Donnerstag, 31. Dezember 2020

Sylvester

Letzter Tag in einem verrückten ansteckenden Jahr, das zu der Pandemie noch mit mancherlei Unwägbarkeiten aufwartete. Langweilig wurde es nie. Pandemie, homeoffice, Kind eins mit Abitur unter lockdown, ein die Geschlechtsidentität wechselndes Kind zwei, ein kranker Ehemann, 'ne Menge geschleppte Giesskannen Wasser, kein einziger Buchbindekurs, trotzdem netzwerken im Viertel,  einige Male TanZen ging noch, unerwartete Freundinnenunterstützungen, Stunden im mainzer Sand zum leer werden, mich öffnen für das, was die Natur mir schenkt, Ruhe finden, meinen Frieden machen. Dankbar bin ich für die Menschen an meiner Seite, für ihr Zuhören, Aushalten, Verstehen, Mittragen. Dankbar bin ich, dass wir Keinen verloren haben an den Sensenmann. Dankbar bin ich für meine community im Netz. Dass auch diese Netze halten.

Nein, ich schreibe keinen Jahresrückblick. Nicht hier jedenfalls. 

Heut vormittag bin ich mit meinem Rad voller Einkäufe statt nach Hause in den Garten geradelt. Noch einmal nach den Pflanzen schauen, noch ein mal im alten Jahr über die Mauswiese gehen, bis die Hose nass ist und die Schuhe sowieso. Nochmal die neuen Buddellöcher betrachten, mich immer noch fragend, wer da gräbt. Meinen Dank aussprechen und meinen Segen für diese knapp 600 qm geborgte (unterunteruntergepachtete) Erde, die mich immer wieder erdet und den Händen Arbeit gibt, so dass der Kopf leer werden kann und das Karrussell anhält. Die Christrose blüht und der Rosmarin steht voller Knospen!

Die Maulwurfshaufen tragen winzige Schneehäubchen, der Teich ist klar und grün. Auf der Wassertonne schon wieder grisselig schmelzendes Eis.  Eine letzte kleine Kokardenblume mitnehmen und ein Händchen voll Knoblauchschnittlauch, der schon 10 cm hoch auf der Wiese steht, zwischen dem glitschigen rutschigen Teppich aus dunkelbraun verrottenden Pappelblättern - glatt wie Schmierseife, man muss sehr vorsichtig gehen. 

Die Elstern knopfschachteln in den kahlen Bäumen, die Sittiche kreischen vorbei, die Gärten sind menschenleer, nur Fussgänger mit Hunden und Kindern auf dem Weg. Es ist bedeckt, der Himmel hält mal grade die Luft an, ich komme nahezu trocken nach Hause. Erst als ich im Hof ablade kommen die großen Regentropfen, später zu Kindeleins Freude fette nasse Schneeflocken, dann doch wieder Regen. Es ist einfach zu warm, noch immer +3°, gestern waren es +6°, als ich mit einer Freundin am Rhein spazierte, um mal wen anderes zu sehen als die Familie. 


 Die Marina hat noch Weihnachtsleuchten...


Zu Sylvester

Da geht es hin, das alte Jahr,

verheddert sich im Vorhang, wartet auf Applaus

              Wofür? Zum Teufel, sag!

              Wofür willst Du Applaus?

und stolpert von der Bühne und ist aus.

Das war's dann wohl. 

Zugabe gibt es keine. 

Da geht es seiner Wege, 

diesmal ganz ohne Krach, TamTam und Böllerschüsse. 

Ich werfe ihm noch ein zwei abgebrannte Wunderkerzen hinterher 

und stoße an,

auf dass das neue besser werde!

 

Treibt's bunt! 

Auf ein gutes 2021!