Dienstag, 9. September 2025

riechen

am abend  verkohlt uns eine kamikazemotte auf der  herdplatte.  es raucht.  der mann flaxt "brennende motte im  abendrot" und schnipst sie beiseite.

ich deklamiere  feierlich "brennende motte im abendrot. ein gemälde aus  dem nachlass von karl emanuel hotzenbümpf. karl emanuel hotzenbümpf ist der wohl  bekannteste vertreter der 'niedersächsischen moderne' aus dem jahren  1972-73. einem  malzirkel, zu dessen engstem kreis auch liselotte  loh und josef  weintraub gehörten. 

die drei bildeten für wenige stürmische monate die später so  genannte 'brennende künstlerkolonie schafhauser hüttchen' bei folstenhausen (vor der eingemeindung). an einem herbstabend bei einem komplett bekifften gruppentreffen eskalierte  ein streit um eine tube chromweiss derart, dass dank des gebrauchs von joints und terpentin  alle künstlerhütten komplett abbrannten. karl emanuel hotzenbümpf malte in erinnerung an jenen denkwürdigen  septemberabend  das hier vorgestellte gemälde, weil er, wie er oft erzählte, im bekifften kopf die umhersegelnden  ascheflocken  hunderter skizzenblätter für brennende motten hielt und singend darunter herumtanzte, bis ihn die ortsfeuerwehr folstenhausen  mit einer hochgradigen rauchvergiftung ins kreiskrankenhaus eingeliefert hat. ursprünglich  war das gemälde als geschenk für die notaufnahme des kreiskrankenhauses  gedacht, die es aber als zu makaber  ablehnte. "

"boah  stinkt das!" ningelt der mann  dem ascheflöckchen hinterher. 


fußnote: liselotte loh wandte sich in ihren späteren jahren dem kunsthandwerk mit lötkolben brandverzierter holzbrettchen zu.  josef weintraub wanderte in den achtziger jahren nach nordfinnland aus und malt seitdem nur noch in weisstönen. 



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