Freitag, 17. November 2017

Volle Tage...

Ich rechne ich seit Wochen Kfz-2018-Rechnungen gegen, so dass ich mittlerweile in SF Klassen träume, Joker sage, wenn ich Butter meine, das Erstzulassungsdatum vom Käse suche, den Salat frage, ob er vorsteuerabzugsberechtigt ist und die Nüsschen über oder unter 23 Jahre alt. Und das noch bis Mitte, eher Ende Dezember.... 
Zwischendrin stürzt der Server ab, was sich mit himmlischer Ruhe im Büro zeigt (der Lüfter ist defekt und lärmt, der Chef unwillig und bei technischen Malaisen immer ganz schnell und ganz akut von Arbeitsplatzflucht befallen) oder es rauschen in dieses Gewimmel mal eben so von schräg hinten links scharf abgebogen ein paar Gebäudeschäden rein mit geballtem Unzuständigkeitschaos.  Zwei Versicherer, drei Unansprechpartner, grrr. 

Also hänge ich ein Weilchen am Telefon, diskutiere mit einem Gutachter, erkläre einem andern Sachbearbeiter, was eigentlich passiert ist, beruhige meinen Kunden, dass ein Regulierer kommen wird und ich auch, wenn er möchte, und wir die vier (4!) Schäden, die seit März einer nach dem andern den gleichen Raum seiner Praxis heimsuchten, irgendwie aufgedröselt, sortiert und hoffentlich entschädigt kriegen.... Irgendwann lachen wir und er geht weiter Zähne flicken, ich Fälle.
Mein Job macht Spaß!  Update: Das ist wirklich so und kein Galgenhumor!

Meistens. Grins.

Aber wenn die Nächte zerrupft sind, weil der Tochterteenie nachts um drei vom eigenen Nasenbluten wach wird und meine eigenen Augen von der PC Starrerei sandigrauh sind, dann ist es schon Gequäle, morgens aus dem Bett zu kommen. Heut früh hackig vertrödelt. Es war mit mir einfach keine Geschwindigkeit zu machen. Als die Glocken um dreiviertel acht läuteten, wenn ich eigentlich schon im Büro zu sitzen habe, war ich immer noch zuhause, lud die Waschmaschine mit Blutbettwäsche und zog mal langsam die Jacke an. Die Suche nach einer Mütze erfolglos aufgegeben.
Kurzer Widerstreit mit dem eigenen Schnarchego, nehm ich den kurzen Weg durch die Stadt, dann siegte das Wissen "der Molenweg tut mir gut. Und zu spät bin ich eh, ist jetzt auch egal..." 

Also zum Tor raus und nach rechts; ich fädele mich radelnd in die dritte Spur von vieren ein, sause über die Kreuzung, nehme den Weg durch Baustellenlehmschmodder sachte angebremst und lasse mich dann am Fluß lang rollen.

Nässe. Diesig. Feuchtkalt. Die Möwen am Hafenarm des Rheins aufgereiht, eine weißgraue Emma neben der andern, die Kormorane tauchen, das einzige Licht die Lampenbäume der Bagger im Baustellengewirr. Straßenlaternen schon ausgeschaltet. Geschlossene Wolkendecke in dem nicht sonderlich ansprechenden Isabellfarben dreckiger Unterwäsche. Es wird nur sehr zäh heller.

An der Feuerwache abbiegen, über nördliche Neustadtstraßen mit grottigem Puzzleasphalt, überall Platanenlaub, das einzige, was an dem grauen Tag goldbraun leuchtet. Ankommen.

Durchgepustet. Warmgeradelt. Stolz. Nach acht Wochen Molenweg ist die Lust den Umweg zu fahren größer als das Schnarchego. 


Ich fahre übrigens im Eisbär:



Sagenhaft fetter echter Wollfleece. Leicht, sehr voluminös, Michelinfrau halt, warm, ohne zu stauen. Winterfell....

8 Kommentare:

  1. Oh! Da schätzt man dann sein Rentnerlotterleben noch mal mehr....
    Mach et joot, erholungsmäßig und so am Wochenende!
    Astrid

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  2. Der Molenweg ist gut! Und das Winterfell! Und wie habe ich geschmunzelt über deinen nächtlichen und Büroalltag... Wenn ich dich am anderen Ende der Leitung wüsste, würde ich mich vielleicht auch mal wieder getrauen einen Schaden zu melden ;-). Nach diversen frustrierenden Erfahrungen - irgendwas sprach immer gegen eine Regulierung durch die Versicherung - habe ich komplett aufgegeben, bezahle nur noch meine Prämien. So sind Versicherung und ich zufrieden. Und ich melde mich erst wieder, wenn ein Totalschaden das Haus zusammenfallen lässt ;-) Liebe Grüße Ghislana

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  3. Hast Du das Erstzulassungsdatum des Käses mittlerweile gefunden? Schöne Beschreibung einer anscheinend eher anstrengenden und unschönen Tätigkeit (sprich: Galgenhumor)? Oder geliebte Arbeit, die gegen Ende des Kalenderjahres regelmäßig etwas stressig wird (was man dann mal in Kauf nimmt, weil ansonsten alles in Ordnung ist)? Wie auch immer: Nimm den Molenweg, das scheint ja zu helfen!
    Das Winterfell ist gar keine Michelinfrau, das ist nur bei Daunenjacken der Fall!
    Liebe Grüße von Frau Frosch

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    1. Letzteres liebe Frau Frosch, ich mach den Job wirklich mit Spaß dran, aber Jahresende ist furchtbar. Ich hab kein Problem fünf Bälle in der Luft zu halten, aber gegen Jahresende werden es 278 . eh. Ich hab schon gesagt, ich mach den Januar dann frei...

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  4. Mir geht's wie Astrid, aber ich kann mich noch gut an solch verpeilte Morgen erinnern, an denen dann plötzlich die Zeit egal wird und man sich den schönen, wenn auch längeren Weg gönnt.
    Lieben Gruß und ein schönes Wochenende
    Katala

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  5. Jetzt gönne ich mir endlich ein bisschen Eva-Alltag, den ich ja immer zu gerne lese. Keine schafft es, so herrlich locker und unterhaltsam über den anstrengenden Job zu erzählen! Dass dir der Job Spaß macht, glaub ich gerne, weil du ja dort über die Sprache mit deinem Humor sicher Vieles regulieren kannst. Aber ich genieße es sehr, keine Unansprechpartner mehr haben zu müssen!
    Dein gemütliches Winterfell wäre auch was für mich Frostköttel!
    Schönen Sonntag - Ulrike

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  6. Mit Humor geht alles leichter. Gut, dass nicht nur bei mir alles ein bißchen rupfig läuft. Eisbär ist immer gut.
    LG
    Magdalena

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  7. Oje, nächtliches Nasenbluten klingt ja doof. Hat sie das einfach so, ohne Schnupfen und so Zeug? Falls ja, nur Mut, ich hatte das auch, ebenso wie mein Vater, es hat sich sozusgaen ausgewachsen. Aber genervt, uff, besonders unterwegs.
    Dein Blog ist leider sehr prokrastionationsgeeignet, da kann man sich ja furchtbar festlesen, au weia.

    Noch ein ganz klein wenig weiterlesend mit herzlichen Grüßen
    Maike

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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