Samstag, 2. September 2017

Ein paar Fakten über Musik...und ich

Astrid stellt in der monatlichen linkparty Musik zum Thema.
Musik und ich. Wo fang ich da an? Ich hatte eine Großmutter, die Gitarre spielte, alle Wanderlieder schmettern konnte und im Wanderverein an jedem Fest klampfte. Sie war in den zwanziger dreissiger Jahren Mitglied beim Wandervogel und besaß viele alte Liederbücher. Meine Mutter spielte als junge Frau ebenfalls Gitarre, als ich auf die Welt kam aber schon nicht mehr. 


Meine Eltern waren Jazzfans, das war der Soundtrack meiner Jugend. Ella Fitzgeralds Stimme erkenne ich heute noch sofort. (Wir stehen in Strasbourg in einem Laden. Jazzgesang. Ich bekomme Fledermausohren und genieße. Frage den Mensch hinter der Theke Was läuft da? Er so, weiss nicht, Radio. Könnte aber Sängerin XY sein und in nullkommanix stehen wir da und diskutieren über Jazzsängerinnen. Großes Theater. Sehr schön.) Ich liebe Jazzpiano, Chick Corea, Erroll Garner. Die Autumn Leaves von Garner, eine live Aufnahme, auf der er immer etwas kuhähnlich vor sich hin muht, war jahrelang traditionell das letzte Stück, das nachts nach Festen unserer Familie auf den Plattenteller kam. Gläser zusammenstellen, Mutter rauchte eine letzte Zigarette, Terrassentüren auf und Autumn Leaves. Auch die Beatles liefen oft. Dubliners. Don McLean. Mich begeisterten Texte, ich weiss noch, wie ich Tonarm rauf, Text aufschreiben, Tonarm runter bis Ende der nächsten Liedzeile, stundenlang neben dem Plattenspieler kauern konnte, um Songtexte mitzuschreiben. Don McLeans Texte habe ich alle vom Plattenteller....

Mutter entdeckte in den späten Siebzigern/frühen Achtzigern Miles Davis. Da gings dann rund. Wir waren vermutlich der einzige Haushalt unserer piefigen Kleinstadt, in dem man wilden Funk hören konnte. Und eine Platte später konnte Konstantin Wecker laufen. Oder Manfred Man's Earth Band.

Wir hörten klassische Musik, Mahler mag ich bis heute, Brahms, Vivaldi, Händel ist mein Favourite. Nur mit Opern kann ich wenig anfangen. 
 Garner

Ich selbst mischte die Hörgewohnheiten zuhause mit Pink Floyd auf, David Bowie, tanzbarem Pop und Liedermachern. Abba, Gloria Gaynor, ELO, Led Zeppelin, Michael Jackson, Tina Turner, der ganze Pop und Discosound der Siebziger Achtziger ist noch immer in meinem Gedächtnis! Wen wunderts - wir haben nächtelang auf den ganzen Kram getanzt oder mitgesungen.
Platten gekauft habe ich ausgesprochen selten. An meine erste von eigenem Geld gekaufte Maxisingle erinnere ich mich gut: Vom Label Harlekin Records Songs der niederländischen Jazzsopranistin Mathilde Santing.
In meiner Schulzeit wurden hauptsächlich Kassetten aufgenommen, getauscht und verschenkt. Eine extra zusammengestellte Kassette war ein echter Liebesbeweis!
Corea

Gerne hätte ich als Kind Klavier gelernt, aber das war finanziell überhaupt nicht drin. Meine Großmutter schenkte mir ersatzweise eine Blockflöte, die ich vom ersten Ton an abgrundtief gehasst habe. Sie fand beste Verwendung zum Ärgern des bekloppten Schäferhundes unseres Nachbarn. Der Hund dreht bei meinem Gefiepe schlicht durch.... 

Gesungen habe ich immer. Mutter übte von klein auf zweistimmig singen mit mir, Kanons singen war eine leichte Familienübung. Ein Kindersopran und zwei Altstimmen. Heute bin ich selbst eine Altlage und wenn ich mich singen höre, weiss ich, dass ich wie meine Mutter klinge. Über Großmutters Wanderlieder führte der Weg zum Schulchor, später an der Uni in verschiedene andere Chöre, eine Zeitlang zusammen mit Mutter in einen Frauenchor.  


Allerdings machte das Theater spielen an der Uni viel mehr Spaß!

Nach langen Jahren der Pause - Beruf, Kinder, Mann mit dauerhaftem Spätdienst - ich sang also wenn dann Kinderlieder - kam ich 2008 in einen klassischen Kammerchor, der mich vom ersten Konzert an sehr forderte und begeistert hat. In diesem wunderbaren Chor sangen wir alles mögliche von Bach bis Arvo Pärt (den ich sehr liebe), Elgar, Brechtvertonungen, uvm. Eine gleichermaßen anstrengende wie unglaublich bereichernde Zeit. Irgendwann zu fordernd (ich kann bis heute nicht vom Blatt singen, da hilft mir das Noten lesen können in keinster Weise.) so dass ich es mit einem weinenden und einem aufatmenden Seufzer schliesslich vor zwei Jahren einstellte.
Bestimmt nicht für immer. Wenn ich Lust und Laune habe, belege ich Gesangsstunden bei einer befreundeten Jazzsängerin. Musik machen begleitet mich also nach wie vor.

