Dienstag, 27. Juli 2021

Sommerpost 2021 Papier schöpfen

Alljährlich ruft das Postkunstwerkblog zum PostKunstSommer - dieses Jahr zum Papierschöpfen.

Begeistert angemeldet, Pläne gemacht, Einstreusel gesammelt, hach. 

Zum Glück habe ich etwas früher angefangen, es wird langwieriger als gedacht.

Am letzten Arbeitstag jagte ich einen Stapel gehorteter Deckblätter/ Versandbeileger aus der Büropost mit wenig Aufdruck, also fast weiss, durch den Büroschredder. 

Letzte Woche setzte ich dann meine Pulpen an (zum Glück war kein Mensch der Familie in der Nähe, als ich die erste Ladung in den Mixer gegeben hatte - das Zeug spritzte aus allen verfügbaren Ritzen... ähem, Küche putzen hält auch auf, ne) und füllte sie in kleine Eimerchen ab. Das war mittwochs.

Donnerstag trafen wir uns mit einem Freund in Wiesbaden zum ausgiebigen quatschen, essen, 

 


nein, ich hab das Sojasoßenkännchen nicht mitgehn lassen, obwohl, ich war kurz davor...

herumlaufen, gucken

 

 

zu seinem Erstaunen einfach in Hinterhöfe abbiegen

"ei, da war isch ja noch nie drin..." staunt der Hesse, der jede Woche im Haus daneben einkaufen geht. 

Fundstück: Die alte Belegtafel im Tordurchgang

 

Gewürze nachkaufen, Biere probieren, schlicht: Zeit und Geschichten für- und miteinander haben.

Freitags saß ich im Hof und lackierte einen über A 4 großen Rahmen und tackerte das Sieb ein. 

Samstag wollte ich schöpfen und musste mit leichtem Entsetzen feststellen, erstens, kein Pott ist groß genug für das Sieb, zweitens, als ich aus einer geborgten großen Plastebütte schöpfe: es tut eh nicht, weil es trotz Metallgitter doch durchhängt. Also den Rahmen kurzerhand kleingesägt und ein A 5 Sieb genagelt. Weiterschöpfen. Es fängt an zu nieselregnen. Weiterschöpfen, Mist, es regnet richtig und der letzte abgegautschte Bogen wird umgehend regentropfzerlöchert. Fluch!

Bis alles vom Hof ins Haus geschafft ist, bin ich nass bis in die Wäsche. 

Ein paar Stunden später versuche ich die Bögen von den Gautschtüchern zu nehmen, sie reissen. Erkenntnis: Diese Pulpe ist viel zu dünn. Grrrrrr. Pulpe abkratzen, einsammeln, Tücher zum Trocknen aufhängen.

Samstag nacht: Ich setze weitere Pulpe an. Sonntag: Ab ich den Mixer. (Mixer mit Küchentuch umwickeln vorm einschalten, sonst siehe oben...)  

Sonntag nachmittag im Hof: Papiersorte eins und zwei werden geschöpft, gepresst, hoch auf den überdachten Balkon getragen, der nächste Regen abgewartet...

Montag: Ich wandere wieder in den Hof und baue auf. Die Lütte von nebenan hüpft vorbei. "Ist Dein Papier diesmal was geworden?" "Ja", sage ich "zwei Sorten trocknen schon". Sie lehnt sich an die Bank auf der die Bütte steht und meint mit Blick in die Bütte "das war schon lustig gestern." Ich so, "wie? was?" "Dein Papier. Da war ja lauter Dreck drin." Sprichts und hüpft davon. Da mach mal dem Fratz klar, das war Absicht!

Sorte drei und vier werden geschöpft. Der Balkon hängt voller Gautschtücher... Abends nehme ich die Bögen ab, der Wäscheständer in meinem Zimmer ist papierbelegt...

Heute, Dienstag

                                                 Schlimmste Fransen abzuppeln.
 

Bügeln. Papier mit eingestreuter Lavendelblüte ist beim Bügeln ein olfaktorisches Erlebnis! Namen ausdenken wie "Die Rache der Köchin". Grins. 

