Donnerstag, 26. September 2019

herzmenschen

Wenn ich nur mal schnell noch einkaufen gehn will und meine Freundin Züri treffe und wir uns umarmen und den kleinen Sohn mit, der dann schnell im Haus verschwindet und wir feststellen, WIE lange wir uns nicht gesehen haben und jetzt und auf der Stelle, halbwegs frierend aber wurscht, mindestens vier Monate Vergangenheit aufräufeln müssen und Züri von ihrer Gebärmutter OP erzählt und ich von der Krankheit meines Mannes und Züri irgendwann nach vielen Schleifen von ihrem Verschwinden im Schneckenhaus spricht, wenn es ihr nicht gutgeht (ich möchte dann niemanden sehen, obwohl ich Menschen bei mir bräuchte, sagt sie, aber ich kann es nicht aussprechen. Ich war den Sommer viel weg, sagt sie) und sie noch viel später erst mir vom Tod ihres Vaters diesen Sommer erzählt und sich an den Tod meiner Mama erinnert und wir da stehen und uns an den Händen halten und streicheln und gemeinsam weinen und erinnern und weinen und Taschentücher suchen und losgackern, wie man nur losgackert, wenn die Tränen noch am Kinn rollen, und sie erzählt, wie die Trauer in Wellen kommt und wir wieder weinen und dankbar sind für die Zeit mit denen, die uns fehlen und sie sagt, dass sie manchmal einfach nur mit ihm spricht, nur spricht, wie dankbar sie ist, dass sie ihn kannte, dass er ein toller Papa war, und wir uns umarmen und wärmen und halten und ich nach zwei Stunden irgendwann doch vom Einkaufen komme und mein Mann sagt Wo warst Du denn alles unterwegs?  und ich sage Ich bin nur bis zur Strassenecke gekommen und hab Züri getroffen. Dann weiss ich, wieder einmal, wie unendlich wert und wichtig die sind, die wir um uns haben.

4 Kommentare:

  1. Ach, liebe Eva! Wie wunderschön erzählt und wie herzensnah uns Menschen sind. Danke fürs TEilen dieser Freude, dieser Tränen, dieser Geschichte, dieser Begegnung! Lieben Gruß. Susanne

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  2. In nur in einem Satz erzählst du ganze Leben! Bewegend und wohltuend!
    Ulrike grüßt herzlich

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  3. was für eine wunderbare erzählung! ich sag es dir hier auch nochmal: schick deine geschichten, kurzstories, beschreibungen mal an einen verlag - ich finde, sie haben es verdient, von mehr menschen gelesen zu werden!! oder fass sie mal zusammen und veröffentliche sie im netz. davon hab ich wenig ahnung, da muss man sich einfach vorher genau informieren. oder schick sie zu wettbewerben, da gibt es doch jede menge auch für neue autoren. echt, du bist einfach zu gut, um deine werke in schubladen versauern zu lassen!!
    liebe grüße
    mano

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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