Tier wie ein Rind mit seinen großen braunen Augen, der weichen nassen Schnute, ein Pflanzenfresser mit Stirnlocken und Pelz, ein wüstes Monster sein soll - manchmal dachte ich, die Sage vom mutierten Stiermensch ist ein vorweggegriffener Fall von Rinderwahnsinn, der Krankheit, die in das Labyrinth des Hirnes Löcher frisst, wenn ein Pflanzenfresser Mark und Hirn und Fleisch von seinesgleichen fressen soll.




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beträte theseus heute das labyrinth des minotauros, so hätte er kein fadenknäuel in der hand. es reichte ariadne ihm ein smartphon, um kontakt zu halten und per gps zu orten ihn, falls in den tiefen er verloren geht.
 
minotauros der verdrehte, stiermann, dna von mensch und tier, wahnsinnig, allzulange schon, von futter, das den mägen eines rindes nicht entspricht, minotauros der verwirrte, der seinesgleichen frisst und dies mit löchern im labyrinth des hirnes zahlt, der weggesperrte, entgangen der keulung, die seine wahnsinnig brüllenden kühe traf, er harrt im dunkel, ohne gras und wiese, reibt die blinden augen an den mauern, unerbittlich kalt, kein sonnenlicht und um die klauen, angefault vom nass, spült der unrat der kloaken. 
theseus leuchtet seinen schritten mit blauem licht aus seinem bildschirm. liest die schilder an den wänden durch den sucher und hält sich fest an dieser nabelschnur aus digitalen zeichen, die denen draussen seinen weg aufzeichnet. theseus geht durch die kloakengänge, gleitet aus und rutscht, atmet flach in dem gestank der flüsse unter seiner stadt, weicht ratten aus, die pfeifend die simse über den kanälen säumen und steigt tiefer. stunden durch das dunkel. immer tiefer. zweigt von großen hallen ab in kleine gänge, auf dem alten backstein bald kein zeichen mehr. der unratstrom, aufgeteilt in kleine bäche, er versiegt, wird moderklebrig schwarz, täuscht, tückt den fuss, den schuh, der in der schmiere stecken bleibt, und bald schon, abwärts in den kanälen schlitternd, flackert nur sein bildschirm noch und geht dann schliesslich aus. kein netz mehr, kein ariadnefaden, der bis draussen reicht, kein rückweg. 
theseus, der einen schuh im moder schon verloren hat, tastet sich blind und hinkend durch die gänge, fühlt sich mit aufgeschürften fingerspitzen an den wänden lang. in einem andern gang, in andern tunnelwegen reibt der stier sein stumpfes fell an engen wänden, hinkt auf verletzten klauen, schleppt sein stiergewicht auf menschenbeinen missraten schief durchs dunkel. wie ihn hungert, nach einer stimme, menschlich, die ihn anspricht, die ihn sieht und fühlt und ihn herausführt unters licht der sonne.

work in progress. 22. /29. Mai 2017

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minotaurische skizzen



Danke Lucia, für die Inspiration.




Samstag, 27. Mai 2017

Mustermittwoch, mailartfrühling und Hirschkäfer

Unsere letzten zwei Büchlein sind eingetrudelt!

Alex hat ein perfekt gebundenes Löcherbuch verschickt, das mich herzlich zum Lachen brachte!


Der zart marmorierte Umschlag in ebru technik gefällt mir ausserordentlich!

Von Uta - leider ohne blog - kam ein pralles volles buntes witziges unglaublich detailreiches Lieder und Gedichte-Buch. 




 Hasen aus Esspapier, ich lach mich wech. 

An alle Frühlingsdruckerinnen! Es war ein riesen Spaß und Freude die Aktion mit Euch allen zu machen und ich freue mich über jedes Buch. Vielen vielen Dank an Euch Alle!!

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Heute bekam ich ein Geschenk: Ein Hirschkäfermännchen zu meinem Hirschkäferweibchen von Ulrike!



