Dienstag, 22. Mai 2018

Ihr dürft mich Steingräberin nennen

Unser Garten ist auch nach einige Jahren immer noch eine Wundertüte. 
An den Schutt und Schrott im hinteren Teil haben wir uns ja gewöhnt, besser gesagt damit arrangiert. Der ehemalige Kompost ist vesetzt mit Schuttbrocken, Schlacke, Scherben von Sanitärkeramik - und glaubt mir, die schlitzen einem glatt, tief und sauber die Pfoten auf! - Flaschenscherben, verrosteten Bärenfallen, Nägeln, kurz: Allem, was den ehemaligen Gartenpächter störte. Er vergrub es. Dieses Stück geht nur mit Werkzeug bearbeiten und dicken Handschuhe. Bloßhändig ist verboten. Allerdings: Die Kürbanten stört es nicht, sie gedeihen dort seit Jahren.

Gestern aber hatten wir ein archäologisches Erlebnis der besonderen Art:
Ich wollte ein nicht grade großes Beet mal so fix mit der Grabgabel lockern, um Kompost und Dünger einzuarbeiten, ehe ich es einsääe. An sich keine große Sache, wir haben recht lockeren Sandboden.
Pustekuchen.
Grabgabel in die Erde, umheben, Brocken lockern, ging so 5x. Dann Grabgabel - Erde und das herbe Geräusch von Krrrknirsch auf Stein. Okay, Gabel raus, ne Zinke weiter rechts: Krrrknirsch. Wundern. Ne Zinke weiter links: Krrrknirsch. Ne Handbreit nach vorne gehen: Du ahnst es schon. Ja. Stein. Aber - woher, wieso in gut einer Gabellänge Tiefe, weshalb zum Donner??
Also Zinke in ein andres Beet gesteckt, auf die Knie, Schippchen nehmen, dem Krrrknirsch nachbuddeln. Sehr grobe Archäologie. Ach. Ein gegossener Betonstein. Noch einer. Daneben noch einer, darunter, rechts, links, immer weiter runter, mittlerweile half der Mann von oben mit dem Spaten, Erdreich wegschaufeln, Steine anhebeln, ich kniete in 1 m Tiefe im Sand und schippte, hebelte, zerrte, hob Steine raus, fragt nicht. Wir haben etwa 30 Steine rausgeholt. Am Ende spürte ich mein Handggelenk kaum noch. 






Wir liessen die, die unter dem Weg liegen, drinne (waren bestimmt auch nochmal acht) liessen uns von der Nachbarin die Geschichte des ausbruchsicheren Kellers unterm Karnickelstall (!!) unseres Gartenvorgängers erzählen, ich schippte die Erde wieder glatt, verteilte Dünger + Kompost drauf, Männe setzte die Stangen rein + legte Feuerbohnen in die Erde.

Seitdem nennt mich mein Gatte "Steingräberin" - !
 
 
Ein Rätsel ist damit allerdings geklärt: Weshalb hier nie gescheit was gediehen ist. Wen wunderts, wenn die Wurzeln auf Stein treffen?! 

 Die Lupinen stehn wie Fackeln in den Beeten und riechen nach frischgemahlenem weissem Pfeffer. 
 
 Eine unserer drei Brombeerpflanzen blüht. Mit ihren dunklen Staubfäden schaun sie nach Sommersprossen aus. 
 
 Die Harlekinweide wuschelt sich dreifarbig.

 Nebendran der Hartriegel summt voller Insekten

 und in den Fingerhüten verschwinden die Hummel komplett.

In der Pappel, in der letztjährigen Grünspechthöhle, ist heuer eine ganz besondre Kinderstube:








 

 Darf ich vorstellen: Halsbandsittich. 
Bekannt als grünes Kreischgeschwader, das mehrmals am Tag in die Pappel einfliegt, sich an den Blüten- bzw. Samenknospen gütlich tut und uns die Reste der Mahlzeit in die Teller fallen lässt.

Bunte Vögel halt....

8 Kommentare:

  1. Ausbruchssicherer Keller ? Oh weh,o weh, womit hat sich euer Vorgänger beschäftigt. Gruslig! Herzlich Myriade

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  2. Na, Du Steingräberin?! Wo kommt denn so ein Halsbandsittich her, lebt der bei uns in freier Natur (ja, Deiner schon, klar; aber so generell)? Da ist man im hinterletzten Dorf aufgewachsen, zu einer Zeit, als es noch Vögel gab, hat aber trotzdem keine Ahnung vom Federvieh. Sterne und Vögel - mein Dunkelsektor.
    Schöne Gartengeschichte und schöne Fotos!
    Liebe Grüße von Frau Frosch (die ganz dekadent Steine schleppen, kloppen, mauern usw. lässt - seit heute tut sich wieder was auf der Baustelle!)

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  3. Liebe Eva, puh, was für eine Buddelei. Ich hab Hochbeete (fürs Gemüse), weil mein Garten zum großen Teil aus Bauschutt besteht und der Rest regelmäßig von den Wühlmäusen durchgepflügt wird. Wo Du heute einen grünen Vogel im Garten hattest, bin ich heute einem knallgrünen Frosch begegnet. Kreisch! Hockt da auf der Strauchpäonie in 1 Meter Höhe ein Laubfrosch, ein kleiner, keine 3 cm groß. Ich bin noch nie einem Laubfrosch begegnet. Seltene Ehre. Ich grüß Dich ganz herzlich, die Eli

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  4. Ach herrje, die Grünen! Bin jedes Jahr froh, wenn die nicht in Herrgottsfrühe die Kirsche plündern, wenn ich noch schlafen will. Im letzten Jahr in der Klinik könnte ich sie beim Ernten unreifer Kastanien beobachten...
    Wundersamen Gartenboden habt ihr. Aber wir konnten uns auch durch den Schutt der Kölner Bombennächte wühlen und habe einige Merkwürdigkeiten gefunden...
    Gute Nacht!
    Astrid

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  5. Ach, bei euch gibt es diese tollen grünbunten Sittiche auch! Die sind ja so hübsch anzuschauen... zum ersten Mal habe ich sie in Mengen vor 2 Jahren in Malaga gesehen und inzwischen gehört, dass sie auch hierzulande heimisch geworden sind.
    Das sind ja richtig schöne Quadersteine, die ihr ausgebuddelt habt, daraus müsste man doch unbedingt etwas bauen...
    Liebe Grüße Ulrike

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  6. Oh Mann, was warst du fleißig! Wir nicht... unser Garten wird zum Urwald... Ich glaube, ich muss mich nicht wundern, wenn morgen Tarzan zum Kaffeetrinken vorbeikommt... ;-)
    Liebe Grüße von Andrea, der Faulen

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  7. Da hast Du aber ordentlich Energie gelassen, die Feuerbohnen müssen ja was werden. Die Hummeln lieben unseren Fingerhut auch sehr. Weiter viel Spaß beim Buddeln!
    LG
    Magdalena

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  8. Schöne Bescherung. Dafür wirds jetzt endlich mit dem Gedeihen. Die Schnecken werden sie hoffentlich verschonen. Unter unserer Wiese habe ich Weg aus Betonplatten gefunden, als ich nur mal eben ein kleines Himbeerbeet anlegen wollte. Grmpfff. Aber es beruhigt ein wenig, dass es kein Einzelschicksal ist. LG, Ulrike

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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