Montag, 18. März 2019

Das Leben im Galopp.

Ich bin so'n bisschen bzzz im Hirn.
Neulich, als ich den ganzen Rummel in Bingen bei der netten Frau K. abgeliefert hatte, war mir so leicht. So pustewatterich wie die weissen Wolkenflocken, die im Märzwind mit den fetten zinngrauen Regenwolken um die Wette flogen. Rolle mit dem Rad zum Bahnhof, mist, mein Zug ist weg, vor drei Minuten. Und der nächste? In einer Stunde. Oh nöö.
Hinter dem Bahnhof ist der Radweg, wusste ich. Fange an zu fahren, Ziel übernächster Zughalt, kann ich mich ja einsammeln lassen, denke ich, wenn der Zug vorbeikommt.
Wattewolken, Rückenwind, im Windschatten des Sommerdeichs ist die Sonne richtig warm.
Die Wiesen mit dem kurzen frischen Grün hocken voller, Augen reib, herrjeh, Gänse! Graugänse, Kanadagänse, weiden, dösen, latschen, schlafen, brüten die etwa schon?



Oben flappflappkreiseln Störche. In den Uferpappeln truppweise quasselnde Stare. In den frischen Feldern in kleinen Verbänden Rabenkrähen, schwarznickwackelnd wie Aufziehvögel. Ich rolle mal neben dem Rhein, mal weiter weg, immer irgendwie parallel zum Fluss, zur Bahn, der Radweg ist ein frisch und neues Teerband, das freundlich um die Orte führt, nicht mittendurch. Wie angenehm! 34 Kilometer. Rückenwind, Sonne, die Regenwolken werden schneller weggescheucht, als sie mich nassregnen können. Irgenwann sind's nur noch 20, 15, 10, 7 km. Der Gedanke, beim nächsten Bahnhof in den Zug umzusteigen, ist eh abgehakt. Eine Stunde 45 später rolle ich in unsrer Straße ein. Durchgeblasen, leichtgeradelt, hungrig.

Das Bzzzzz im Hirn war damit nicht weg, wich einer gewissen Hirnleere und Ideenlosigkeit.
Schliesslich der Entschluss, wenn ich schon feststecke mit allem, dann spring ich mal über den Schatten. Ein Videokurs also. 30 days of creative practice. Wendy Brightbill fixt mich an mit Farbe, mit dem durchaus erstgemeinten Auftrag, alles zusammen zu benutzen: Acryl, Aquarell, Ölkreide, Fineliner, Bunststifte, Gelroller. Ist ja nicht so, als wär das nicht da. Habe ich alles, aber eher, nun, getrennt. Ich stelle fest, die Durcheinanderei, Übereinanderei macht Spaß. Tatsächlich ist das ein Raus aus der Komfortzone. Wie eine Reise, mal erkennst Du Ecken wieder, mal ist alles fremd.

In sonst eher vernachlässigten Teilen meines Bücherregals zu stöbern bringt Andre Heller zum Vorschein.  Ach je. Heller und Pluhar. Zaghaft springt das Schreibhirn wieder an.
Briefe werden. Gleichzeitig fangen die creative practice Übungen an, das kleine Skizzenbuch zu sprengen, bzw. aufzuweichen.


Die Lust, ein großes stabiles Sketchbook zu binden, mit unterschiedlichen Papieren gefüllt.



Am Wochenende deutsch-vietnamesischer Besuch. Im Asia-Markt einkaufen für Essen-gegen-Heimweh. Später im Cafe lange zusammensitzen und sich ein bisschen besser kennenlernen.
Nachts trotz satter Mattigkeit die creative journey weiterreisen.
Mein Kalender

 auch komplett selbstgebunden, bezogen mit no-gelli-print-Bezugspapier wie das kleine sketchbook auch


ist bis Beginn der Sommerferien so vollgestopft, so durchgetaktet, wie seit meiner Trennung vom Chor nicht mehr. Mit den Farben spielen, kleckern, kringeln, manschen als Auszeit. Lass die linke Hirnhälfte machen. Lehn Dich zurück. Creative practice - healing, nourishing. Wie Tanzen. Mittwoch abend wieder. Ich freu mich schon.



7 Kommentare:

  1. Ach ja, manchmal muss man einfach loslassen und losfahren. Wie schön, dass dich die Strecke so gut geführt hat, liebe eva, und wie herrlich, dass du die 30 creative practices begonnen hast. Auf Insta habe ich ja schon einiges dazu bewundern dürfen. Ich habe den Kurs auch geladen, aber noch nicht begonnen. Hier ist gerade auch ziemlich viel auf und ab und hin und her, und irgendwie ist mir nach unter der Decke verkriechen. Vielleicht mache ich das heute auch. Einfach, weil das gerne mal sein darf und muss. Wie dein losfahren. Lass dich nicht übermannen von den vielen Terminen und sei liebst gegrüßt!
    Susanne

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  2. Liebe Eva, Du machst mich neugierig. Jetzt gehe ich mir den Kurs auch mal ansehen. Kleisterst Du eigentlich mit, diesen Frühling? Ganz herzlich, Eli

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  3. Liebe Eva, das war eben aber so schön zu lesen, dich erstmal mit dem Rad zu begleiten und dann den Grund für deinen Kreativ-Schub zu erfahren. Die wunderbarsten Kunstwerke habe ich ja schon sehen dürfen und viele davon mit offenem Mund bewundert! So super, dass du dich trotz genügend Alltag darauf eingelassen hast - dieser Kurs kitzelt ja unglaubliche Talente bei dir hervor! Und bestimmt gehst du abends so richtig zufrieden ins Bett... Weiter so - herzlichst Ulrike

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  4. Schön zu erfahren, was da so dahintersteckt, bei dem, was du zuletzt gezeigt hast.
    Mir ist momentan alles zu viel...
    GLG
    Astrid

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  5. Du Tapfere!!! So eine lange Radstrecke! Die kreative Leere hat sich leider auch bei mir ein wenig eingenistet, gepaart mit Unlust und Ideenlosigkeit und gleichzeitig einer hlchsten Unzufriedenheit deswegen... kann dich also gut verstehen.
    Dein Videokurs hört sich gut an.
    Ich wünsch dir viele Flows und Geistesblitze!
    Liebe Grüße Andrea

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  6. deinen text hab ich voller genuss gelesen (pustewatterich und flappflappkreiseln - ich liebe solche worte!!)und die bilder dazu hab ich sehr gern angeschaut. toll, dass du diesen kurs machst. ich hab deine werke dazu ja schon immer auf instagram bewundert. eine wunderbare farbigkeit!!
    sei herzlich gegrüßt von mano

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  7. Ich hab s hier etwas später erst gelesen, aber möchte mich Mano anschliessen, so lustig und fein zu lesen. Und das Du einfach mit dem Rad immer weiter... so was brauchen die Verbindungen im Hirn - oder Nicht Verbindungen
    Prima
    Liebe Grüsse
    Nina

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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