Die gelungensten Bögen sortieren und versandfertig machen, ich glaub das mach ich nächste Woche.... Bis dahin freu ich mich an diesem Stapel.


Das erste Sommerpostpapier ist schon angekommen bei mir:




 

Kathleen hat ihre Erinnerungen an schwedische Sommer in Papier geschöpft, ausführlich die Entstehung ihrer Papiere beschrieben und ebenso liebevoll wie amüsant verpackt.  Vielen Dank!!


Mittwoch, 14. Juli 2021

fieber

 lonis kopf war voll watte. sie schüttelte ihn. schlechter zug. die watte tat weh und hielt kieselsteine bereit, die durch den schädel rollten. andere steine, große, schwerere, waren an arme und beine gebunden und etwas hatte die augenlider verklebt. loni kämpfte. kämpfte sich durch die watte, zwang die schmerzenden verklebten augen auf, scharrte kraftlos mit den füßen im nass geschwitzten laken, das sich um ihre beine gewickelt hatte. da war ein geräusch. fremd. pochend. schritte? loni kämpfte, doch die watte wickelte ihr bewusstsein ein und sie versank. das pochen kam näher. ein scharren auch. loni schrie, innerlich, weit entfernt hinter der watte aus knapp 40° fieber und einer fetten infektion. ihr bewusstsein trieb in wellen her und davon. nur dieser schrei in ihr wurde lauter. mit jeder fieberwelle, mit jedem was pocht da, was scharrt da, wer ist auf der treppe, niemand kann mir gefolgt sein, die küstenstrasse war leer und das auto ist in der scheune versteckt, mit jedem geräusch, ob gehört oder im fieberwirren kopf nur geträumt, stieg dieses gefühl des ausgeliefertseins in loni hoch, kroch über die beine, die gelähmt und von steinen beschwert mit dem laken gefesselt waren, kroch über ihr geschlecht, das sich angstvoll verkrampfte, jagte durch den schmerzenden bauch in den magen, brachte sie zum würgen, zum japsen, wer nimmt mir die luft, wer ist auf der treppe, wer auf meinem brustkorb, wer hat seine handkante auf meinen hals gelegt?! loni bäumte sich auf, würgte, fauchte, während das scharren vor ihrer tür mit krallen nach ihr griff. 

 

 danke mehrnousch @schreibjedentag für die a.n.g.s.t.

die ratte

die ratte lag im sterben. wahrscheinlich gift. sie lag auf dem trottoir, zwischen mülltonnen und dem hauseingang, in den sich sarah geflüchet hatte, als der platzregen losging. es schüttete von jetzt auf gleich, als habe jemand einen schalter umgelegt. ihr war es gerade noch so gelungen, unter den fremden dachüberstand zu hechten, ehe sie völlig durchnässt war. sie setzte den rucksack ab und kramte nach jacke und schirm, als sie die ratte bemerkte. 

das tier lag auf der seite und atmete schwer. sein weiches graues fellchen war von den wassertropfen schon ganz nass und zerzaust. rund um die sterbende ratte sprangen die regentropfen in großen blasen hoch, hüpften und spritzen und es pladderte wie verrückt. das wasser stieg schnell in den kleinen dellen der backsteine und das sterbende tierchen, das doch so unbedingt leben wollte, ertrank fast im regen, hob mühsam den kopf, schnaubte und nieste, bis die kleine hellrosa schnauze erschöpft wieder ins wasser zurücksank. 

sarah stand wie festgenagelt. ihr tat das tier gräßlich leid, andererseits wusste sie, es starb ohnehin. gegen das gift war nichts zu machen. sie stand und schaute. schliesslich hielt sie den schirm dicht an den kopf gepresst über sich, lief zu der ratte, nahm sie am nackenfell hoch und trug sie eilig in die trockene ecke, in der sie selbst stand. 

da lag die ratte nun neben ihren füßen. sterben geht nicht schnell. der kleine brustkorb hob und senkte sich, das tier, erschrocken über den transport, atmete heftig, der bauch pumpte luft, die hinterbeine scharrten kraftlos im schmutz. es dauerte eine weile, bis es sich beruhigt hatte. 

