Dienstag, 30. September 2025

Schön und scheusslich

 Sonntag mit Sonne. Der Mann ningelt, "lass unterwegs sein". 

Am Tag vorher waren wir zu einer Totholzführung im OberOlmer Wald angemeldet. Jedoch: Demo, Strassensperrung, Busverspätung, schliesslich liefen wir von der Bushalte wieder heim, weil wir nie und nimmer auch nur halbwegs pünktlich hätten dort sein können.

Nun also Sonntag. "Lass uns doch zum OberOlmer Wald fahren", schlage ich vor. "Vielleicht klappts ja heut." Spoiler: Nö. 

Die Verbindungsauskunft der app stimmte nicht annähernd mit den Angaben der Bushalte und Umstiege vor Ort überein. Schließlich standen wir ohne Anschluss halbwegs in der Pampa. 

Und stiefelten ein paar wundervolle sonnige Stunden in den Streuobstwiesen um die Alte Ziegelei herum,  (be-)suchten unsere alte Gartenanlage, sammelten Dotzäpfel und Nüsse, zockelten gen Hechtsheim, galoppierten gegen abend zum Bus und rumpelten glücklich heim. 

Dachten wir. Bis zum Aussteigen. Zerr und schnapp, sagte die Sehne an der Hüftprothese und die nächsten Stunden und Tage waren Humpeln, Ibu, Bettflasche, fluchen. Hässlich. Schmerzhaft. 

 

Heute ist wieder gut.  

  

 

Samstag, 27. September 2025

Verein...

Morgens um 10 vor 9  stehe ich am Gartenverein. Nach zwei verregneten Tagen und eine halbe Stunde vorher wars auch noch  mal  nass.  Noch  kein Mensch da. 

Ich habe Arbeitseinsatz, wie  jedes Vereinmitglied,  einmal  im  Jahr  4 Stunden.  

Ich radle in meinen  Garten,  packe Eimer, Schere, Handschuhe, Kniekissen, keine Ahnung,  was heute ansteht,  aufs Fahrrad, radle wieder runter zum Vereinshaus. Niemand zu  sehen. Komisch.  Der Parkplatz war auch komplett leer.  Rufe schließlich einen vom Vorstand an. Oh,  kommt, ein lahmes,  stimmt, wo  Du  es jetzt sagst....  Du hättest ja  auch Einsatz  gehabt heute. Wir  haben gestern abend alle angerufen und  abgesagt, weil  es so nass ist. 

Danke  auch, sage ich, höre mir noch an,  dass ich in  14  Tagen oder 4 Wochen  kommen  könne,  wünsche  nen  schönen Samstag und lege auf.  Radle wieder in  meinen Garten.  Hmpf.  Wo ich schon  mal da bin. Hmpf. Ja,  es ist nass. Na und? 

Stiefle erst  mal in  diverse Beete, sammle  Zucchini,  zähle den Nachwuchs (5 gelbe noch und 2 grüne),  nehme bedauernd  die letzten geplatzten Tomaten  runter.  Fange gedankenverloren  an,  die zähen  Grasbündelchen, die im Thymian  stehen,  herauszuzupfen,  was super geht weil  unser  Sandboden nass  toll krümelig  ist. Eh. Okay. Eimer, Kniekissen, Sack. Nach beinah zwei  Stunden bin ich einmal um und durch das zugewachsene  Kräuterbeet gekrochen gezupft und gewurschtelt,  die Füße sind patschnass aber warm, die  Hände und  Unterarme ziemlich schlammig,  die Laune gut, es wird wärmer, ein  Hauch Sonne funzelt durch  die Wolken.  Sammle Äpfel, Trauben,  steche ein fettes  Bündel  Löwenzahn  fürs  nahe  Tierheim, lade mein Fahrrad voll. Kräuter,  Blumen, Mangoldblätter  groß wie Zeitungseiten.  Hände waschen. Abschliessen. Tschüss Waldschaben, Wildbienen und Heuhüpfer, tschüss Himbeeren,  Quitten, Astern. 

Hallo  Tierheim. 

Guten Morgen zuhause. Zweites Frühstück.



