Gestern hab ich den Dicken wieder gesehen. Oder den Geschmückten. Oder die Glatze. Sucht's Euch aus. Was Ihr am wenigsten diskriminierend lest. Er ist dick, absolut selbstbewusst, Einer, der sich vollkommen eins mit sich bewegt, die Glatze so rund wie der dralle Bauch, der im roten T-Shirt spannt, immer im T-Shirt, Kälte, Regen, egal, und er bimmelt. Klingelt. Klimpert.
Geschmückt. Um den Hals, an der Fingern, den Gelenken, am Rucksack, in den Gürtelschlaufen, am Kellnerportemonnaie, überall Ketten, schwere großgliedrige Ketten, Totenköpfe, Skorpione, Kreuzanhänger. Soweit sichtbar untätowiert. Er bewegt sich behende. Untersetzt, beweglich, der Bauch ist fest, nichts schwabbelndes, kleine Hände und Füße. An der Kühltheke setzt er den Rucksack ab, packt eine Waage aus, räumt mit zwei Handgriffen Platz im Regal, stellt die Waage rein und wiegt Fischpackungen ab. Acht, neun oder zehn. Wozu? Keine Ahnung.
Freelancer für die Gewerbeaufsicht? Grundsätzlich misstrauischer Käufer? Jemand mit Tic? Keine Ahnung.
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An der Kühltheke mit den niedrigen Truhen und Schiebetüren lehnt eine Frau. Sie hat drei Fertigsoßen in der Hand und liest über den Brillenrand schielend die Inhaltsangaben.
Ich suche Tiefkühlhimbeeren und schiebe mich an den Truhen entlang, Blick nach unten, Eis, Eis, Kuchen, Windbeutel, da müssen doch, nö, wo sind die Himbeeren?, Eis, lande neben der Frau und beuge mich zu ihr, um an ihr vorbei in ihre Truhe zu schauen. Sie erschrickt fürchterlich. Wir schrecken beide zurück, lachen los, ich berühre sie am Arm, "ich wollte Sie weder erschrecken noch überfallen", sage ich. Sie lacht los. "Nee, neee, ist gut, ich war nur so vertieft. Ich suche Zigeunersoße", sagt sie und wedelt mit der Tüte, die Hackbällchen heisst. Zigeunersoßen sind aus oder werden grad umetikettiert, was weiss ich. Wir rücken unsere Brillen zurecht und suchen ein Weilchen gemeinsam. Als ich merke, dass ich kurz davor bin, ihr das Einmaleins einer frischen Paprikasoße zu erklären, nehme ich meinen Wagen und biege ab.
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Es ist Samstag morgen. Die ganze Woche tobte ab halb acht im Nebenhaus ein Zwei-Mann-Abbruchunternehmen, das die vier baufälligen Balkone abschlug, abpresslufthämmerte, abkarrte. Freitag abend waren sie fertig. Samstag, denke ich, können wir ohne Krach ausschlafen. Im Hof jault es los. Wir stehen im Schlafanzug in der Küche und sehen unserem Nachbarn zu, der sich für den Betonboden einen Kärcher besorgt hat! Einen brummenden jaulenden Hochdruckreiniger! Wofür verdammt? Für einen Hauch Algen? Wir haben weder Moos noch Bewuchs. Oh mann, so unnötig wie ein Laubbläser im Vorgarten, denke ich. Er scheint Geräte zu lieben. Den Schattenrasen, den er zwei Sommer lang vergeblich zu züchten versuchte, hat er dreimal mit einem röhrenden Rasenmäher gemäht. 10 Quadratmeter, höchstens, damit wir uns richtig verstehn. Hrrrrgh.
sorry, aber ich lach mich eben schebbig...
AntwortenLöschenköstlich formuliert und mit so leichter Hand wie hingeworfen geschrieben...
hmmm...das mag ich so sehr..und sehs so wenig hier....
wie kann man mich hier soo festhalten...
auch: Hrrrrgh.
bis denne...sag ich mal und komme wieder sobald der Link sich bei mir eingenistet hat.
ich hoffe, ich darf das...
aber WER sollte mich hindern?
herzlichst angelface....