Plätzchenerinnerungen.
Da gibts einige.
Bei uns hat Oma immer gebacken. Haselnussmakronen mit Nuss oben drin und auf Oblaten, die ich vor dem Essen abpittelte, weil die Makronen ohne besser schmeckten.
Anisplätzchen, die zum Füßchen machen die Nacht über unten im kalten Flur standen.
Buttergebäck, ohne Zuckerperlchen, nur mit Ei gepinselt und mit den geliebten alten Förmchen Herz, Pilz, Mond, Spatz ausgestochen, die heute alle meine sind und Zuwachs von Flohmärkten und in Adventskalendern bekamen, wir haben so viele Förmchen und stechen so selten aus.
Was hat sie noch gebacken. Wolfszähne. Kennt die wer? Werden im Zickzackblech gebacken.
Als meine Oma das Backen so nach und nach einstellte hab ich die Backerei übernommen. Da war sie Mitte Achzig. Mein erstes Wolfszahnblech war vom Flohmarkt (wie die meisten meiner Backformen, wenn sie nicht von Oma geerbt sind) später kam Omas dazu, was ein Segen ist, denn die Bleche müssen immer sauber gebürstet werden vor dem neuen Befüllen und da mit zweien zu arbeiten, erleichtert vieles.
Der Teig ist karoeinfach, Butter, Zucker, Eier, Mehl.
Sehr dekorativ, aber der Geschmack ist eher langweilig. Bis ich anfing mit Orangenschale. Und als Orangenzähne sind die Teile der Knaller. Schale von mindestens 2 Bioorangen abreiben, dazu etwas Saft, evtl. 1/2 Zitrone abgerieben auch dazu.
Die Mutter einer Exkollegin backt Mandeltaler, die nach gebrannten Mandeln schmecken. Unsere Favoriten! Die müssen jedes Jahr sein. Genauso wie Vanillekipferl, die ich nicht kipfeln kann und Monde aussteche mit dem Weinprobierglas. Ochsenaugen noch und wenn ich Nerven und Zeit habe, gibt es Rahmgebäck. Auch so ne karoeinfache Sache. Knetteig mit Sauerrahm, Butter, Mehl, Prise Salz, auswellen auf dem Backpapier und den Zucker draufstreuen und festwalzen. Ausrädeln und nach dem Backen in Stücke brechen an den Rädellinien lan.
Die kann man übrigens ganz klasse salzig machen: Mit Käse drübergerieben, Paprikapulver oder wer's mag Kümmel. Ich denke da an eine Variante mit Rosmarin und Schwarzkümmel, hm hm hm. Vielleicht Curry in den Teig? Äh, ja.
Lebkuchen haben wir manchmal gebacken. Das konnte Mutter gut. Das Gegacker, wenn wir mittags in der Kuche standen und überbrühte Mandeln zwischen den Fingern aus den Schalen flutschten. Die kamen auf die Ecken. Mutter machte große rechteckige Elisenlebkuchen, grundsätzlich ohne Guß.
Stollen backen ist der Beginn meiner Weihnachtsbäckerei. Weil er ruhen muss, zwei Wochen mindestens, in der Scheune (da lagerte Oma ihren immer) in der Garage (da packten wir ihn in der alten Wohnung rein, da standen sowieso nur Fahrräder, Holz, eine halbe alte Küche und die Kürbisse aus dem Garten) und heute auf dem Balkon. Bis er "moos" wird innen. Durchgezogen ist. Meine Stollen sind handlich.
Großmutter buk Stollen im Dreipfünder-Brot-Format. Mindestens vier Stück. Die dann an Heiligabend verschenkt wurden, in rotes Seidenpapier eingepackt und nachts oder am nächsten Morgen angeschnitten. Als sie es gesundheitlich nicht mehr konnte (die Kneterei ist bei den Teigmengen echt Arbeit!) übernahm ich. Aber meint ihr, ich hätte das Rezept bekommen? "Ach, ich mach das immer so aus der Lameng" - ja danke. Nach ein paar Versuchsjahren hatte ich ein Rezept, das schmeckte wie daheim. P.S. aus der lameng, da grüßt die französische Besatzungszeit, a la main. Aus der Hand - im Sinne von aus dem Handgelenk. Ich hab in Strasburg einen herrlichen Namen für eine Bäckerei gesehen. Die Hände im Mehl.
Zum Stollenbackenvorbereiten gehört ausser dem Versenken von Rosinen und Korinthen in Rum auch das Kleinhacken von Zitronat und Orangeat. Geschmack muss. Brocken nicht.
Ich erinnere Nachmittage mit Oma, Mutter und mir, jede ein Brett vor sich, ein großes Messer und eine Schachtel Orangeat oder Zitronat zum kleinhacken.
Das hab ich auch ausexperimentiert. Mal am Stück gekauft und gerieben (geht gut, aber ich kriege keins mehr am Stück) mal in dem Mixer gesteckt (bappt, geht net) mal mit der Butter in den Mixer gesteckt (bappt und lässt die Butter allein im Kreis fahren, geht auch net) und schließlich: Mit den Mandeln in den Mixer gestopft. Heureka!