 


Donnerstag, 25. September 2025

kritzelpoesie

Kurz vor knapp wie meistens.... nun also

Eulen malen

Giovanni Luigi da Palestrina hören

Käse essen 

Eulen malen 

Und vor mich hin knöttern,  weshalb die besten Entwürfe immer auf dem schlechtesten ungeeignetsten Papier landen.

Weil als Entwurf gedacht und dafür nimmt Frau ja nicht das Skizzenbuch. Pffft. Würde ja einem Entwurf eine Wertigkeit zugestehen. Sondern den ollen Pappedeckel eines Collegeblocks. Hrrrmpf.

 Käse essen

Oilen  malen

Repeat. 

 

Dienstag, 23. September 2025

die vögel und immer die vögel

 


nach zwei regentagen heute sonne
trompetend ziehen ein paar kraniche über der petersaue
von unten steigen andre hoch
großes hallo
über mir fliegt einer
laut und eilig ostwärts
halt wartet mal auf mich!

drei falken kreisen in der morgensonne, die die flügel anstrahlt
sie ziehen ab, ich stehe auf der kreuzung, scheissegal, verrenke mir den hals, ah, da!
fahre zurück
bewundere die falkenschönheit
ganz vorne auf dem eckhaus auf der schneefangreeling
den schönen kopf seitwärts gewandt zu den geschwistern, die noch kreisen

am zufluß der marina dümpeln die zwei schwäne, die hier wohnen

sittiche kreuzen westwärts mit geschrei
die bahn der rabenkrähen

ich fahre fahrrad dabei wünsche ich mir flügel

Montag, 22. September 2025

schau! und fassung II verhext

regen

ich eile durch die stadt 

beschirmt mit tupfen

pfützen malen kringel 

vor der arztpraxis die montagmorgenschlange

 

bein - fingerkreis - und zauberwort

  ein klatschen

schau! da stürzen sie, gewirbelt durch den regen

fallen ins himmelsgrau

krähen stieben schimpfend

das schreckgeschrei verweht schnell im verkehr

wer schaut denn schon nach oben?

besonders wenn es regnet - 


ein bunter firlefanz am himmel

auf die straße stürzen

ein, zwei schirme, tasche, schuh und brille, mützen

 

schnell, geh vorbei,

dass niemand ein verdacht ...

die frau?

auf einem beim?

wer hat geklatscht?

 

dort liegt

ein regencape

das mit dem wind 

aufbläht und matt in sich zusammensinkt

 

es atmet noch

 

 

Fassung II    1 Tag später 

 

verhext

 

regen

ich eile durch die stadt 

beschirmt mit tupfen

pfützen malen kringel 

arztpraxis mit montagmorgenschlange

drachenschwanz 


halt inne:

bein - fingerkreis - und zauberwort

                 ein klatschen

schau!  da stürzen sie, gewirbelt durch den regen

fallen ins himmelsgrau

krähen stieben schimpfend

das schreckgeschrei verweht schnell im verkehr

wer schaut denn schon nach oben?

besonders wenn es regnet! 

 

ein bunter firlefanz am himmel

auf die straße poltern

ein, zwei schirme, taschen, 

brille hängt im baum und eine mütze

 

schnell, geh vorbei,

dass niemand ein verdacht ...

die frau?

auf einem beim?

wer hat geklatscht!

 

dort liegt

ein regencape

das mit dem wind 

aufbläht und matt in sich zusammensinkt

 

es atmet noch

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 21. September 2025

stop the siege

 https://linktr.ee/sropt.media?fbclid=PAZXh0bgNhZW0CMTEAAac-Io6WF9l83gG22iWHYwv5P4XZeow4-d-sZu0JUcG8KA8ZMoMH8hAuE3PaDA_aem_iLK4oM-EDSC23Fgszd5-AA

 link  zu Francesca Albanese und  Publikationen

 https://globalsumudflotilla.org

 https://www.thamra.org/ 

 Ärzte ohne Grenzen

Aktion gegen  den Hunger 

Gaza    Sudan   Jemen   Malawi  Afghanistan

 

 

 

 


 

duhastkeinemachtübermich

so  ganz haut's a net  hin mit den  30  tagen am stück.

    hat jemensch was von am stück gesagt? 

eh, nein.

    na also.  

die woche: anstrengend. nicht  der übliche  jobdriss,  der ist a normal  und  geht in wellen  und wieder vorbei. nein. emotionaler  driss.  heftig.  ärger und  frust, ohnmacht und  wut,  verletztsein und  absichtlich  missverstanden werden, ohne  anerkennung/gegenleistung/respekt   ausgenutzt   benutzt werden, all das schwappt der engagiertesten frau, die ich kenne  "zum dank" ins gemüt um die ohren, weil ne person in der hierarchie  eins  darüber sie  triezt , ärgert und triggert. triggert auf fieseste art.            mann. macht. weil  sein ganz privatsubjektives  minderwertigkeitsgefühl - unterlegenheitsgefühl -  nenns wie du willst , umschlägt, ohne  impulskontrolle, in angriff. und  das team  das abfedern  muss, um zu überleben. um  die frau zu halten,  stärken, schützen.  wir leiden  mit. wüten mit.  ohnmachten  mit.  stärken uns.  halten  uns. bauen uns  auf.  

aber es kostet so verdammt viel kraft. 

mich bringt es immer wieder an  den rand des erträglichen. zerlegt mich,  meine konzentration, mein denken, mein fühlen, mein in meiner mitte sein. haut mich aus der  bahn.

freitags nachmittags verziehe  ich mich  in der garten.  mich erden.  einen sack voll  unkraut rausnehmen. mit dem freischneider mähen bis  2 akkus leer sind. den  kopf leer machen beim  händetun. drei  stunden.

so  ganz hilft es nicht, wird aber besser.  diese art stress  bleibt in meinem innern. verknotet den bauch, klotzt im magen,  zieht die  schultern hoch, die  tics  und muster  selbstberuhigender selbstverletzung seit kindertagen poppen  auf.  mein inneres  wie eine  straff gespannte saite, sirrend,  unter zug. 

 ***

abtauchen  in das gold  und den  duft kleiner (zier)quitten, das  blau  von borretsch und zweiter ochsenzungenblüte,  das  strahlende goldgelb der topinamburblüten, die den hinteren teil des gartens  an hohen  ineinandergeneigten stengeln in eine kratzige sperrige leuchtende wildnis  verwandeln.  wer mit  der schubkarre durchmuss, erntet kratzende schrammen, blutend bisweilen.   grün  und kreischend rasen  die sittichschwärme vor einem himmel,  so knallend septemberblau.

montag schon ist tag-und-nacht-gleiche. gehe ich durch  ein jahr an  diesen dreimonatsabschnitten entlang, herbsttagundnachtgleiche, wintersonnwend,  frühlinggstagundnachtgleiche, sommersonnwend, wird mir immer  bewußt, wie kurz diese abschnitte sind (und wie kurz ein jahr)  -  denn, sei ehrlich, dreimal 4 wochen,  das fliegt. 

und  mit dieser erkenntnis, wie kurz eine woche, ein tag,  ein quartal sind, ein  jahr, wie  schnell  "ach schon wieder vorbei"  -  kann ich den  stress  loslassen, in  seine  schranken tun. (okay, ohne garten, bimsstein  und  handcreme ginge es  schwerer,  aber,  ich besaufe mich nicht,  fresse keine tabletten, schlage nicht meine liebsten) 

irgendwann gestern abend, als es mich noch ziemlich zerlegt hat,  kam der satz  hoch

weshalb räumst du dem  (typ/dem stress/den gedanken an die situation)  so viel raum ein

letztendlich: so viel macht. 

entmachten.  

du hast keine macht über mich.  du  hast keine macht über mich. du  hast keine  macht über mich.

 

 

danke fürs zuhör'n in form von lesen. und  nein, bitte  schreibt mir jetzt  keine gesundheitsratschläge und  entspannungstips  auf.  bitte. 

 

 

Donnerstag, 18. September 2025

zart

ich erinnere mich als kind in den mantelabteilungen großer kaufhäuser immer mit größtem genuss zwischen pelzmänteln herumzuschlüpfen.

ich verstand nie, weshalb fell und pelz aussen war. ich hätte es innen gewünscht. die vorstellung mich unbekleidet in einen pelz zu hüllen, das fell auf meiner haut zu spüren.

ich erinnere mich an den ozongeruch im katzenfell, wenn unsere katze an wintertagen von draussen kam. mein gesicht in ihren pelz vergraben.  

ich erinnere mich je älter ich werde desto schwächer an den geruch im haus unserer freunde. 3 kinder, die kreuz und quer frühstückten, taschen packten, ich stand dabei und wartete, holte einen oder zwei zum gemeinsamen schulweg ab. im haus der damals obligatorische partykeller. im flur am treppenabgang vorbeigehen und diesen so dieses haus diese familie definierenden geruch einatmen.  vor ein paar jahren noch hatte mein olfaktorisches gedächtnis den geruch abrufbereit.

langsam verblasst er.  

Montag, 15. September 2025

schlaf

 kleine pause.

ein paar tage unterwegs im schönen braunschweig - danke mano für deinen post über das magniviertel, da isses soo schön!

eine stadt mit viel grün, viel radwegen, einem tollen botanischen garten. alte freund*innen wiedergetroffen, neue menschen kennengelernt. viel herumgelaufen in den falschen schuihen, nun wieder büro, unterm tisch die schuhe ausgezogen, blaugestupsten zehen freiheit schenken. soifz.

 die weltlage hat sich nicht verbessert in der zwischenzeit. 

....................................

das gefühl beim einschlafen

bewusstsein driftet davon. ich sinke tiefer. kurz vorm loslassen ein geräusch von aussen, das erst ausgeblendet, dann ningelig wird, bewusstsein an einem sehr dünnen faden laangsam nach oben zieht, den ganzen körper widerwillig wie nasses segeltuch aus dem traummeer hochholt, stetig, ohren auf hören, kopf auf gehörtes einsortieren zerrt, wahrnehmung einschaltet, unten schlafmeersog, oben langsam zähes ingangsetzen, am faden rutscht mein ich hoch oder tiefer. geht das geräusch weg, sinkt das segeltuch wieder ab in die tiefe, bereit, von träumen umweht, beschriftet zu werden, zu verschwinden in tangwäldern sich überlagernder verwirrender bilder, verschwimmend, taumelnd, wiegend in strömungen, die nur der schlaf kennt.

Mittwoch, 10. September 2025

look at this!

am morgen nach dem regen kleben zwei abgerissne papierhenkel tütenlos und halb plattgefahren  auf  dem asphalt. deformierte flipflops einer ausgesprochen großfüßigen gestalt, die es überraschend aus den schlappen gehauen hat. 


Dienstag, 9. September 2025

riechen

am abend  verkohlt uns eine kamikazemotte auf der  herdplatte.  es raucht.  der mann flaxt "brennende motte im  abendrot" und schnipst sie beiseite.

ich deklamiere  feierlich "brennende motte im abendrot. ein gemälde aus  dem nachlass von karl emanuel hotzenbümpf. karl emanuel hotzenbümpf ist der wohl  bekannteste vertreter der 'niedersächsischen moderne' aus dem jahren  1972-73. einem  malzirkel, zu dessen engstem kreis auch liselotte  loh und josef  weintraub gehörten. 

die drei bildeten für wenige stürmische monate die später so  genannte 'brennende künstlerkolonie schafhauser hüttchen' bei folstenhausen (vor der eingemeindung). an einem herbstabend bei einem komplett bekifften gruppentreffen eskalierte  ein streit um eine tube chromweiss derart, dass dank des gebrauchs von joints und terpentin  alle künstlerhütten komplett abbrannten. karl emanuel hotzenbümpf malte in erinnerung an jenen denkwürdigen  septemberabend  das hier vorgestellte gemälde, weil er, wie er oft erzählte, im bekifften kopf die umhersegelnden  ascheflocken  hunderter skizzenblätter für brennende motten hielt und singend darunter herumtanzte, bis ihn die ortsfeuerwehr folstenhausen  mit einer hochgradigen rauchvergiftung ins kreiskrankenhaus eingeliefert hat. ursprünglich war das gemälde als geschenk für die notaufnahme des kreiskrankenhauses  gedacht, die es aber als zu makaber  ablehnte. "