 Don

Ich lasse mich total gerne überraschen von neuen Klängen, unbekannten MusikerInnen und höre genauso gerne quer, wie ich lese. (Geheimtip: Die Tiny Desk Concerts!) lasse mich verzaubern von Gaelyn Lea, einer Geigerin und Sängerin mit Glasknochen, singe bei Lights of Babylon mit ohne ein Wort zu verstehen, höre seit einem Jahr immer wieder begeistert OUM, habe Bachar ma Khalife entdeckt, stolpere plötzlich über das Toure-Raichel-Collectiv, kaufe mir die Platten meiner Kindheit und Jugend auf CD, spiele meinem Mann Alfred Golowin vor, wiederentdecke mit meinem Vater Nina Simone, lasse mir vom Sohn Woodkid vorspielen (boah, ich liebe diese krachenden Bläsersätze), versacke in der Musik polnischer Jazzquartette (immer wieder geliebt: Leszek Mozdzer, Tomasz Stanko) höre mit der Tochter Aurora. Musik ist Weckruf, Traumland, bestes Mittel gegen Depression, lässt mich mitsingen, mittanzen, zuhören, wegtreiben...   Äh, was leg ich jetzt auf? Martin Grubinger? Da fliegt die Kuh!
Was ich unglaublich lustig finde ist, die Musikvideos der Siebziger Achtziger Neunziger heute zu sehen - die sind völliges Neuland für mich! Ich habe nie MTV geguckt, TV gabs bei uns lange lange nur schwarz-weiss und nicht oft. Meine Musikerinnerungen sind sozusagen blind. Mein Sohn spielte längere Zeit ein Computerspiel, dessen soundtrack aus alten songs besteht - die er sich dann im Original auf youtube zusammensuchte und fragte Mama kennst Du das? Ja klar kenn ich, sage ich. Aber ich hab das Video nie gesehen und wir gucken zusammen und lachen uns schimmelig. Die Klamotten! Die Frisuren! Herrlich.  
Liebe Astrid, herzlichen Dank für die linkparty, die jede Menge Erinnerungen aufweckt und mich zum singen bringt! Johl. Auch wenn ich zu spät zum mitverlinken bin...

6 Kommentare:

  1. Autumn leaves - da habe ich 148 Versionen von gesammelt dank iTunes & CDs! Eroll Garner habe ich gleich noch mal gehrt ( dein Link funktioniert nicht, abe wozu habe ich selbstgebrannte CD ;-)) Chick Corea habe ich öfter live erlebt, Leszek Mozder & Tomasz Stanko auch. ( Von meiner Liebe zu Jazztrios habe ich vergessen zu schreiben...)
    Toll & anregend, dass du mitgemacht hast. Ich versuche noch die Verlinkung hinzubekommen... ).
    Einen schönen Sonntag wünscht dir
    Astrid

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    1. Ich hab die Verlinkung noch hinbekommen, während Mel Tormé den Titel ge-scatt-ed hat.
      Freut mich alles ungeheuer! Aber jetzt muss ich turnen...
      GLG

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  2. eine reiche musikalische Vergangenheit ;)
    wie vielfältig doch die "Werdegänge" der Einzelnen sind
    liebe Grüße
    Rosi

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  3. Vielen Dank für Deinen Besuch und Deinen Kommentar auf meinem Beitrag, der trotz seiner Länge eigentlich ziemlich viele Lücken hat.
    Witzig fand ich bei Dir die Flöte statt Klavier, nachdem ich lieber Flöte statt Klavier entschieden hatte.
    Hauptsache Musik!
    Viele Grüße,
    Karin

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  4. Liebe Eva, ein spannender Beitrag und irgendwie scheint Musik ein Teil der Lebensreise zu sein... Wandervögel waren meine Groszeltern übrigens auch, daher Opas Gitarre. Hab jetzt auch mal in Deine Beispiele reingehört (die Links zu Babylon und Garner funktionierten bei mir nicht, aber ich habs bei youtube gesucht/gehört). Eroll Garner konnte ich aushalten, gefiel mir auch, bei Corea wirds schon schwiwerig, anfangs gehts, aber dann ist es irgendwas, was mich innerlich kaputt macht und von mir selbst wegführt, besser kann ichs nicht erklären... das ist oft bei Jazz, da musz ich aussteigen.
    Don McLean's song hab ich auch immer gemocht. Mathilde ist an sich nicht schlecht, eigentlich mag ich so einfach gesungene Lieder, nur klingt es mir auch wieder zu "amerikanisch" - mit dieser Stimmung warmzuwerden hab ich nie geschafft! Schon Filme anzuschauen abgebrochen wegen "amerikanischer" Musik...
    Bin wohl zu sehr eine Osteuropäerin in der Seele -
    Martin Grubinger ist eine Offenbarung für mich, danke Dir für die Anregung!
    Liebe Grüsze und einen sonnigen Sonntag
    Mascha

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  5. sehr interessant deine begegnung mit musik und damit die viele lieder !
    liebe grüsse

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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