Eine soo schöne detailreiche wunderbare Collagenkarte hab ich noch nie in Händen gehalten! Liebe Ulrike! Ich weiss garnicht, wie ich danken soll. 
Die kriegt nen Ehrenplatz! Vielen vielen Dank!




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Michaelas Mustermonat der Bänder und Knoten ist beinahe rum, da muss ich doch mal schaun, ob ich noch die Kurve kriege.....

Mich mal erinnern an die Seglerei in grauer Vorzeit....



              ... entschuldigt, ich hab so ein Es muss alles auf eine Seite Dings.... und unten knäults sich dann....


Und Bänder? Moment mal. Wo ist Omas Bänderdose? 





Die Handwebbänder, 2. 4. 5. 6. und 7.Reihe oben hat meine Mutter gemacht. 

Zum Teil aus zarter flauschiger Wolle. 
Die Kantbänder in der 3. Reihe schlummern hier seit Jahren....
Die bunten Fabrikwebbänder 1. Reihe oben und 2. unten hat meine Oma an Blusen, Decken, Kissen etc. genäht. 
Die Bänder in der 1. Reihe unten >grün< und letzte Reihe oben >coke< sind aus der Zeit der Hosenbeinverlängerung, 70er Jahre. Damit hat meine Oma meine Hochwasserhosen für noch 1 Jahr tragbar erklärt..... dass ich die Dinger grottig fand, war wurscht. Später hab ich Jungenshosen aus der Nachbarschaft aufgetragen. Eine dicke dunkelgrüne Breitcordhose war mein absoluter Favorit!

Die geerbten grauenhaften Feincordschlaghosen meiner Tante - weiss, türkis (schüttel) oder rot - hab ich per Hand auf schmal genäht, ehe ich sie - seltenst und nur im Notfall des Waschmaschinenausfalls, hust - trug. In den 80ern waren Schlaghosen so was von vollkommen out! Und ich in meiner Dunkelblau-Phase, lach.  Oh menno. Was einem an Erinnerungen anfällt, macht man mal harmlos diese Dose auf.... jaja. 



Spanschachtel. Anna Strupp. Fünfziger Jahre....


Schönes Wochenende all around.



 

Donnerstag, 25. Mai 2017

Gartentage


Es wurde um Fotos gebeten nach dem PÄNG





 Es hängen noch ganz viele herum, die auch noch aufgehen werden....


 Und die kleinen des wilden Mohns lassen wir auch blühen



Götterdämmerungshimmel.... 



Schließlich schneit's 





Sie war's!


 Hartriegelblüte




 Die Hummeln toben in den Lupinen


die Zwiebeln vom Vorjahr blühen 



Erdrauch


Heckenrose 
 
  
Monsieur Bambus


Die Pflanztöppe sind geerbt vom Vorbesitzer. Eigentlich grottig...   Aber man arrangiert sich und versenkt Dachwurz drinne, Tulpen, ab und an mal ne Tomate....

Wiesensalbei
 

Es ist irre, wie schnell Bohnen keimen!
 

Heute gepflanzt: Die Pepperoni von der Fensterbank. Hoffentlich überleben sie ohne schlimmen Sonnenbrand. 
 

Haben die Kinder mal gesetzt: Storchschnabel. 
 

Der Digitalis geht auf!
 

Hinten raus zum Bach das Nachtigallenparadies mit Holunder, Hartriegel und den Bäumen und Büschen des Gartens auf der andern Bachseite. 
 

Darf ich vorstellen: Mischkultur. Kohlrabi, Pflücksalat, Erdbeeren, noch nicht sichtbar: Erbsen, rote Bete, Gurken, zwischendrin wuselt die Minze und dürfen die Glockenblumen stehen bleiben. 


Gegenüber Erdbeeren, Stachelbeeren, Johannisbabys (Stecklinge vom letzten Jahr) Salbei und Lavendel, Wachtelbohnen und dies und das. 


Am Abend gefunden: Madame Hirschkäferin.



Dem Rhabarber ist zu schnell zu warm. Er ist geplättet und treibt neu aus. 
 

Abends um halb acht schönster Wölkchenhimmel. Wir fahren....