Montag, 21. Januar 2019

Kleinigkeiten

Sichelmond im Januar

Auf dem Rücken schaukelnd
hängt er in den Zweigen der Kastanie. 

Sie reicht ihn
mit klauenkrummen Fingern
auf die andere Seite der Nacht.

Am Morgen mit müden Augen grüße ich ihn.

Ach! 
Vertauscht
mit der Leuchte des Baukrans!

Davongemacht 
hat er sich schon

in die Tinte. 

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Die fliederfarbenen Papierchen der Knallfrösche
sehen aus wie Herbstzeitlose.

Winzig.
Nassgeregnet.

Als ich mich bücken will,
erkenne ich
die Rest der Sylvesterknallerei.

Zarte Blütenkelche  
aus zerfetztem Seidenpapier. 

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Mond
nachtwärts schief gehängt
in Lindenklöppelspitzen

Eule fliegt lautlos
Er könnte stürzen
sonst

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Mittwoch, 9. Januar 2019

Gegenwind

Die ganze Nacht schon stürmt es
wirft sich der Regen waagrecht gegen Fensterscheiben
zerrt's an Fahnenstangen, Ampelmasten und Laternen
als wolle sie der Wüterich ausreissen und im Dunkeln Speerwurf üben. 

Die Wellendächer über Rädern, Tonnen, Blumenkübeln
scheppern ohne Rhythmus. 

Am Morgen ist der Wind ein wildes Tier
das sich zum Angriff auf mich wirft von allen Seiten
zerrt und schiebt und schüttelt.

Am Fluss kommt er von vorne
hält mich auf der Stelle
treibt mir die Tränen in den Blick zurück. 
Ich schalte runter, strample, stemme mich.

Zwischen den Häusern ist es windstill
und erspriesliche 6 Grad.
Die Amseln pfeifen. 

Über mir Tintigblau
in das der Osten stetig Wasser tropft.
Es wird nur zögernd heller. 
 



9.1.19

Dienstag, 8. Januar 2019

Licht

Morgens Molenweg


Heute morgen ein spektakulärer Osthimmel, Regenwolkenfahnen über Gustavsburg, zwei Bahnen
Wolkenbänder und das Versprechen von Helligkeit (leider ist die händikamera alles andere als spektakulär), feuchte fast milde Luft. 

Wie immer in den Anfängen eines neuen Jahres,  ein paar Wochen nach Wintersonnwend, begrüße ich die Erinnerung an meine Oma, die an ihrem Platz am Küchenfenster jeden Morgen das frühere Steigen des Lichts erwartete, "wir sind aus dem Tal raus" seufzte sie, war es morgens endlich hell. 

Ich erinnere mich an Morgende als Kind in meinem Dachfensterzimmer, wenn ich in den Bademantel gewickelt das Fenster senkrecht stellte, mich auf die Kommode darunter kniete, und, die Arme in die Fensterrahmen gewinkelt, so lange nach Osten sah, bis es hell genug war, wieder schlafen zu gehen. Es ging nicht um den Sonnenaufgang, sondern um das Erhaschen dieses gläsernen türkis-zartgelb-fast-weissen Horizonts, der noch nichts vom orangenen Sonnenfeuer hat, sondern früher dran ist, wenn das Licht sich durch fransige Wolken tropft. 

Bis heute schlafe ich am besten ohne Rouleaus.