Meine Mutter, Vollzeit im Männerberuf, hat zwischen den Jahren bevorzugt geschlafen. Abwechselnd mit Lesen und Essen. Aber an einen Winter mit Plätzchen von ihr erinnere ich mich. Es gab eine große Schüssel Florentiner und eine große Schüssel Bärentatzen (mit Walnüssen, sie schmeckten mir recht herb). Beide Schüsseln auf's Dach vom Garderobenschrank abgestellt (so kam der Hund nicht dran) damit wir nur aus dem Bett hüpfen mussten, 4 Stufen runter, den Arm durchs Treppengeländer strecken und eine Handvoll Plätzchen holen. Und schnell wieder zurück ins Bett. Das waren herrlich faule Ferien!
Schönen zweiten Advent Euch allen!
Ich hab noch ein paar Kerzen gegossen.
Treibt's bunt!
Herrlich! Dass du mit einem so launigen Text dabei bist, freut mich sehr. Die Wolfszähne begegnen mir bei dieser Sammlerei zum 2. Mal - ich kannte sie nicht. Aber die Haselnussmakronen. Die waren hier auch noch lange im Programm.
AntwortenLöschenJa, die Stollenbackerei ist Krafttraining. Deshalb musste der Herr K. da aussteigen, nachdem dem Hungerhaken ärztlicherseits eine Diät bis zum Ausgemergeltsein verpasst worden ist. Ich hoffe, es geht jetzt wieder aufwärts - ich päpple auf jeden Fall. Aber Stollen gibt es nicht zu diesem Weihnachtsfest, die Alukisten zu ihrer Aufbewahrung bleiben leer. Ich kann der Teigkneterei so gar nichts abgewinnen...
Viel Backerfolg und noch mehr Kerzenschein!
Astrid
Warum sollen Anisplätzchen eigentlich Füßchen bekommen? Zum Weglaufen? Dann weiß ich jetzt auch, warum ich noch nie Anisplätzchen gegessen habe - die hatten immer schon das Weite gesucht, wenn ich zur Keksdose kam. Eigentlich komisch, an der Keksdose war/bin ich schließlich immer sehr schnell.
AntwortenLöschenDein Spatzförmchen ist ja allerliebst, aber bleibt der Teig da nicht dauernd drin hängen? Vor allem der Schnabel, der reißt bestimmt ständig ab, oder?
Von Wolfszähnen hatte ich auch schon gehört, aber auch die noch nie gegessen - Plätzchentraditionen gab's anscheinend in meinen beiden Ursprungsfamilien nicht so richtig. Und altes Backzubehör auch nicht, aber wie auch, wenn man mehrmals ausgebombt wurde, flüchten musste usw. Ich folge also mit meiner Plätzchenback-Verweigerungshaltung ganz den familiären Nichttraditionen. Mal sehen, wie der Nachwuchs mit/ohne Backerei später mal weitermacht.
Liebe Grüße von Frau Frosch (ein Froschförmchen habe ich auch, aber da bleibt ständig was in den Patschen hängen)
Wolfszahnblech!!! Wo bitte schön kriegt man denn sowas. Ich komm gar nicht mehr mit und natürlich auch noch selber Kerzen ziehen! Ich verkriech mal ganz schnell in der Schämecke.
AntwortenLöschenHab es fein,
Magdalena
Stollenbacken ist ja so eine schöne Weihnachtstradition, nur leider... mag ich weder Rosinen noch sonstiges Trockenobst im Backwerk. Da würde ich eher zu den "Orangen-Wolfszähnen" greifen. Was es doch alles für regional begrenzte Plätzchen gibt. So eine interessante Sammlung. Vielen Dank und liebe Grüsse Maren
AntwortenLöschenAch Eva, du kannst Ghislana die Hand reichen, bist auch so eine Powerfrau - nee, was du alles so schaffst. Plätzchen, Stollen, Kerzen und noch so interessante, kurzweilige Blog-Unterhaltung neben deiner Berufstätigkeit!
AntwortenLöschenWeißt du, dass ich die einfachen Ausstecherlis nur mit Ei bepinselt am allerliebsten mag!
Hihi, ja die Oblaten fand ich auch immer am besten...und die Wolfzähnchen begegnen mir hier zum ersten Mal, gefallen mir aber sehr... und ich höre mit Begeisterung gerade Bachar Mar-Khalifé!
Liebe Grüße Ulrike
eine lustige und kurzweilige Geschichte rund um das Backen ;)
AntwortenLöschenWolfszähne kannte ich auch noch nicht..
bei uns daheim gab es soweit ich mich erinnere nur Austeckerle und Makronen
und ganz früher ein Lebkuchenhaus
liebe Grüße
Rosi
TOLL aus dem / der ? "Lammeng". Ein interessanter Weg, wie so ein Wort entstanden ist. Und guten Appetit beim Stollen geniessen!
AntwortenLöschenLG pipistrello