Lichtermeer. Nachts halb elf. Die ganze Stadt ist auf den Beinen und knäuelt sich am Rheinufer. Countdown. Das Riesenrad schaltet die Lichter ab, ebenso die Brückenbeleuchtung über den Rhein. Eine halbe Stunde lang komplett choreografiertes Feuerwerk. Mit Musik (die viel zu laut ist...)
Wir gehen ziemlich beeindruckt nach Hause. Über allem der Duft von Zuckerwatte und gebrannten Mandeln.
Junge Elstern auf dem Dach. Sie sind so irre albern. Hopsen. Einbeinig, zweibeinig, seitwärts mit Ausfallschritt, mit und ohne Geflatter, jedenfalls mit viel Krakeel.
Vor dem Fenster Krähenschlafbäume. Das verpennte Quacksen, wenn sich die Bande zum Schlafen trifft.
Is der Schorsch schunn do? Wo is'n die Gretl? Ach die Martha fehlt noch. Wo schläft'n de Hannes heut? Hach moin Fuß juckt. Geh schlof jetzt. Der Aschd is so wackelig. Jetzt geb Ruh.
Moje wieder uffm Schulhof? Schlof jetzt. Krah.
Mit dem Rad die Bahnhofsrolltreppe rauf und runter.
Der Aufzug ist soo langsam.
Eine Taube die sehr beharrlich eine dreiviertel Stunde lang versucht, einen in den Schrauben des Wellblechdaches verhakten Zweig herauszuzerren.
Es macht echt Lärm. Und klappt doch nicht.
Die Fledermaus, die im Hof kreist in der Dämmerung.
Für den Großen, der in Kürze volljährig wird, ein Album zusammenstellen. Abtauchen in Fotos, analog und digital, in 18 Jahre gemeinsame Erinnerungen. Schnief. Immer diese sentimentale Mutter. Lach.
Kind, wie sehr ich Dich liebe.
French linked stitch ausprobieren. Verhunzen. Aufziehen. Den hinteren Buchdeckel ruinieren und wegschmeissen. Einen neuen beziehen.
Mit anderem Garn nähen. *
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* von vorne, mit meinem liebsten Knopfverschluss |
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* neuer Hinterdeckel |
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* andres Garn.... |
Neue Regenmädchen zeichnen ** -
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und Ferienerinnerungen als Minilepo. *** Drei Fliegen mit einer Klappe: Für Astrids linkparty zu Sommerferien, für die ich zu spät komme;
für Michaelas Sommersonnenmuster eine Sonne und für Susannes Papierliebe am Montag ein Minibuch.
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*** Wald Sonne Ostseeblasentang und Mupfeln Kopfsteinpflasterradeln |
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Kinderzeltlager (viele Jahre) Hängematte (mal bös aus einer rausgefallen) Dohle mit Eis |
Auf dem Markt Suppentomaten kaufen. Kochen Se damit? fragt die Marktfrau. Och, aus den letzten hab ich Salat gemacht, sage ich. Sie sind gut. Kochen Sie sie auch? Ja, sage ich, Soße mach ich. Ei, da geb ich Ihnen was dazu. Sie sprichts und bricht Blätter vom Knollensellerie ab und steckt sie mir zu den Tomaten. Damit's e bissje nach was schmeckt, lacht sie. Werd kräftiger dademit.
Mit der Teenagertochter im Wartezimmer der Kinderkardiologin sitzen - zwischen Maxilego, Bauklötzen, bällchenwerfenden Kleinkindern und einer jungen türkischen Mutter, die ihr goldfarbenes durchwirktes Kopftuch trägt wie eine Krone. Tres chic!
Der afrodeutsche schokoladenfarbige Paketbote, der den Hintereingang unseres Büros (zur Küche rein) entdeckt hat und seitdem immer benutzt "Huhu, hallo, Jemand da?" Wenn ich komme
"Können Sie das annehmen?"
