Samstag, 21. Januar 2017

Blümchen und verschwundene Freiflächen

Bei all der Aufregerei über die Großmäuligkeit des inaugurierten Mr. Trampel und die unsägliche Versammlung der Rechten in Koblenz ist heute ein Post der wunderbaren Gaelynn Lea bei mir eingetrudelt, ich muss ihn teilen, er führt zu unseren eigenen Nasen, Familien, Communities, Stadtvierteln, den greifbar Nächsten um uns und vom großen Lamento über das, was wir nicht ändern können, zu dem konkreten Tun dort, wo wir was ändern können. 

Im übrigen ist ihre Musik zauberhaft, NPR hatte eine klasse live Aufnahme mit ihr gemacht.

Holunderblütchen hat ihre Lilien und Wachsblumen so gekonnt in Szene gesetzt, da muss ich herzlich lachen, wenn ich meine hemdsärmeligen esstischverkrumpelten Aufnahmen sehe, ich zeig sie euch trotzdem und schick sie rüber.


Tulpen und Wachsblüten in der Bonbonniere der Tochter, die ich grade mal ausborgen musste....

Was mich seit heute früh begeistert, sind allerdings die Iris: Vier blühen! 
Und sie duften! Ich bin ganz betört. Als ich gestern schlafen ging, war eine offen und über Nacht die andern drei.  



Noch eine Vase: Ein Kiefernzweig, der von der Weihnachtsdeko über blieb mit Wachsblümchen vorm Fenster. Ich mag Kiefern. Ihre geometrische Strenge der Beastung und dazu das gewischte nicht greifbare ihrer Nadeln - japanische Tusche.





 Meine Lieblingskiefer auf der kleinen Mole ist leider dem Wohnen-am-Wasser-Bauwahn unsrer Stadt zum Opfer gefallen. Da wird ein ganzes Gebiet mit Riegelbebauung zugeklotzt, es ist so hässlich, dass ich es nicht fotografieren mag. In den Jahren zwischen Wegzug des Containerhafens nach Norden und Baubeginn war das Brachgelände eine sehr begehrte Möglichkeit völlig ungestört spazieren zu können, joggen, am Wasser sitzen, Musik machen, ohne Anwohner zu stören. Und das Ganze absolut stadtnah. Das Refugium war von Anfang an als Baugrund ausgewiesen, nur die Abverkäufe der Grundstücke dauerten mehrere Jahre und die Planung auch, so dass die Menschen sich gerne an die Weite und Ungestörtheit dieser Fläche gewöhnten - dass dort jetzt überdimensionale Legoklötze aus Beton rumstehn, kein Blick zum Wasser mehr, die Weite weg - das tut weh und, pffft, es ist ein weiterer Schritt zur Gentrifizierung eines Stadtviertels und einfach HÄSS.LICH.

Ich habe 2014 auf der Mole Fotos gemacht, die Kiefer wurde 2015 gefällt.





 

Ich habe das Gelände - was nichts besonderes war, Containerhafenbrache halt - nicht zuletzt geliebt, weil es meine typischen Motive bereithielt. Fundstücke, Kleinkram, Boden, Rost, kleinste Gärten und so.....












 Tja. Weg. Bebaut.

Das können wir nicht ändern, aber es gibt ne Menge rührige junge Leute und so ist das Freigelände, das Menschen brauchen, lieben und nutzen, auf die andere Seite der Mole nach Norden gewandert und hat sich auf der sogenannten Nordmole niedergelassen. Mal schaun wie lange, bis die Bebauung es dort wieder einholt. Die Fußwege werden halt immer länger.... 
 

8 Kommentare:

  1. schön deine tulpen und dein kleines ikebana ! wie schade dass die wunderschöne bäume die du uns zeigst nicht mehr existieren * hier auch eine baustelle an der ich täglich vorbeikomme * hatte im sommer voriges jahr dort so wunderschöne feldblumen fotografiert * natur ist einfach so wichtig *
    schöner sonntag

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  2. Auch wenn aus Dir SO natürlich keine Starbloggerin wird (also die Tulpen hättest Du wirklich besser in Szene setzen müssen) ;-) - endlich mal jemand, der zeigt, was wirklich ist! Und die Farbe der Tulpen harmoniert wirklich gut mit dem Tuch auf der Wäscheleine, so dass ich mich frage, ob das nicht vielleicht doch Absicht war?!
    Schade, dass die Kiefer weg ist, sie war wirklich schön. Warum müssen wir Menschen auch immer mehr Platz brauchen...
    Liebe Grüße von Jorin

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  3. Das Tulpen-Tisch-Foto ist einfach typisch EvaimGarten, lach!
    Ach wie gut kann ich es nachempfinden, dass du diesem nun zerstörten Ort mit all den Kleinoden darin so nachtrauerst. Hätte es seltene, zu schützende Viecher oder Pflanzen darin gegeben, wäre er vielleicht noch da...So bleiben dir nur die schönen Fotos davon. Der Klee sieht toll aus!
    LG Ulrike

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  4. Ja, es ist jammerschade, wenn die Natur weichen muss !!! Aber jetzt ist ja gerade die "Nachverdichtung" im Kommen ;-)
    Herzliche Grüße und einen gemütlichen Sonntagnachmittag, helga

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  5. ...dein Tulpenfoto mag ich sehr, liebe Eva,
    du zeigst, dass ihr in der Wohnung lebt...mitsamt Wäsche und allem, was sonst so dazu gehört...das ist so wohltuend...
    ganz gegenteilig diese Bebauung...am Bodensee wollten wir letztes Jahr mal am Wasser sitzen, da mußten wir auch suchen und viel laufen, bis ein Stück frei war...

    hab einen schönen Sonntagabend,
    liebe Grüße Birgitt

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  6. Erstens gefallen mir Deine Blumenbilder, besonders weil sie nicht so in Szene gesetzt sind. Zweitens gefallen mir Deine Kiefernbilder und was die Bebauung betrifft - ich fürchte, ich kann sie mir auch ohne Fotos vorstellen. Momentan gibt es so eine langweilige Bauklötzchenmode, die einem überall begegnet.
    Eine schöne Woche wünsche ich Dir.
    Magdalena

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  7. genau, ich finde deine blumenbilder auch klasse - das ist doch genau der alltag!! demnächst räum ich auch nichts mehr weg, wenn ich meine auf dem ess-werkel-arbeitstisch fotografiere!!
    ich trauere mit dir um die kiefer!! mir tut es auch so weh, wenn an so vielen orten plötzlich statt grüner wildnis und fundorten schnieke häuser für reiche entstehen. denn wer sonst kann sich dort eine wohnung leisten?? na, passt ja gut zu herrn t.s ganzer millionärsbesetzung...
    danke für deinen kommentar, ich hab so über den lifestyleeukalyptus gelacht und mich gefreut!!
    hab es gut eva, ich schicke liebe grüße!
    mano

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  8. Wie schade, dass solche interessanten Fleckchen einfach zugebaut werden Deine Fotos schaffen einen ganz anderen Blick auf solch ein Gelände. Da muss ich doch mal bei mir in der Nähe schauen ob es so etwas auch gibt :) Liebe Grüße Joya

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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