"boah  stinkt das!" ningelt der mann dem ascheflöckchen hinterher. 


fußnote: liselotte loh wandte sich in ihren späteren jahren dem kunsthandwerk mit lötkolben brandverzierter holzbrettchen zu.  josef weintraub wanderte in den achtziger jahren nach nordfinnland aus und malt seitdem nur noch in weisstönen. 



Montag, 8. September 2025

spüren

 dies ist ein FLUSS.

in den sprachen indigener nordamerikas (danke robin wall kimmerer) wäre die bezeichnung eher fliessend sein.

keine subjekt/objektbezeichnung wie im deutschen oder englischen, sondern ein verb.

ein tu-wort.

etwas, was (sich) bewegt. in beziehungen steht. was nicht nur sich bewegt. berührt und berührt wird.

nährt und genährt wird.  

(wie) spürt ein fluss sein fliessend sein, wenn er eingesperrt zwischen steinernen rändern geführt ist, keinen kontakt hat zu baumwurzeln, der fischbrut, die sich im seichten uferwasser tummelt, froschlaich, jagenden raubfischen in kolken, ohne tangwälder, durch die er hindurchstreicht.

(wie) spürt ein fluss dieses bewegende bewegte fluss sein, wenn er überwärmt wird, tote wasser lebendigeres verschmutzen vergiften verdünnen , ihn chemisch und physikalisch verändern

wo verliert er dieses lebende in bewegung sein, in bezug sein mit ufer pflanze und tier, wo ufer fehlen, deren bäume kühlende sprenkel werfen , böden fehlen, die er schwemmen kann, die er mitträgt oder mit sediment beschenkt, zuflüsse fehlen, mit denen er tanzen kann, freudig, sich vermengend, lebend.

 zu wieviel prozent bestehen wir aus wasser.

wann begreifen wir flüsse als mitsein, als mitwesen. non human people. und nein, das ist nicht im mindesten 'esoterisch' oder so 'ökoversponnen'.  im gegenteil. es ist existenziell. wir sind verbunden. und überall dort, wo diese verbundenheit geleugnet und zerstört wird, gefährden wir alles. 

 

 

 

hören

 regen. 

vorher der wind,  der ihn ankündigt. in  den  ritzen der klotür orgel spielt. türen  knallt. die  bäume schüttelt und mir in der küche  vom balkon  her blättchen  wilden  weins hereinweht.

dann einzelne tropfen, schnell ein  rauschen. döng macht  ein einzelner tropfen, der vom  oberen balkongeländer  auf  die rostige konservendose platscht, die auf einem stöckchen , seit jahren tauben  abwehrend in meinem blumenkasten  steckt. döng.  

wenn  die wilde grüne wand aus  wein im sommer  verblüht - das wispernde geräusch mit dem hunderte blütenblättchen herabrieseln.  

abends am fluss. zärtlich  titschernde kleine wellen, kies, muscheln und  sand vor sich her und wieder zurück schiebend. das unablässige pitschern und tropfen fingergroßer silbriger fischlein, die mückchen  fangend  aus dem wasser schnellen, in endlosen wasserkreisen wieder zurückfallen.  ein glitzernder tanz in  der dämmerung.  

gänse und enten sammeln sich an  den schlafplätzen, putzen sich, gefieder wird gefettet und raschelnd zurechtgerückt. 

am morgen und abend  die krähen in  ihren  schlafbäumen. quacksendes kwietschendes schnurrendes kakelndes vogelpalaver.  

in der pappel im garten sammeln  sich  am abend  stare. du siehst sie nicht. nur  wenn  einer  mit seiner  charakteristischen  flügelform vor dem himmel flattert. vögel in allen zweigen. 15, 20 minuten lang ist der gesamte  baum  erfüllt von  ihrem geplauder.  

abgelöst werden sie von  den halsbandsittichen, die, grüne kreischende geschwader,  durch die gärten fliegen. 