Klar kann ich. Er stapelt die Pakete auf unserem großen Steingutküchenausguß und lässt mich unterschreiben. Wir scherzen. Er geht quer durch unser Büro vorne raus zu den Briefkästen. Tschüss. Unsere antike Tür scheppert ins Schloß. Ich grinse und schnuppere ihm hinterher, er hat ein echt leckres Rasierwasser. Oder Deo. Oder Herrenparfum. Hmm.
Der türkische Pizzabäcker von nebenan, der mich anruft,
als seine Thekenvitrine plötzlich einen fetten Sprung hat.
Frau B. kommst Du rüber, machst Du Fotos?
An einem Tag Ende Juni in der Früh eine mail vom Pianisten eines hochverehrten Jazzquartetts "ich mache grade aus Ihrem Tanka N° 1 ein Lied" und meine Freude über den Probenmitschnitt ein, zwei Wochen später, meinen, ja wirklich meinen Text gesungen, vertont zu hören. ****
Die nie versiegende Freude am Austausch - über die Genres hinweg,
gerade über die Genres, um so viel mehr zu teilen.
Musik, Performance, Malerei, Skulptur, Lyrik, Druckgrafik.
Dialoge die sich entwickeln. Dafür bin ich dankbar.
Dafür, dass ich diesen Post vor 1 Woche begonnen und nach dem Krähenschlafbaum liegengelassen habe, weil mir nix mehr einfiel,
ist er heute erstaunlich schnell fertig und ziemlich lang geworden.
Hallo Elvira - ich habe in Serie gearbeitet! (das ist ein Insider für die Frau am See)
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Tanka N° 1
Himmel wild blauschwarz
aufgekochter Wolkensud.
Laternenlicht gießt
gelbe Pfützen auf's Trottoir.
Schattentanz, mein Schritt der Takt.
Tanka N° 1
Stormy heaven,
darkest blue and grey
brewed of boiling clouds.
Lanternlight spells
yellow spots on paths.
Shadows dance, my steps their beat.
(c) eva becker
deine minibuchleporello-ferienerinnerungen sind entzückend und deine multi-kulti-erzählungen so liebenswert. solche treffen sind gold wert und ich schätze sie auch sehr, liebe frau b.!
AntwortenLöschenich musste erstmal gucken, was ein tanka ist und weiß jetzt bescheid. werde mich noch weiter damit beschäftigen. bloggen macht schlau! na jedenfalls großen glückwunsch zum vertonen, dein text ist aber auch große klasse!!
liebe grüße gen süden, ich hoffe, es hat mal aufgehört zu regnen!
mano
ach ja, dieser french gelinkte stitch sieht ja noch komplizierter als koptischer aus, puh!! aber das album ist klasse geworden!
Danke, liebe Eva! Sehr schöne Serie. Und gibt's das Tanka dann auch mal zu hören? Irgendwo? Auf CD oder live? Wie spannend. Und wie schön. Ganz herzlich, Elvira
AntwortenLöschenIch mag deine immer so lebendigen Geschichten über das Treiben rund um dich herum, wie du die Vögelchen und die Menschen beobachtest und wie es dir gelingt, immer sofort Bilder in meinem Kopf zu erzeugen! Immer auch so herrlich humorig, so leicht, mit Augenzwinkern - das tut richtig gut!
AntwortenLöschenDie kleinen Sketche der Regenmännchen liebe ich ja ganz besonders von dir und auch alle anderen immer so netten Ideen!
Ganz liebe Grüße - Ulrike
...als hätte ich dabei auf deiner Schulter gesessen, liebe Eva,
AntwortenLöschenso lief Szene für Szene vor meinem Auge ab...herrlich, ich mag deinen anschaulichen Schreibstil mit wenigen Worten...und toll, dass dein Gedicht nun vertont, aufgeführt und ganz berühmt wird...dein Büchlein mag ich auch, deine Erinnerungen erzählen mit eigene Geschichten,
liebe Grüße Birgitt