Alljährlich ruft das Postkunstwerkblog zum PostKunstSommer - dieses Jahr zum Papierschöpfen.
Begeistert angemeldet, Pläne gemacht, Einstreusel gesammelt, hach.
Zum Glück habe ich etwas früher angefangen, es wird langwieriger als gedacht.
Am letzten Arbeitstag jagte ich einen Stapel gehorteter Deckblätter/ Versandbeileger aus der Büropost mit wenig Aufdruck, also fast weiss, durch den Büroschredder.
Letzte Woche setzte ich dann meine Pulpen an (zum Glück war kein Mensch der Familie in der Nähe, als ich die erste Ladung in den Mixer gegeben hatte - das Zeug spritzte aus allen verfügbaren Ritzen... ähem, Küche putzen hält auch auf, ne) und füllte sie in kleine Eimerchen ab. Das war mittwochs.
Donnerstag trafen wir uns mit einem Freund in Wiesbaden zum ausgiebigen quatschen, essen,
nein, ich hab das Sojasoßenkännchen nicht mitgehn lassen, obwohl, ich war kurz davor...
herumlaufen, gucken
zu seinem Erstaunen einfach in Hinterhöfe abbiegen
"ei, da war isch ja noch nie drin..." staunt der Hesse, der jede Woche im Haus daneben einkaufen geht.
Fundstück: Die alte Belegtafel im Tordurchgang
Gewürze nachkaufen, Biere probieren, schlicht: Zeit und Geschichten für- und miteinander haben.
Freitags saß ich im Hof und lackierte einen über A 4 großen Rahmen und tackerte das Sieb ein.
Samstag wollte ich schöpfen und musste mit leichtem Entsetzen feststellen, erstens, kein Pott ist groß genug für das Sieb, zweitens, als ich aus einer geborgten großen Plastebütte schöpfe: es tut eh nicht, weil es trotz Metallgitter doch durchhängt. Also den Rahmen kurzerhand kleingesägt und ein A 5 Sieb genagelt. Weiterschöpfen. Es fängt an zu nieselregnen. Weiterschöpfen, Mist, es regnet richtig und der letzte abgegautschte Bogen wird umgehend regentropfzerlöchert. Fluch!
Bis alles vom Hof ins Haus geschafft ist, bin ich nass bis in die Wäsche.
Ein paar Stunden später versuche ich die Bögen von den Gautschtüchern zu nehmen, sie reissen. Erkenntnis: Diese Pulpe ist viel zu dünn. Grrrrrr. Pulpe abkratzen, einsammeln, Tücher zum Trocknen aufhängen.
Samstag nacht: Ich setze weitere Pulpe an. Sonntag: Ab ich den Mixer. (Mixer mit Küchentuch umwickeln vorm einschalten, sonst siehe oben...)
Sonntag nachmittag im Hof: Papiersorte eins und zwei werden geschöpft, gepresst, hoch auf den überdachten Balkon getragen, der nächste Regen abgewartet...
Montag: Ich wandere wieder in den Hof und baue auf. Die Lütte von nebenan hüpft vorbei. "Ist Dein Papier diesmal was geworden?" "Ja", sage ich "zwei Sorten trocknen schon". Sie lehnt sich an die Bank auf der die Bütte steht und meint mit Blick in die Bütte "das war schon lustig gestern." Ich so, "wie? was?" "Dein Papier. Da war ja lauter Dreck drin." Sprichts und hüpft davon. Da mach mal dem Fratz klar, das war Absicht!
Sorte drei und vier werden geschöpft. Der Balkon hängt voller Gautschtücher... Abends nehme ich die Bögen ab, der Wäscheständer in meinem Zimmer ist papierbelegt...
Heute, Dienstag
Bügeln. Papier mit eingestreuter Lavendelblüte ist beim Bügeln ein olfaktorisches Erlebnis! Namen ausdenken wie "Die Rache der Köchin". Grins.
Die gelungensten Bögen sortieren und versandfertig machen, ich glaub das mach ich nächste Woche.... Bis dahin freu ich mich an diesem Stapel.
Das erste Sommerpostpapier ist schon angekommen bei mir:
Kathleen hat ihre Erinnerungen an schwedische Sommer in Papier geschöpft, ausführlich die Entstehung ihrer Papiere beschrieben und ebenso liebevoll wie amüsant verpackt. Vielen Dank!!