 

wer aussser mir hört das sirrende rauschen in meinem kopf?

 

vergessen sonnntag hochzuladen.  

 

Samstag, 6. September 2025

spüren

tanzen in  einem raum mit schwingboden 

hinlegen und spüren - musik und das beben des bodens je  nach  bewegung  meiner mittänzer:innen unter und in mir 

anlehnen an die wärme einer sandsteinwand. am liebsten würde ich  hineinsinken, meine  haut in den körperwarmen stein einschmelzen einfließen lassen und darin verschwinden. 

mein gesicht mit geschlossenen augen in den nebel des gartenschlauchs halten

im hof meines sohnes ein moosnest.  insekten wohnen darin, unter meiner hand vibriert es ganz  leise.

meine hände  auf  die rauhe duftende harzige rinde von kiefern pressen, bis sich rindenmuster und klebriges harz in meinen handflächen abzeichnen.  skin  of non  human  people. 

bei den sandbänken in fluß waten.  immer wieder wird  der rhein unterschätzt, die strömung ist stark und reisst  auch geübte schwimmende fort. kreist in  der nacht der hubschrauber über  dem  fluß, wissen wir,  da hat wieder jemand besoffen  zu  baden versucht. diesen sommer sprang  sogar ein mann von der theodor-heuss-brücke. KEIN  selbstmordversuch.

an glühenden  tagen, wenn  der fluss niedrig steht, reichen die sandbänke hinter laubenheim  bis  weit über  die  mitte des stroms. der schiffsverkehr findet  drüben  statt, auf  der hessischen seite.  

durchs wasser  gehen,  von sandbank  zu sandbank. um die knöchel der rhein. erst kühl, dann wieder körperwarm, kühler,  plätscherig niedrig, bis zu  den  stellen, wo er mir an die hüften geht,  ich  in  die hocke gehe und nass wieder  hochkomme. im sonnenlicht stehen bleibe, abkühlend. schaue  den  vögeln  zu, die sich auf anderen sandbänken sammeln. der sog, der an  den beinen  schubst,  mit  dem das wasser mich hebt, sobald ich es zulasse. vorsichtig. treiben lassen bis  ans andere ende der sandbank. sehe den kindern zu, die, mutiger als ich, an tieferen  stellen  schwimmen und  tauchen.  kommt ein  frachter vorbei, schaukeln wir genüßlich in und mit den rollenden kielwellen. 

setze  ich die brille ab, ist es fast wie am meer.  

 

spüren. spuren.  

was ich spüre, berühre, anfasse, betaste, wiege, hebe, befühle, mich verletze, verbrenne, verbrühe,  streichle, zwischen den fingern  zerreibe, kose, ribbele, kratze, kraule und raufe. wie ich  spüre gräbt tracks in meine nervenbahnen, vertieft sie oder bildet ganz neue. lernt alte verlernen. zieht spuren im nervenendengewitter. die einen verglühen ganz  schnell, andere leuchten. 

mir  gefällt die vorstellung, dass was ich mit den dem aussen zugewandten teilen und flächen des körpers haptisch erfahre im hirn leuchtende funkelnde knisternde aufglühende spuren und wege zieht.  

 

 

Freitag, 5. September 2025

auge

 auge

schnell schnell gucken lesen zappen scrollen

schnell schnell

schalt mal runter

sieh

den  klecks glitzerkleber auf asphalt, der grünblau schillernd den  boden zum leuchten  bringt

einen  pinsel, verloren  gegangen, hey, der ist schön - ich  laufe  den  rest des  abends mit  einem  pinsel im  haarknoten  herum 

