Was gibt es lekkereres an einem Wintertag, der zwar nicht schneereich&frostig, sondern nur nieselregnerisch&usselig kalt ist, als den Sommer aus der Tiefkühltruhe zu holen und in den Topf zu werfen?
In unserer Rigaer Ferienwohnung hab ich am vorletzten Urlaubstag im Sommer aus kleinen aromatischen Marktheidelbeeren mit Zucker und Zimt eine Tasse Marmelade gekocht, die auf lettischen Bröselquark getropft einfach umwerfend schmeckte. Quark dort hat die Konsistenz unseres Hüttenkäses/gekreuzt mit Schichtkäse, ABER, salzlos, und in allen Nass- bis Trockengraden von streichsanft bis schnittfest. So was von lekker. Kannste backen, kochen, aufs Brot streichen und ist mit Obst einfach ne Wucht.
Heute gab der Kühlschrank lediglich eine Handvoll TK Heidelbeeren her, deren lahme Süße nicht annähernd an das
Aroma frischer wilder kommt, aber gedopt mit Blutorange und einem Hauch Zimt wird es dann doch hmmm, fingerschleck und auslöffel... Ich träume mich zu den Rigaer Markthallen im Sommer.
Der Liebste hat alle Fernleihen für mich bestellt (schliesslich arbeitet er in einer Bibliothek, ne) und jetzt lese ich mich endlich durch Carolin Emckes "Journal", Sinthujan Varatharajahs "an alle orte, die hinter uns liegen"; Mohamed Amjahids "Let's talk about sex, Habibi" hab ich schon durch (Köstlich. Witzig. Erkenntnisreich)
Bei Emcke möchte ich am liebsten mit Heft und Stift danebensitzen, ich mag ihre Sprache, ihre Rück- und Vorverweise, die Art, Schlüsse zu ziehen, längs und quer zu denken, etwas sozusagen öffentlich denkend einzukreisen, zu umkreisen, von vielen Seiten zu betrachten, in Frage zu stellen und sich einer Idee, einer Lösung, einer Frage, einem Empfinden, Fühlen, Wahrnehmen kreisend, fragend, reflektierend, bezugnehmend zu anderen Denker:innen, zu nähern.
Emcke wie Varatharajah und Amjahid folge ich schon länger auf IG, kluge Menschen, deren öffentlichem Nachdenken ich gerne hinterher- und mitdenke. Genauso wie Kübra Gümüsay und Theresa Brücker, Emilia Roig, Hadija Haruna-Oelker, Max Czollek, Amani Abuzahra und Ezra Karakaya aka Karakayatalks. Menschen, die unsere Gegenwart ausloten, sich und uns neu verorten, andere Rahmen abstecken, Horizonte erweitern, Sozialisation und Rassismen und dort verinnerlichtes ins Licht stellen und hinterfragen. Menschen, die mich, die uns lernen lassen.
Mit einer Freundin treffe ich mich, Michaela Müllers "Stoff trifft Papier", das ebenfalls per Fernleihe eintrudelte, zusammen durchzuschauen, ein, zwei Projekte auszugucken und dann gemeinsam bei Boesner zu versacken..... Mal sehen, was wir umsetzen werden. Der Nachmittag ist jedenfalls sehr lustig und lenkt mich von Migränewummer und Jobärger ab. Danke B!
Ali Manning & Amy Maricle veranstalteten einen workshop zusammen, japanese stab binding und botanical illustration - es war sehr nett, ich habe ein mir gefallendes Buch gebunden und mit Bambuspinsel und chinesischer Reibetusche, später mit Phtalatgrün von Klinger&Rohrer herumgespielt, aber das Projekt hat einen großen Haken: Sie haben die Vorgabe fürs Paper viel zu dick gemacht. Dadurch, dass sich bei dieser Bindung die Seiten nicht plan aufschlagen lassen - insbesondere bei dem kleinen Format und 120 g Papier und 24 Seiten! - kann man ab Blatt 15 kaum mehr das Buch öffnen, um darin zu malen. Es braucht zwei Klemmen und dicke Beschwernisse, um die Seiten offen zu halten, die eine fatale Neigung haben, während frau rumpinselt, mittendrin zuzuklappen...
Später hab ich noch eins gebunden, aber die Bögen vorher beschrieben/bemalt und es verschenkt. Nur zum Gucken ist es ja schön. Zum drin arbeiten halt nicht.
Die Stabbinding journale, die mir eine Freundin aus Japan mitbrachte, sind allesamt aus zartem Reispapier, jede Lage mit dem Falz aussen, so dass es verbundene Doppelseiten sind, genäht wird auf der offenen Seite. (Da hätte dann wahrscheinlich die Tusche durchgeblutet.)
Der Mann kommt heim, Fahrradsturz, Kinn blutet, Hand geschwollen, Knöchel blutig und dick, Schulter verplotzt. Gulli frisst Vorderrad. Scheissspiel.
Passen Sie auf sich auf, feiern Sie schön, falls Sie feiern, vergessen Sie die Erdbebenopfer nicht und nicht die Gefangenen im Iran, wir dürfen nicht nachlassen.
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