Donnerstag, 10. Mai 2018

Kopfsalat

Eli hat farbstarke abstrakte Bilder gemalt.
Eines davon war mir mit ihrem Titel eine sehr prompte Inspiration. 
Ich hab noch bisschen dran rumgefeilt...


Des Nachts

Ich leg einen Schleier von Worten
zu bannen die Angst, die fadenziehend die Schwärze der Nacht verstärkt,
zu wirken ein Tau, das Dich hält.

Ich leg einen Schleier aus Worten
zu hüllen die, die sich lieben.
Kokon, der sie schützt und verbirgt,
Zaubernetz, gewoben aus Zärtlichkeit,
Vertrauen jenseits der Worte, dem Hunger von Haut nach Haut.

Einen Schleier zu schmiegen um die Verlorenen,
leidvoll und einsam, der sie wiegt mit Worten und Liedern
gegen die Traurigkeit, erinnert an Wärme und Licht, an Jene, die fehlen,
ein Schleier von Worten als Versprechen auf Leben, trotzend dem Schmerz.

Ich leg einen Schleier
jenseits der Worte
aus Vogellied in der Frühe,
aus dem Duft von Tau auf trockener Erde
den Klängen, mit denen die Welt erwacht,
zu bannen die dunkelste Stunde
die schwärzeste, die unsere Herzen erschreckt,


die Stunde

vor dem Licht.


Danke an Eli!

*  *  *  *  *   


Der Mai singt Vogellieder 
früh um halb fünf in der Nacht
Eichelhäher toben durch die Bäume
und wer unter Krähenhorsten parkt
ist angeschissen.

Ganz normaler Frühling. 




                                           *  *  *  *  *   


Auf der Fahrbahn ein einzelner Schuh 
Ein Mann mit Dreadlocks, bis zu den Waden wippend, geht vorbei.
Müllfahrer scheppern in den Toreinfahrten
und rufen sich was zu. 
Der komische Alte, mit seinem Sperrmüllsammelfahrrad,
fährt mit einem Backstein, auf die rechte Pedale gebunden. 
Ob er ein Gelübde einhält des möglichst beschwerlichen Tretens? 

Ich scherze mit der Marktfrau 
über Wechselgeld und Wurschtsalat.

Ganz normaler Donnerstag.




 (c) Eva Becker, Mai 2018


3 Kommentare:

  1. Das nenne ich wechselseitiges Befruchten! ( Obwohl mich das erste Gedicht dann doch eher die Luft anhalten lässt...)
    Hab's fein, den Umständen abgetrotzt!
    Astrid

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  2. Wie gut, dass du Worte hast...und was für welche, bin sehr beeindruckt!
    Herzlichst Ulrike

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  3. Sehr schön, sehr berührend, sehr melancholisch, sehr lustig...
    Das Leben eben...
    Liebe Grüße deine Andrea

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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