 

morgens auf  dem weg am fluß sonnenlicht  in  silbersprenkeln auf  dem wasser

weisse  federschiffchen, möwen, schaukeln mit der strömung

ein kormoran taucht ab

die schwäne, die an  der marina ihr revier  haben, dümpeln  wie  dicke federkissen

ein angler

meine unbekannte bekannte radfahrerin, der ich fast allmorgendlich  begegne, wir fahren in  entgegengesetzte richtungen, sieht mich  drehend  und dehnend unter der trauerweide  stehen und hebt grüßend die hand 

 eine junge frau trägt rosa kopfhörer mit katzenöhrchen 

 an  einem andern  tag eine schülerin  im bus, rosa cropsweat, rosa joggbermudas, rosa socken, eine grasgrüne kniebandage und die löckchen über der stirn in zwei  akkurate kringel gedreht, anmutig wie eine flamencotänzerin  

abends im sand auf  der lichtung stehen,  in der zeit, die das licht braucht, bäume, wiesen und wege von grün und  braun  und gelb in scherenschnitte vor flammendem westhimmel zu verwandeln, drüben ein  halber mond und die fledermäuse sausen  zick zack jagend  um uns  her. 

augen schliessen und auf den regen lauschen 

Donnerstag, 4. September 2025

30dayproject 30 Tage Projekt . Sinne. Gleichgewicht

 Sinne

sinnlich

senses 

sensual  

sensitiv

 

ich möchte wieder schreiben und ich möchte eine kontinuität entwickeln (die ich gelegentlich in meinen tagebüchern habe, aber auch da gibt es brüche und pausen) und ich möchte konsistent bleiben.

wie wäre es mit den sinnen. schreibe entwickle denke nach über sinne. wahrnehmung. fühlen. riechen. schmecken. hören.

 

gleichgewicht.

 

gestern ein termin mit sohn und architekt im alten häuschen, das ein kondensfeuchteproblem hat, im winter schimmel bekam an zwei aussenwänden und seltsames mycel unter der plane, die den fußbodenbelag vom asphaltestrich trennt. wir haben diverses besprochen und ein paar szenarien, wie man am besten weiter vorgeht, entworfen. 

später fragte ich herrn b ob er uns bei der regenrinne bzw dem überlaufenden fallrohr helfen könne. wir standen draussen, er löste schrauben, r. stieg aufs kellerdach, löste die anderen schellen.

 

ich stand unten und sah senkrecht am giebel hoch, auf dem die sonne stand. leuchtender putz. blendend  hell. darüber ein herbstblauer himmel - septemberblau - mit ein paar frisseligen verwehenden weissen wolken in fetzen. ich spürte, wie mich die bewegung der wolken, die leise hinter dem giebel verschwanden, narrte. zu narren begann. gleichgewichtssinn. verwirrt durch den anblick von verschwindenden wolken hinter einem statischen gebilde und das gebilde beginnt zu wandern. zu ziehen. das haus zieht. nicht die wolken. es schiebt  sich hin zu mir. ich biege mich weg. möchte nicht fallen.

ich denke an christof ransmayrs buch der fliegende berg, in dem er erzählt, wie die einheimischen die berge betrachten, die hinter wolken verborgen sind und gelegentlich auf und wieder abtauchen. fliegende sind. fliegende berge, die sich vielleicht entscheiden auf einem rücken der erde platz zu nehmen und sichtbar zu werden. wenn sie nicht sichtbar sind, weg sind, sind sie fort geflogen.

 

ich denke ich werde öfter auf dieses buch zurückkommen. zu vieles darin hat mich tief berührt. 

 

diese verwirrnis jedoch, gestern nachmittag, einen moment lang, ehe ich den kopf abwandte und den nacken ausschüttelte, um dieses seltsame nein nicht bedrohliche aber sinnverwirrende gefühl loszuwerden abzuschütteln, den blick wieder an festem auszurichten, boden, pflastersteine im löwenzahn, das fallrohr in meiner hand, mich erde. 

am nächsten morgen fahre ich bus. was ich selten tue, aber mein rad steht noch am bahnhof, ich muss es holen um damit zur arbeit zu fahren. wenn der bus über die kopfsteinpflaster hoppelt, rumpelt es. ich spüre es in meiner wirbelsäule, meinem magen und in meiner blase. denke an den fliegenden berg und dass ich anfangen muss.

schreiben. 

aufmerksam bleiben.