Dieser Monat, noch nicht mal eine Woche alt, ist an Mist kaum zu überbieten. Es hagelt von allen Seiten Unglück. Zwei Menschen mit Krebs, der eine hängt im Zwischenreich der Bewusstlosigkeit auf der Intensivstation, nachdem es eine Nachblutung und Komplikationen gab. Seine Frau, in Südamerika unterwegs, bekommt keinen Flug aus dem Land, kann nicht an seiner Seite sein. Ein Freund, als Selbständiger und unter Corona in eher prekären Krankenversicherungsverhältnissen, darf eine umfangreiche Kieferoperation wahrscheinlich aus eigener Tasche bezahlen. Seine Frau einen anderen Eingriff am Knie wohl ebenso. Es ist zum Hoilen und Weglaufen. Ob ich meine Arbeitsstelle in ein, zwei Monaten noch haben werde, scheint momentan ebenso ungewiss. Ich habe die ganze Zeit versucht, alles so gut es geht, emotional auf Abstand zu halten, um noch zu funktionieren, aber es ist zunehmend Hals zuschnürend. Der Mensch vom diakonischen Werk, der eine Seniorenberatung bei meinem alten Vater machen sollte, hat festgestellt, garnicht zuständig zu sein und seine Erleichterung darüber war am Telefon so unüberhörbar, dass ich am liebsten geschrieen hätte. Nun geht das Ansprechpartner+Terminsfindekarrussell wieder von vorne los + 1 Tag Urlaub für mich, mit 2 Stunden Anreise und 2 Stunden zurück, es ist halt auf dem Land.
Und dann das Wetter auch noch. Windig, sabbelig, es schifft. Ich wünsch mir die klare helle Kälte von Schnee. Das wird nix mehr. Der Rheintalgraben ist warm.
Eigentlich mag ich den Februar. Steigendes Licht. Die Amseln plärren am Morgen, was das Zeug hält. Der Himmel malt rosa Streifen im Osten, wenn ich zur Arbeit radle. Irgendwann hab ich Geburtstag, ich bin im steigenden Licht geboren. Ich liebe diesen Monat, in dem alles plötzlich so schnell geht. Der Schnittlauch auf dem Balkon ist schon 2 cm hoch, der Estragon treibt aus, überwinterte Glockenblumen strahlen lilablau, ich gucke die Winterlinge aus dem Boden, die totgeglaubte Hortensie kommt. Nur, dass diesmal alles so schwer fällt. Die Kranken, all die Ungewissheiten, Hoffen und Warten und Beten.
Erinnerung an den Todestag meiner Mutter vor 9 Jahren. 9 Jahre ohne ihr Lachen, ihre Liebe zu ihren Enkeln, Gespräche über Gott und die Welt, ihre Neugier, keine Rollstuhltour durchs Quartier ohne Stop in der Buchhandlung (wir lassen heute noch alle Bestellungen auf ihren Namen hinterlegen). Sie fehlt.
Heute ist mein Herz schwer.
Du Liebe, das ist ja geballt, was da auf dich einprasselt, ich bin ganz 😞. Was kann ich nur tun, als stärkende Gedanken den Rhein aufwärts zu schicken. Kümmernisse teilen, auch das macht dieses Netz möglich. Zumindest gibt es da welche, die darum wissen und immer mal wieder dran denken…
AntwortenLöschenSei gedrückt!
Astrid
Liebe Astrid, danke für alle stärkenden Gedanken den Rhein rauf. Ich weiss ja, bei Euch isses auch nicht leicht und ich denke oft an Dich, es tut mir leid, dass ich mich so selten melde. Danke für's drücken, ich drücke zurück. Eva
LöschenIch umärmle Dich mal ganz lieb aus der Ferne, Du Herzensschwere...
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Frau Frosch
Danke, ich ärmle mich ein. Oh menno, ist das alles ein obergroßer Mistikack, wie meine Freundin Uta immer zu sagen pflegte. ja, einmal in eine Umärmelung einkuscheln, ehe ich das Telefon in die Hand nehme und rumfrage, wie es dem Mensch auf der Intensivstation geht. Liebe Grüße in die Lehmpampe. Eva
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