Radfahren lernte ich mit Omas großem 28 Zoll-Rad auf der damals noch unbefestigten Straße vor ihrem Haus. Zu hoch das Ganze, um sitzend an die Pedale zu reichen, aber toll zum Rollern und Sausen und im Stehen strampeln. Wie alt ich da war? Irgendwas zwischen 5 und 7 glaube ich. Dann bekam ich ein eignes Rad, ein rotes Damenklapprad, das ich so lange fuhr, bis es geklaut wurde. Nach diesem gab endlich ein großes Rad für mich. 26 oder 27 Zoll, mit dem waren wir Anfang der Achziger zu Fünft auf einer Radtour rund um den Bodensee. Das Format war so ausgefallen, dass wir auf der schweizer Seite, als mir der Mantel riss, keinen Fahrradmonteur fanden, der einen passenden Mantel hatte! So steckte er unter das gerissene Mantelstück ein Ersatzstück eines Stollenmantels, pumpte auf und es hielt. Ich fuhr am andern Tag etwas hoppelnd - der Reifen war ja an einer Stelle dicker/höher - bis auf die deutsche Seite, wo wir dann einen Velo-Schrauber fanden, der auch meine Mantelgröße führte.
Zur Schule fuhr ich die Monate Mai bis Oktober mit dem Rad, 10 km über die Landstraße. Im Sommer waren wir ein ganzer Pulk Kinder und Jugendliche, die gemeinsam radelten. Als der erste ein Mofa hatte, hängten wir uns dran. Großes Gejohle! Wenn man zu spät in den Unterricht kam, griff man vorher kurz in die Kette, zeigte verschmierte Pfoten vor und entschuldigte sich mit "mir ist die Kette runtergefallen"...
Mein Vater übte mit mir Platten flicken, Dynamo austauschen und Birnchen wechseln, Kabel neu ziehen, Kontakte prüfen etc., denn ohne Licht durfte ich nicht fahren.
Diese Verantwortung wünsche ich mir jeden Winter, wenn es mit all den unbeleuchteten Crashradlern in der Stadt ständig beinah-Unfälle gibt! Es ist einfach so rücksichtslos und scheissgefährlich, ohne Licht zu fahren!
Was ich leider nie gelernt habe, ist eine Gangschaltung wieder einrichten.
Irgendwann suchte ich mir mein erstes 28 Zoll Rad aus. Mit hohem gebogenem Lenker - so hollandradmäßig, eine Fahrradform, die dem alten schwarzen Rad meiner Oma entsprach, auf dem ich fahren lernte und die mich seither nie mehr verlassen hat. Darauf fahre ich am bequemsten. In den Zeiten der schwer lädierten Hüfte, als mir das Rad über Jahre die Beine ersetzte, war der tiefe Einstieg Gold wert und ich habe nie aufgehört zu fahren. Schön viel Gänge und ich radle hoch auf den Lerchenberg.
Wir wohnen mitten in der Stadt und erledigen radelnd alles. Arbeit, Schule, Einkäufe, als die Kinder klein waren mit Anhänger und / oder Kindersitz, Lastenanhänger für alles, was in den Garten muss oder sonstwohin.
mit den Rädern im Garten, 2014 (nein, der Kerl hat keine Skoliose, er bläst den Bauch auf und macht Quatsch)
Lesestoff und Schulhefte gehen im Sommer mit raus.
Das bisher schwerste: Im Anhänger 3 hölzerne Kompostmieten aus dem Baumarkt, ein kleiner Sack Anzuchterde, Stickel für's Himbeerbeet. Boah, was ne Strampelei!
Die Kinder radeln genauso zu Schule, Sport, Musik, Freunden.
Im Urlaub werden Räder geliehen.
Von der letzten Tour im alten Jahr hab ich ja schon erzählt:
Am Main entlang.
Ohne Rad wär ich nur halb. Und eine Bauchlandung bei Glatteis hält mich nicht davon ab, wieder zu fahren. Liebe Emma, danke für diesen Aufruf zu Geschichten!
Na, du bist ja ein richtiger Fahrradfan. Bei der Rundfahrt um den Bodensee musste ich grinsen...
AntwortenLöschenBei Fahrradreparaturen wäre ich zugegebenermaßen absolut hilflos. Ich darf nur soweit fahren, wie ich irgendwie zu Fuß oder mit dem Regionalzug wieder heim kann ;-)
Liebe Grüße
Andrea
Die Harten kommen eben in den Garten...
AntwortenLöschenAstrid
Bekennende Nichtradlerin seit 9 Jahren
genauso hab ich auch radfahren gelernt!!
AntwortenLöschenich finde es toll, dass ihr alles mit dem fahrrad erledigen könnt, auch wenn es manchmal beschwerlich ist. hier in völlig ländlicher gegend ist das leider nicht möglich (und schon gar nicht mehr im alter...).
liebe grüße
mano
...so konsequent radle ich nicht, liebe Eva,
AntwortenLöschenich bewundere, dass du alles mit dem Fahrrad machst...ich bin eher die Schönwetter Radlerin, dann aber gerne...in der Arbeit habe ich Regensachen deponiert für den Fall, dass sich das Wetter zwischen Hin- und Rückfahrt ändert, aber dann komm ich nach Hause und kann mich gleich umziehen...
liebe Grüße Birgitt
Hach schön, auch so eine Radlerin... Ich hatte wegen der vielen Transporte manchmal an einen Fahrradhänger gedacht, aber ich ziehe mich lieber ein bisschen zurück und lass andere transportieren, haha ;-) Liebe Grüße Ghislana, das Knie hat sich etwas beruhigt, ja?
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