Dienstag, 30. April 2019

erinnerungen und obst

ich erinnere mich

ich erinnere als kind mich an obst sattessen zu können.
wir hatten viele meter birnen- und apfelspalier. 

der geschmack der "zementbirnen" - einer dicken birnensorte, die grün 
hart war wie eine rübe, grobzellig, geradeaus süß, mit einer die lippen pelzig machenden bitterkeit unter der schale.
ich erinnere mich an den kirschbaum im garten meiner kindheit. kirschen aus meinem fenster hängend zu pflücken, frühmorgens, vor'm frühstück, mittags nach der schule mit dem hund unterm baum liegend, kirschen, kirschen, kirschen, und nie wurde mir schlecht, auch nach einem glas wasser nicht.
ich erinnere mich an den konzentrierten geschmack von schattenmorellen, die in heissen sommern bis in den herbst hinein am baum bleiben durften und beinahe süß wurden. an ihre zarte haut, die im juli wie ein dünnes häutchen riss und den blutroten saft über die finger fliessen ließ, bis oktober jedoch runzelig wurde und fest. köstlich.
an das medizinischbittre der holunderbeeren erinnere ich mich und den durchdringenden geruch der schwarzen johannisbeersträucher.
ich erinnere mich an die weckgläser mit eingekochtem obst auf regalbrettern im keller. an großmutters kompotte mit grießnocken und semmelbröseln, in butter gebräunt. 
ich erinnere mich, als ich das erste mal obst zum nachtisch bestellte: wir waren italienisch essen, eine freundin meiner mutter, mutter und ich. 

die nachtischfrage stand an. der wirt hatte eine wunderbare birne in einer schale liegen. ich bat um die birne. man war verwundert. meine mutter war genervt, glaube ich, aber ich bestand auf der birne - und bekam sie. sogar mit besteck. 

ich erinnere mein anfallsweises essen eingemachter sauerkirschen während des studiums. in der vorlesung, direkt aus dem glas kirschen löffelnd. pflaumen gingen auch. aber am liebsten kirschen. meist dann, wenn das wetter am umschlagen war und großer regen bevorstand. an diesen tagen war mein hunger auf obst, auf saft schier unstillbar.
ich erinnere das letzte fastenbrechen - mit erdbeeren. und den japp auf heidelbeeren, der fast 14 tage anhielt.

ich stehe hungrig nach einem gartentag mit dem mann in der küche, er brät würschtel, ich schmore zwiebeln, paprika, tomaten. ich esse mehr gemüse als wurst. schneide scheiben frische mango ab, kaue mango und bratwurst. laufe durch die küche, werfe erdbeeren, heidelbeeren in den mund, nehme eine schale apple crumble mit vor den rechner.






es ist, als hätte das kurze fasten vor ein paar wochen 

einen schalter umgelegt. zu einem schalter, der obst heisst, gemüse. 
zu einem schalter, der FRISCH sagt.  


frühstück ohne paprika ist unmöglich. salatschüsseln esse ich im alleingang leer, wenn keiner sagt "gib mir auch was."

3 Kommentare:

  1. an den garten meiner oma erinnere ich mich auch so gerne. er war riesig und sie hat alles angebaut was damals möglich war. im sommer war sie in ihrer kittelschürze den ganzen tag über im garten und ich war so gerne bei ihr. möhren mit dreck essen, johannisbeeren und himbeeren naschen, taubnesselblüten auslutschen, in saure frühäpfel beißen, an den vielen blumen riechen, mit käfern spielen, kartoffeln ausbuddeln. welches kind hat das heute noch?
    am liebsten war mir die erdbeerzeit, da hab ich jeden abend milch vom bauern in der milchkanne geholt und es gab nichts leckeres als diese mit süßen erdbeeren zu mischen. oder mit selbstgemachter dickmilch! ich esse heute auch noch meine erdbeeren am allerliebsten mit milch. aber es schmeckt trotzdem nicht so wie früher. mieze schindler gibt es nicht mehr. ich sollte sie selbst anbauen, aber bei mir sind die schnecken und amseln immer schneller als ich!
    danke fürs erinnern.
    liebe grüße
    mano, leider paprikaallergisch!!

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  2. Lese gern bei dir und werde erinnerungsseelig!
    frische Grüße, Karen

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  3. Allerschönste Erinnerungen, von denen ich ganz viele mit dir teile! Hach, Sauerkirschen aus dem Glas löffeln...das mache ich heute noch ab und zu, jedenfalls habe ich immer welche hier!
    Liebe Grüße Ulrie

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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