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Sonntag, 12. November 2017
Leselisten
Ich hab den Sommer bis Herbst international durcheinander gelesen. Angefangen mit Chimamanda Ngozi Adichies "Americanah" - der Roman über eine Nigerianerin, die in die USA kommt. (Parallel dazu läuft die Geschichte des männlichen Protagonisten, der keine Green Card nach USA bekommt, nach England geht und kurz vor'm Schließen einer Scheinehe ausgewiesen wird. Der sich als Loser empfindet - die Einreise nach Lagos lehrt ihn, Ausgewiesene kehren jeden Tag zurück und das Leben geht weiter.) Die Erlebnisse der Frau in den USA sind ein Spiegel des Alltagsrassismus, eingebaut über den Kunstgriff des Blogs im Buch. Der Alltagsrassismus macht Schlucken, man erkennt sich ja auch durchaus selbst in diversen der Begebenheiten, trotzdem ist manches darin wirklich brüllkomisch.
Dann von Tahar Ben Jelloun, den ich sehr schätze "Verlassen". Ein bitteres überaus schmerzhaftes Buch über die verlorene Jugend Marokkos, die, bestens ausgebildet, im Marokko der Korruption und Vetternwirtschaft keine Arbeit findet und sich sehnsüchtig über's Meer nach Spanien wünscht und träumt - und dort angekommen, sich verliert in Heimweh, Sehnsucht, Prostitution, Demütigung und Bitterkeit und daran leidet bis zum Tod.
Lizzie Dorons zwei Bücher zum Israel-Palästina-Konflikt "Who the fuck is Kafka" und "Sweet Occupation" haben mich begeistert - die illegale Besetzung Palästinas ist mir ein Herzensthema seit ich Felicia Langer gelesen habe, die in den 80ern sogar an unsere Universität eingeladen war. Langer ist Jüdin, ihr Mann Mieciu Langer ein Überlebender der Shoah, sie ist Juristin, die über Jahrzehnte als Menschenrechtsaktivistin Palästinenser vor den israelischen Militärgerichten verteidigte. Ich habe lange überlegt, ob ich das hier poste. Ich lese Hecht-Galinsky's Blog und weiss wie unpopulär Kritik an Israel ist - wer die Besatzung und israelische Siedlungspolitik angreift wird als Antisemit verschrieen - aber da knurrt die Juristin in mir, es ist und bleibt völkerrechtlich Unrecht. Punkt.
Was habe ich noch gelesen: Khaled Hosseinis "Traumsammler" - das in Afghanistan spielt. Geschwister, die getrennt werden, weil die bitterarme Familie die kleine Tochter an eine reiche Familie nach Kabul verkauft. Die Lebenswege der Geschwister. Ein ausufernder Roman mit mordsviel Figuren, der mäandert und in viele Länder und Kulturen wandert und seine Wurzeln im ländlichen dörflichen Afghanistan hat.
Ebenfalls nach Afghanistan führt der Roman von Norbert Scheuer "Die Sprache der Vögel" über einen vogelbegeisterten Soldaten, der in Afghanistan stationiert ist und im Zuge seiner Vogelbegeisterung und -beobachtung der Truppe 'abhandenkommt'... Ein sehr stilles Buch, das vom genauen Hinschauen getragen wird.
Eben grade lese ich wieder Norbert Schätzings "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" - ein Buch das mich seit mehreren Jahren begleitet, meine Begeisterung für die Tiefsee füttert, einem so viel Information über das Meer um die Ohren schlenkert, dass es fast lexikalisch lesbar/nutzbar ist. (Bio-Leistungskurs, lange lange her, aber die Themen sind immer noch meine. Kicher.)
Schönen Sonntag noch allerseits!
1 Kommentar:
Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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Da finde ich jetzt aber wirklich eine Menge Lesetipps für kalte Winterabende! Vielen Dank. "Die Sprache der Vögel" habe ich mir gleich als erstes vorgemerkt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea