Sonntag, 17. Februar 2019
vermischtes
Ein alter Herr in weicher Schluffelhose und Rollator, der bei Rot über die Fußgängerampel schläppelt, der Hosenboden wie ein Elefantenpopo. Drüben bleibt er stehen, dreht sich um sich selbst und sieht aus, als wolle er gleich wieder losgehen.
Es wird grün, ich komme auf seine Seite gegangen. "Taxi Taxi", ruft er mir fragend entgegen. Der Rest ist, hm, italienisch? Ich gehe zwei Meter weiter ins Hotel an der Ecke und ordere ihm ein Taxi. Er bleibt lächelnd in der Sonne stehen.
Auf dem Markt Samstagmorgen ein Dino mit langer Zackenschleppe übern Rücken und ein Untier unter grüner Lockenperücke. Sie kaufen Gemüse.
Der Kursleiter der Tochter hat einen nun sagen wir hühnerigen Namen. Für's Kursfoto verabreden sich Alle als Hühner zu gehen. Das Kind läuft zwischen unseren Zimmern und dem Flurspiegel hin und her, Schnabel, Hahnenkamm und Kehllappen werden, "Mama, hast Du Hutgummi?"
Ein alter kleiner krummbeiniger zahnloser Mann, der mit dem Rollator verflixt flott unterwegs ist, wir kennen ihn vom Sehen, er gehört hier irgendwo ins Quartier, beim Einkaufen. Überm Band der Automat, an dem man seine Zigarettenmarke antippen muss, damit der Automat ne Schachtel auswirft. Er zur Kassierin "mach mir e Lucky! ", sie "ei tipps doch selber ein", er so "nee, mach mol, e Lucky!". Sie windet sich aus dem Stuhl, beugt und verrenkt sich nen Meter zu dem Bildschirm, "da sind keine" er "ei die Große, Rote!" - sie meckert, er meckert (man merkt schon, die kennen sich, wir in der Schlange grinsen uns an) schliesslich drückt sie irgendwas, kassiert ab, sagt ihm, das sind aber keine Lucky, er so "des is egal, die Groß' kommt am Wocheend unn de Sohn unn die rauche all!", kruschelt alles in den Rollatorkorb und rollläuft raus. (ich denke darüber nach, ob er vielleicht nicht lesen kann. Es quasselt und disputiert sich immer mit den Verkäuferinnen durch den halben Laden, bis er alles hat). Er ist mindestens Mitte Siebzig und schon seit wir ihn kennen das totale Wusel. Der Rollator wird benutzt wie von Jugendlichen Skateboards. Sportlich. Furchtlos. Schnell. Früher rannte er mit zwei Plastiktüten aus dem Laden, die ob der Krummheit seiner Beine und seinen knappen Einmetersechzig immer gefährlich nah am Boden waren. Mainzer Urgestein.
3 Kommentare:
Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
Wenn Ihr auf meinem Blog kommentiert, werden die von Euch eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. Eure IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findet Ihr in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google (https://policies.google.com/privacy?hl=de)
Ihr könnt Euren eigenen Kommentar jederzeit selber löschen oder durch mich entfernen lassen.
Kommentare, die Direktlinks zu unbekannten bzw. unersichtlichen Seiten ( ohne erkennbare URL-Adresse ) beinhalten, werden von mir aus Sicherheitsgründen direkt gelöscht.
Wunderbar Deine Kurzgeschichten! Sittenbilder aus Mainz :-)
AntwortenLöschenLieben Lisagruß!
Meenz bleibt Meenz!
AntwortenLöschenKölle Alaaf!
A.
So lernt man Mainz auch mal kennen...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea