Donnerstag, 13. April 2017

12 von 12. ohne bilder.

mitternachtssnack. paranüsse und getrocknete aprikosen. beim gang über den flur eine welle traurigkeit. kein kleiner hüpfer mehr, der über den holzboden trappelt, vor der küchentür lauert, ob sie aufgeht und er reinwitschen kann, aufgefangen wird von händen, die ihn auf die ablage setzen, wo er alles beschnuppern und beklettern kann und sich ein paar sonnenblumenkerne holen. kein angeschnittener apfel auf dem brett. topinambur im kühlschrank. feldsalat. all die kleinen mitbringsel für ein familienmitglied mit pelz.

nachts um vier wach werden und mit dem mann an der balkontür stehen. den vollmond bestaunen. er schwimmt in lämmerwölkchen mit einem großen regenbogenhalo in gelb und rot. scheinwerfer in sauermilch.

in der früh die müdigkeit aus augen und knochen spülen. unter der dusche weiterschlafen.

büro. die diskussion von haftungsfragen und alltagsgeschäft.
unsere heiztherme läuft trocken und knallt, als säße ein terry pratchett kobold im gehäuse und würfe zum zeitvertreib kieselsteine ans blech.
der handwerker, der in der küche für funktionierende technik sorgt, verabschiedet sich mit den worten "danke für den kaffee. ich hab die milch in den kühlschrank, weil da so ein großes schild hängt."
ich muss lachen. das schild gilt unserem chef, einem chronischen sachenverschlepper, der es fertigbringt, an einem vormittag 4 milchtüten zu öffnen.  milch IMMER in den kühlschrank. 

nach der arbeit mit dem rad in den garten. unterwegs ein abstecher in die istanbul bäckerei für zwei lahmacun. sie machen die beste der stadt. 

garten. umziehen. schubkarre, hacken, messer, eimer, wo fang ich an? am besten überall gleichzeitig. okay. die vorderen beete. eine politische entscheidung. der verein hat einen neuen vorstand, der pingelig ist, also sorg ich am eingang mal für einen netten eindruck.


drei stunden später sind vier beete aufgeräumt, die lahmacun fast aufgegessen, die wasserflasche leer und noch nichts gegossen. 
der nachbar lehnt sich ans tor "wollense schwertlilie?" jaaa. also zottel ich rüber mit zu ihm, bekomme vier oder fünf fette schwertlilien geschenkt und versenke sie an diverse stellen, die aussehen, als würden sie in den nächsten jahren genug platz bieten. unterschätze schwertlilien nicht! 

gießen bis das fass leer geht, nachlaufen lassen, aufräumen, mit zuhause telefonieren: " ja ich bin noch da. nee ich gieße noch. ja ich hab mir schwertlilien andrehn lassen (augen roll). ja die möhren sind aufgelaufen. nee ich mach nicht mehr lange."

schluß. umziehen. heimradeln. au meine kniee. 

zuhause gartenrapport. sohn kocht mir ne kanne tee. tochter bekommt ein spankörbchen für die hamsterbeerdigung. 

der dreck geht nicht ab. erde und schöllkrautsaft. schnitte, splitter, kratzer. da ich nahezu immer ohne handschuhe arbeite, sind meine pfoten zwischen april und oktober immer in einem etwas fragwürdigen zustand.... also spüle ich alles, was in der spülmaschine steht, per hand, bis meine hände halbwegs sauber sind. bekloppt, aber sie sind so zerkratzt und zerstochen, dass ich keine handbürste einsetzen mag

querköpfe auf deutschlandfunk hören. splitter aus den fingern ziehen. man reiche mir ein bett.  gut nacht allerseits.

 
  


3 Kommentare:

  1. Herrlich..., ich sehe auch ohne Bilder alles ganz genau vor mir und reiche dir die zerkratzte Gartenhand ;-). Mit Schwertlilien habe ich irgendwie kein Glück. Mit Schöllkraut schon ;-). Schöne 12e, aus dem Leben gegriffen. Lieben Gruß Ghislana

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  2. da braucht es keine bilder!! mir geht es wie ghislana, ich seh auch alles genau vor mir! schöllkraut wächst hier auch wie wild, aber meine schwertlilien haben es bei unserem schweren boden nur zwei, drei jahre geschafft.
    die idee mit dem geschirrspülen ist übrigens prima!!
    liebe grüße und hoffentlich keinen ärger mit den pedanten von kleingartenverein ;-)!
    mano

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  3. ...genau so geht es mir auch, liebe Eva,
    die Bilder entstehen in meinem Kopf, weil du so schön anschaulich schreibst...oder so einfach und mir alles bekannt ist? Alltag eben? egal, es freut mich, dass ich mit den Händen nicht alleine bin,

    liebe Grüße Birgitt

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