Sonntag, 19. Juni 2022

Garten...

Manchmal einen Rappel kriegen...
 
Wir haben 3 Komposthürden, die gefüllt sind 
 
Und bis neulich hatten wir weitere drei, die ohne Umrandung irgendwie schief, überfüllt und zerzaust in den Garten sedimentierten und mit Mohn, Nesseln und Brennesseln zugewachsen einen riesigen Haufen bildeten.

Leider gibts nur nachher Bilder...



 

Dann war Christie Himmelfahrt, ich kam frühmorgens zum Gießen und mich packte der Rappel. Ich holte Handschuhe, Trinkflasche, Schippen, Mistgabel nach hinten in den Garten und fing an...
Die wild aufeinandergehäuften, mit Klatschmohn zugewachsenen Komposthaufen aus verrottenden Hölzern, schief gestapelt, zusammengesunken, im Winter vom Fuchs untergraben, noch mehr zusammengesunken, auseinandernehmen, Holz, das "noch gut" ist zum Trocknen aufrechtstellen und aus einem Roll-Lattenrost einen neuen Mistkasten bauen war eine Aktion für meinen Geschmack.
 
Danach war ich platt von der Hitze, brennesselverbrannt, zerkratzt und glücklich über die neu gewonnene Ordnung. Verteilte zarte lekkere Krümelerde um die Kartoffeln, Kürbisse, Bohnen, wässerte nach, liess mich beim Nachbarn (er ist in Urlaub, wir gießen, was seine Zeitschaltuhrsprenger nicht erreichen)  vom Sprenger nassregnen zum abkühlen und fuhr zum Mittagessen nach Hause. 
 
Netter Nebeneffekt: So langsam hab ich den Muskelabbau durch die faulen Wintermonate wieder eingeholt. Gießkannen durch den ganzen Garten schleppen, Latten mit dem 10 Kilo Vorschlaghammer in die Erde hauen, Erde schippen, es geht alles.  Was ein Glück! Wenn ich an meinen Zustand nach den ersten Garteneinsätzen im Frühjahr denke, da war ich vor Muskelkater schier krank und nach einer dreiviertel Woche Regeneration immer noch zu nix zu gebrauchen. 
Alt werden ist nix für Feiglinge.
 
 

gelb und die götter des fastfood. work in progress

I
Ich denke Gelb. Denke Regenmantel und Ei, Banane, flauschige gelbe Küken, denke Sonnenstrahlen im Kinderbild, denke Löwenzahn.
Schließlich drifte ich ab mit den Pusteschirmchen des Bocksbarts mit seinen Schirmchenkugeln wie Löwenzahn groß hoch drei, drifte ab zu den winzigen Bienen im Johanniskraut (denke kurz Gelb) und bleibe hängen an drei albernen Jungelstern, die auf dem Dach der Nachbarhütte haschmich spielen. 
Gelb. Ich habe noch ein paar Buchseiten vor mir, Gelb, wir tauschen untereinander. Jede schreibt, zeichnet, malt, collagiert ein paar Seiten und am Ende haben wir sehr verschiedene Unikatbücher in Gelb.
Aber die Gedanken sind unruhig und schaukeln davon mit den Schirmchen.
Ob das Haferwurz sei fragt die Freundin. Ich weiss es nicht. Der Himmel ist weiß vor Licht. Die Hitze glüht auf meinem Scheitel, meinen Lidern, pocht in Rot, pocht und der Kopf knickt ab, leise, leise fliegt er davon, lässt sich treiben wie ein halbleerer Ballon, der schon taumelt, wie ein Haferwurzbocksbartschirmchen. Das Hirn schaltet aus, was es sonst tut, hören, sehen, Sätze bilden, Gerüche sortieren, treibt, eine schwimmende Walnuss im Schädelballon, der verliert Luft und bleibt irgendwo hängen, wo es schattig und kühl ist, unter den Bohnen vielleicht, wo die Erde nass ist, weil frisch gegossen. 
 
II
Die fast food Götter flackern mit ihren Neonröhren über der Theke. Hinter mir dröhnt der Verkehr. Wenn die Ampel umspringt, brummt der Boden unter den Füßen und im Kühlschrank titschern die Flaschen. Ich kann es hören, wenn ich den müden Kopf an die Glastür lehne. Dann sirrt das Titschern in meinen Zähnen und rutscht mir kühl in den Bauch.

Serviettengirlanden und leere Pappschalen säumen den Weg zum Altar. Ich ziele Kleingeld in einen hingehaltenen Becher. Ob ich den richtigen getroffen habe?
Die Neonröhren blinken hektisch und gehen aus. Erst im Dunkeln wage ich mich auf die Straße.  Stoßstange über Stoßstange tanze ich zur anderen Seite, die duftende Tüte an die Brust gepresst, meine weit ausgebreiteten Nasenflügel halten den Schädelballon senkrecht. Ich sabbere.

III
Das Blinken und Hupen verklingt, je weiter ich mich von der Straße der Götter entferne, abbiege unter Linden, deren Blätter und Duft das Leichenlicht der Zebrastreifenlaternen schluckt. Im Park setze ich die Tüte ins Gras.
Wie warm mein Bauch, meine Brust, schwitzige Hände. Wische den Sabber vom Mund, ratsche die Papierhüllen auf, reisse Bissen ab, schlinge, verschlucke mich, huste die Brocken aus. Langsam! Langsam, ermahne ich mich. Nach ein paar Schlucken wird die Gier etwas milder. Ich wische Soße vom Kinn, trinke Wasser und füttere behutsam, mit aufgeweichtem Brot und zermatschtem Gemüse, den aus dem Nest gefallenen, geflüchteten Jungvogel, der ins Gras gekauert aufgewacht ist und schreit, sich hochreckt, den Schnabel aufsperrt und bettelt. 

IV
Das nasse Gefühl am Finger im hungrigen Vogelschlund, der das Futter absaugt, schluckt, wieder schluckt, die letzten Tropfen aus der Wasserflasche schluckt, schliesslich in sich zusammensinkt, ein müdes, kurzfristig sattes Händchen voll Tier. 
Die Götter des fast food klatschen Beifall. Wieder ein Opfer, ein Süchtiger, ein Gläubiger mehr, angefixt mit Zuckerpappebrot, Wassersalat und geschmacklosem, grannysmithhartem Tomatenersatz. Geweiht mit allheiligmachenden Soßen, chilliepulvergesegnet. Hosiannah. Alle Wege zum Tempel duftend gemulchter Röstzwiebelchrunch. "Schnauze" murmle ich ins beifallraschelnde Dunkel, lutsche die Soße vom Papier, knülle es mit Einmalservietten, Plastiktüte und Alufolie zum Ball, strecke mich neben dem Vogel aus. Schlafe. 
 
Träume in gelb.








19.6.22  nicht nur, aber auch, für Marina










































































 




Heute nicht

 

Heute nicht

Die Sonne rollt ihr Rad
und seine Speichen werfen rote Schatten.
Schüchterner Regen tupft Petrichor auf den Asphalt,
doch unter den Bäumen bleibt es staubig und grau.
Hinter meiner Stirne nistet der Vogel Müdigkeit.
Die Schlangen Traum und Schlaf legen goldene Augen auf meine Lider.

Gekost, gewiegt, behütet
von Regenduft und Regenlied
lass ich den Tag ziehn.



23.05.2022