sarah beruhigte sich nicht. wieder und wieder hielt sie ihre hand in den regen, mit der sie das arme tier angefasst hatte, spülte und wischte sie ab und schalt sich gleichzeitig dumm, albern und mitleidlos. als der regen ein mü nachließ, hielt sie es nicht mehr aus, dieses sterben und scharren und atmen. sie nahm ihren rucksack und rannte. 


danke an mehrnousch @schreibjedentag für die reizwörter!

Sonntag, 4. Juli 2021

Gartenrundgang

Prinzessin auf der Erbse!
Wir hatten dank einem kühlen und nassen Mai eine Erdbeerschwemme sondersgleichen




Zum Unmut des Vorstandes habe ich ein paar Jahre eine Kiefer gehegt "die muss da raus! Die gehört nicht in einen Kleingarten!" Schade. Ich liebe Kiefern.



Baumtransport nach Hause, links Kiefer im Eimer, rechts die Erde dazu.


Die Madame hatte laut Baumbegutachter einen Blitz abbekommen - muss Jahrzehnte her sein.

Aber sie ist gesund, sagt er. 




 Das waren Fotos vom 26.6.2021 am Abend, die mein Jüngster gemacht hat.

Nun kommen die von heute. 


Des GöGa Wein hat vortrefflich angesetzt!




Das Hochbeet von 2020 wurde durch Winterregen und Frühjahrsregen immer flacher und ist ein niedriges Hügelbeetchen geworden. Die Kürbanten scheinen es zu mögen.


Einmal Augen schliessen für Duft und Gebrumm


Durch die Wiese schrammeln mit dem Brill. 


das klein Bäumchen trägt wie wild. Cox Orange.

braucht wer ein paar Pfund Zitronenmelisse ?


Hmmm, da schmiss ich einfach die 4 Jahre alten restlichen Saaterbsen hin, mit dem Gedanken "davon geht bestimmt eh nix mehr auf" und plötzlich hab ich Erbsen!


Die Feige hat sich schön gemausert und das Schleierkraut wird von den winzigsten 2mm Bienlein angeflogen, von irren Schlupfwespen und grüngoldenen "Scheisshausfliegen" (sagte meine Oma immer dazu) - es riecht wirklich sehr beeindruckend nach heftigen Käsefüßen!


Ein Bohnenkrautkissen




Bohnen Ringelblumen und Bohnenkraut, hinten Erdbeeren, vorne Tomaten.


Mal gespannt, wieviel Sorten Tomaten heuer tragen. Angezogen hab ich etwa 7 Sorten. 

oder mehr? Überraschungstüte...

Tja, der GöGa dachte, es seien Buschbohnen. Aber sie klettern !!!


Borretsch und Mangold im Rennen um das Riesenblatt

Es gibt Kartoffeln!!



Die Kokarde möchte partout nicht im Beet sein


Weiss wer, wie das hier heisst?


Den Zucchini einen neuen Platz im Staudenbeet spendieren. Gefällt. 





Die liebste Madame darf bleiben! Hurra! Der Baumbegutachter hat entschieden, sie hat Bestandsschutz, sie ist gesund und sie lassen einen Klettererer rein, das Totholz rausnehmen. Ab jetzt jährliche Beurteilung. Uff. Steine vom Herzen roll. 


Wer hamm Kürschn! saure Kürschn. Lekka. 


Die Farbe kommt auf dem Foto nicht annähernd so knallig rüber, wie das blüht! 


 

Es grüßt die Nachtköchin. Salzkartoffeln von gestern mit Ei und Milch zerpampseln, gut würzen, auf Hefeteig streichen, rollen, schneiden und Kartoffelpü-Schnecken backen. 

Der Rhabarber-Quark-Kuchen steht aufm Balkon im Schuckefinstern, der schaffts heut nacht nicht mehr aufs Bild. Null Uhr! Schönen Sonntag allerseits!