Mittwoch, 10. Januar 2018

gläsernes blau

dezembermorgen
in gläsernem blau
so zart so licht
an den östlichen rändern golden
man denkt es müsse tönen
wenn man mit dem fingernagel dagegen tippt
 

ich stelle mir vor
gott steht auf
ein bisschen klapprig
schließlich ist er ein paar tausend jahre alt
räuspert sich
wie man es vor einer rede tut
und schnippt mit dem fingernagel
an dieses helle morgenglas

bloß
dass wir es nicht hören

es brummen motoren
rauschen die straßen
flugzeuge fliegen
vollgestopft ist alles von menschen
in wagen fabriken zügen büros

und die wenigen, die draussen sind
in der klaren hellen hohen kälte des dezembermorgens
die warten, wie sich die farben
aus dem dunkel schälen
wie ich
     
horchen auf amselsang und meisengepiepe
auf das tittschern der wellen ans ufer
den möwen zusehen
die sich in den morgen stürzen mit ihrem geschrei

auch wir hören es nicht
dieses helle gläserne
kling

von Gottes fingernagel

so sehr wir auch die ohren aufsperren

ping
fliegt es mit dem licht
entzündet die höchsten wipfel der pappeln
brennend vor dem himmlischen blau
läßt die fenster aufflackern mit den feuern der morgenröte

einen
atemverschlagenden moment lang


spüre ich
wie eine säule aus klang
sich aufbaut
ausbreitet
die gläserne kuppel zur glocke wird
ihr blau zu schwingen beginnt
zu schweben zu wiegen

der tag
die luft anhält



bis die ampel wieder umspringt
und die stadt rauscht


 

für eli

8.12.17/10.1.18

6 Kommentare:

  1. Ein gläsern blaues Herzchen möchte ich dir dalassen, gibt's hier nicht, also in Worten... Lieben Gruß Ghislana

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  2. Schöööön!
    Liebe Grüße von Frau Frosch

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  3. So schööön....Liebe Grüße, Taija

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  4. Lesen, die Luft anhalten und den Klang ahnen...
    Liebe Grüße
    Andrea

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