Dienstag, 28. November 2017

Biodiversität

Katala mit ihrem Post über ihre Kartoffelsorten hat mich draufgebracht, dass ich unbedingt ein bisschen die Werbetrommel rühren muss für Pflanzenvielfalt, Nutzpflanzenvermehrung, Biodiversität.
Wo fang ich an. Bei dem Verein, bei dem ich seit x Jahren Mitglied bin, wenn auch weit vom Schuß. Der Verein sitzt in Schiltern, Österreich. Die Arbeit von Arche Noah lernte ich Ende Achziger/Anfang der Neunziger über Artikel der damaligen Mitgründerin Nancy Arrowsmith kennen und als olle Erdbuddeltante war das was soo sinnvolles für mich, dass ich den Verein seitdem unterstütze.
www.arche-noah.at
Arche Noah sitzt zwar in Österreich, hat aber jede Menge Mitglieder und ErhalterInnen auch in Deutschland (und anderswo). Über das Sortenhandbuch können Mitglieder Samen ordern, auch Stecklinge, Jungpflanzen pipapo.  Der Newsletter ist gut, die Weiterbildungsmaßnahmen viele und der Verein unglaublich rührig.
Kulturpflanzen retten + erhalten + vermehren + zugänglich machen + tauschen + über Anbaumethoden sprechen + über Kochrezepte.... das Spektrum ist endlos.

In Deutschland gibt's ein Pendant, den VEN www.nutzpflanzenvielfalt.de.
Auch hier gibt's Saatgutlisten und den Erwerb über die ErhalterInnen, wie bei Arche auch.

Dort gibt es auch lesenswerte wie erschreckende links zum Insektensterben http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/wissen-und-bildung/Gro%C3%9Fes-Insektensterben-als-Problem-der-Landwirtschaft-article3685311.html

oder über die Verantwortlichkeit der westlichen Wirtschaftspolitik (Stichwort Saatgutvorschriften, in denen bäuerliche Selbstvermehrung nicht mehr vorkommt)  am Aussterben lokaler Sorten und am wirtschaftlichen Abhängigmachen sogenannter Drittweltländer von der Trias Saatgut-Pestizid-Dünger.

https://www.fian.de/artikelansicht/2017-07-04-pressemitteilung-kritik-an-g20-satte-menschen-statt-satte-gewinne/

Genau letzteres ist etwas, was mich regelmäßig in Harnischbringt. Länder von der Saatgut-Pestizid-Dünger-Trias abhängig machen heisst Böden auslaugen, regional angepasstes Saatgut innerhalb 2 bis 3 Anbauperioden zum Aussterben bringen, heisst wirtschaftliche Abhängigkeit schaffen und halten,  und wenns so "schön" schiefgeht wie mit dem Maiszünsler in Südamerika ist das Insekt in 3 Anbauperioden angepasst, resistent und die Bauern gucken in die Röhre: Ernte futsch, altes Saatgut futsch, Böden futsch, Gesundheit futsch, Grundwasser versaut, alles futsch. Verarmung, Verschuldung, Hunger. Wer lacht? Monsanto und Konsorten.

Saatgutvermehrung ist eine uralte bäuerliche Technik, die nicht nur weiterhin gepflegt, gelehrt und angewandt werden muss, sondern auch geschützt. Weltweit. Und gelehrt. Denn sie ist wichtig. Nur Pflanzenvielfalt kann Insektenvielfalt halten und der Menschheit langfristig den Arsch retten.
By the way: Jede Menge der bäuerlich vermehrten aber sortenfesten alten Sorten sind nicht im Saatgutarchiv auf Spitzbergen eingelagert.

Unser Saatgutarchiv Tomaten (Chillies, Kürbisse, Zucchini)



Ich weiss, es sieht unprofessionell aus. Aber es funktioniert. Wir streichen Samen auf Papier, lassen es+sie trocknen, beschriften mal mehr mal weniger ausführlich zu Größe, Farbe, Geschmack, Ernte/Reifezeitpunkt, Braunfäuleanfälligkeit, Jahr. Im Februar/März vom Papier pitteln, in die Saatschale legen, angiessen, wächst. Grins.
Die kleinsten Tomätchen lassen wir manchmal einfach als Frucht zusammenrunzeln, wenn man sie im Februar März anschneidet, sind die Samenkörnchen tlw. schon am grünen, ab in die Erde, wachsen sofort los.

Noch 4 Wochen bis Sonnwend, noch 3 Monate bis die ersten Saatkisten  gefüllt werden.
Mal schaun, wenn ich jobtechnisch wieder atmen kann, zieh ich Sprossen 😚



6 Kommentare:

  1. Ja, von Arche und Vern habe ich auch schon Samen bezogen und im Schulgarten wunderbare kleine dunkelviolette russische Tomaten geerntet... Da du so tickst - Chapeau! - ist dir heute bestimmt auch sauer aufgestoßen, dass Glyphosat immer noch nicht am Ende ist... In deine Reihenfolge, was allzuoft passiert, könntest du noch aufzählen: Gesundheit futsch. ;-( Hach, es ist furchtbar und ich wünschte mir, wir würden schneller viel mehr, die sich da engagieren. Liebe Grüße Ghislana

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    1. Recht hast Du, Gesundheit futsch fehlt. Und die Glyphosatsache ärgert mich ungeheuer. Herr Schmidt verdient weder seinen Job noch seinen Titel! (Auf wessen Gehaltsliste steht der?!) Liebe Grüße Eva

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  2. Der richtige Post zum richtigen Tag! Gut, dass ich beschlossen habe, meinen Acker zu behalten, wer weiß...
    Gute Nacht!
    Astrid

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  3. ich bin immer noch so geladen von diesem arschloch schmidt (sorry, aber das musste jetzt mal sein!). unglaublich, was dieser mensch sich erlaubt hat. hab schon bei zwei kampagnen für seine sofortige entlassung unterschriebn.
    toll, dass du schon so lange bei der arche noah dabei bist. das ist ein so wichtige initiative! ich baue aus rückenweh-gründen ja kein gemüse mehr an, habe aber gerade zwei miniminitomätchen hier liegen, die trocknen sollen. das soll eine ganz alte sorte sein, deren samen im boden sogar den winter überstehen. ich bekam sie von freunden geschenkt und will mal testen, ob das funktioniert. sie waren total schmackhaft! sollte das klappen, bekommst du nächstes jahr welche auf papier ausgestrichen!!
    liebe grüße
    mano

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  4. Toll, Dein Post. Über Herrn Schmidt muss ich mich nicht auch noch auslassen. Es ist ein Kreuz mit solchen Entscheidungen.
    Saatgutvermehrung sieht bei uns übrigens genau so aus wie bei Dir und es funktioniert.
    Lieben Gruß
    Katala

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  5. Wieder ein so interessanter Post von dir und ich lese Vieles, was ich vorher nicht wusste.
    Saatgutvermehrung, auch schön anzusehen, ich staune!
    Liebe Grüße Ulrike

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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