Acht Wochen homeoffice. Einige Wochen weniger homeschooling, das jetzt abwechselnd mit Präsenzunterricht für Kind 2 und bei Kind 1 am vorigen Dienstag die letzte Fachabitursarbeit.
Wir sind eingegroovt.
Nach wie vor finde ich homeoffice suboptimal, aber die Aufrüstung aus der Technikschachtel des Gatten hat einiges verbessert.
Ein Laptop ist nicht gemacht für stundenlange Arbeit. 1. Der Bildschirm steht zu tief, wenn die Hände entspannt schreiben können sollen. Genickstarre. 2. Stelle ich das Teil auf 3 Bücher, damit ich geradeaus in den Bildschirm gucken kann, geht tippen gar nicht mehr. 3. Das ständige Benutzten des kleinen Mauspads zwingt die Unterarme auf eine scheissenge Haltung, das geht langsam Richtung Tennisarm.
Also erstens einen USB Hub angehängt, da das kleine Ding nur einen USB Anschluss hat. An den Hub kommen externe Tastatur und Maus, das Laptop wandert hoch auf 3 Bücher und fungiert als Bildschirm. So gehts besser.
Dass davon abgesehen, weder mein Tisch noch mein (Küchen-)Schreibtischstuhl ergonomisch für volle Arbeitstage ausgelegt sind, danach fragt keiner.
Das ist das bescheuerte an homeofficelösungen. Die ganze Einrichtung eines Arbeitsplatzes, von der Frage der Ergonomie bis zur Datensicherheit, bla und blubb, wandern tralala stillschweigend in die Verantwortlichkeit der Arbeitnehmenden.
Und da sind wir noch nicht bei der Frage, wohin mit den Kindern, die bei uns glücklicherweise nicht mehr ins Gewicht fällt. Bei zwei Großen, die ihren Kram selbst organisieren und glücklicherweise auch das technische Equipment vorhanden ist, ist keine Schul-/Kita- oder Hortbetreuung notwendig. Ich weiss, dann klingt das hier wie ein Luxusproblem.
Aber da mein Chef gewillt zu sein scheint, den Zustand noch einige Monate, ggfls bis 2021 auszudehnen, ist das Problem dauerhaft schmerzender Unterarme/Ellbogen/Handgelenke irgendwann nicht mehr luxuriös....
Wenig luxuriös ist auch der umgebende Lärmpegel, den ich bei Schönwetter und dem Wunsch nach offenen Fenstern an der Backe hab. Die kleineren zuhause festgenagelten Kinder unserer Mitbewohner haben hier und im benachbarten Mietshaus den Luxus einen begrünten Innenhofes, der sich über zwei Höfe erstreckt. Also haben die Eltern, von denen viele arbeiten müssen, ohne für einen Kitaplatz systemrelevant genug zu sein, aus der Not eine Tugend gemacht und betreuen den Kinderhaufen abwechselnd in eben jenem Hof. Hat was von Bullerbü. Ist gut so, begrüße ich, finde ich klasse, dass es geht, ist prima für die sechs bis acht Kinners und die Eltern haben eine Sorge weniger. Alles gut. Aber es gibt Tage, da nehme ich irgendwann nur noch DEZIBEL wahr und das bis in die Abendstunden knapp 20 Uhr. In den Hinterhöfen schallt es halt auch wie blöd. An Ausspannen ist also nach meinem eigenen homeofficetag nicht zu denken, es sei denn, ich verlasse das Haus oder sperre mich bei geschlossenen Fenstern und Türen ein.
Letzte Woche war ich an einem so kinderreich durchgebrüllten durchgejohlten durchgekrähten durchgeheulten Nachmittag/Abend so gar, dass ich selber kurz vorm Losheulen stand. Der Nachmittag hatte was von Terror. Der Dauerlärm hatte mich vollkommen gemürbt. Also ging ich runter und sagte zu dem nächstbesten Papa, der mir übern Weg lief " es reicht. Ich.kann.nicht.mehr. Ich.kann.nicht.mehr. Das geht jetzt seit Stunden, es reicht. Bitte. Ruhe. Jetzt." Er nickte verstehend, sagte was von 10 Minuten und tatsächlich, dann kehrte auch Ruhe ein. (Dass die Nachbarn einen Hinterhof weiter danach lautstark draussen grillten, dafür konnte er nix. Aber die waren nach 'ner Stunde fertig.) Ich war für den Rest des Abends trotzdem nicht mehr zu gebrauchen. Das Nervenkostüm war für zwei Tage in Fetzen.
Wer hier mitliest, weiss, wir haben einen Schrebergarten. Wer Schrebergärten kennt, weiss, es gibt Reglements, es gibt Vorschriften, es gibt im Mai Juni Gartenbegehungen, um zu gucken, ob alles ordentlich ist und der Garten kleingärtnerisch bewirtschaftet wird.
Wir haben knapp 600 qm Grund. Wiese. Beete. Manches fein angelegt, manches wild, weil's halt wild wächst. Wir haben die letzten Wochen nachmittags rangeklotzt. Der Gatte zT ganze Tage. Unkraut raus. Beete anlegen. Komposterde umsetzen. Sensen. Mähen. Es gab Nächte, da wummerte meine Schulter von der Belastung so fett, dass ich mich kaum umdrehen konnte.
Samstag war Begehung. Es regnete. Wir fuhren raus. Die Begehung war bereits durch. Ein Zettel klemmte am Türchen. "Garten total verunkrautet. Ränder zu den Nachbarn keine 50 cm frei." So ein Zettel ist nach der Oxerei der letzten Wochen ein Schlag in die Magengrube. Letztes Jahr sah der Garten genauso aus, da hiess es alles okay. Dieses Jahr war ein anderer Vorstand begehend, einer der Hardliner, für den Öko suspekt ist und vor allem unaufgeräumt. Meine Pflanzen sind keine Soldaten!
Ich war kurz vorm Kotzen vor Zorn. Vor Frust. Vor Ärger.
Vor "jetztnochmehrtun" - ich will eine Pause! Verdammt.
Okay, nochmal zwei Wochen Schufterei, um den Kotzbrocken friedlich zu stimmen, damit wir den Rest des Jahres machen können, was und wie wir wollen. Ich werde die Grabgabel heiraten und die Hacke an der Hand ankleben und die Sense an der Schulter oder so....
Es ist zum zerplatzen! Dieser besch.. Korinthenkacker, der Rauke, Wegerich, Giersch (essbar!) und blühenden Feldsalat und überhaupt alles als Unkraut definiert, was nicht aus dem Baumarkt kommt. Wenn es möglich wäre (was es nicht ist) hier im Stadtrandgebiet an ein unreglementierten Stück Gartenpachtland zu kommen, wäre ich sofort weg.
Den Rest des gestrigen Tages hab ich grollend herumgesessen, zornig Teig geknetet, knurrend Kuchen gebacken und mit zwei Händen gleichzeitig Suppen gerührt - Stressabbau.
Scheisstag.
Dafür gibt's heute Kuchen....