Donnerstag, 30. Juni 2016
Fahrt über Land
Fahrt über Land.
Lass den Blick von der Leine
und galoppieren bis zum Horizont.
Über die Felder jagen
und fliegen mit dem Wind
über die grünen Wogen
die, niedergeschlagen vom Regen, pfützig am Boden liegen.
Diese Ernte wird schlecht.
Lass den Blick von der Leine
jauchzend bis hoch zu den Wolkengebirgen
aus denen fächerig Sonnenlicht rieselt,
in Schleiern das Land küsst.
Lass den Blick von der Leine
hecheln und jagen und rasen
bis er alle Horizonte abgelaufen hat
und schlendernd wieder zurückkehrt,
trunken und satt von der Weite
heuhüpfergrün
zu Mohnblüten
und spiegelnden Wassertropfen
zitternd am Halm.
Notizbücher
Und noch mehr Notizbücher.... so langsam habe ich Stichmuster angelegt für verschiedene Japanbindungen. Dieses mit Zickzack mag ich sehr.
kleines Skizzenbuch
für Birgit.
Diesmal ist das Innenleben etwas interessanter...
Mix aus Schreibpapier, bunten Transparentpapieren etc.
Diesmal ist das Innenleben etwas interessanter...
Mix aus Schreibpapier, bunten Transparentpapieren etc.
Kleinigkeiten mit Japanbindung u tibetischem Papier
Es ging weiter mit kleinen Formaten und einem wunderschönen tibetischen Papier, mit dem ich gerne beziehe. Es verzieht sich, selbst vollkommen eingekleistert, nicht, schlägt keine Blasen, reisst nicht, herrlich zum Verarbeiten. Auch zum Kaschieren von Boxen größeren Formats habe ich es schon verwendet.
Verwendet für den Block wird hier durchgehend "Schmierpapier", was einseitig bedruckt/verdruckt aus dem Drucker gelaufen ist, auf die unbedruckte Seite gefaltet und in klassischer Japanbindung eingenäht.
Notizbuch etwas stabiler
Versuch mit Wellpappe, Wachsbatikstoffbezug.
Collagiert mit Zeitungspapier, Dekopatch, Acrylfarbe, Stempeln
Collagiert mit Zeitungspapier, Dekopatch, Acrylfarbe, Stempeln
Hinter dem burnout liegt der Horizont
(ein wunderbarer satz aus einem ziemlich blöden song v flo mega)
Mit diesem Projekt fing alles an, Februar 2015
Sonntag, 26. Juni 2016
Elstern balzen
Elstern balzen
Flugakrobatik zwischen Baumkronen
schwarzweissflirrendes Federspektakel
aufgespreizt Schwungfedern Schwanzfedern
wie ein Feuerwerk vor Blattgrün und Sommerhimmel
Sturzflug und Drehung
weissschwarzes Gewirbel
bis sie landen im Nussbaum
nur Gewippe im Wipfel verrät wo sie sind
und ihr Gekecker Getschacker Geschrei
... betreiben Sie den Rasenmäher nur in den zulässigen Zeiten
oder legen Sie sich gleich ins Gras und hören ihm beim Wachsen zu ....
Lars Reichow
Den Satz hatte ich heute im Ohr, als ich nach stundenlangem auf-den-Knien-krauchen und Zaunmeter um Zaunmeter von Unkraut befreien in den vorderen Teil des Garten ging, um mit Himbeeren pflücken weiterzumachen. Allein mein Rücken wollte garnicht mehr. Die Pappel rauschte so schön. Also ins Gras legen - nett, wenn der Schmerz im Kreuz nachlässt - und den Pappelgeschichten zuhören, schneeig weisse Wolkengeschichten im Strahleblau lesen, über die Sittiche lachen, die kobolzend in die Pappel einfliegen, krakeelen und wieder weiterziehn, nach der Nachtigall horchen und hören, wie das Gras wächst.
Freitag, 24. Juni 2016
erinnern...
wenn sie uns wegsterben,
von rechts und von links,
die eltern,
unsere eigenen und die unserer freunde und liebsten,
wenn sie uns wegsterben,
spüren wir,
wie dünn die luft wird um uns
und wie leer unser leben.
auf einen schlag so leer,
egal wieviel zeit uns geblieben war, geschenkt, vergönnt,
gemeinsame tage zu füllen, geizig vor dem drohenden tod,
oder ob es schnipp gemacht hat von jetzt auf sofort
und abgeschnitten die lebensfäden.
die leere ist JETZT.
nun müssen wir sie zu füllen versuchen,
gemeinsam,
mit hervorgeholter,
hoffentlich nie versiegender erinnerung,
die wir teilen und tauschen
wie sammelbildchen auf einem schulhof:
- was weisst du noch? was ich? was mein bruder? -
sie betrachten, beweinen, belächeln.
auch der zorn oder ohnmächtige,
nie mehr an den menschen zu bringende wut
werden ausgepackt und erinnernd in bildern und tränen
vom einen zum anderen weitergereicht.
ich jedoch hoffe auf dankbarkeit.
wir sind die nächste generation.
die welt vor meiner tür
Die Welt vor meiner Tür
Ich komme früh am Morgen bei meinem italienischen Lieblingscafebuchhändler vorbei,
er raucht auf der Treppe zum Laden. "Hol dir doch 'nen Stuhl raus", sage ich.
"Nein nein" meint er, "ich mach das wie 'ne italienische Mamma,
ich muss auf der Stufe sitzen und rauchen".
Am Nachmittag stehen die Tische draussen, die Leute schwatzen, trinken Kaffee.
Am Nachmittag stehen die Tische draussen, die Leute schwatzen, trinken Kaffee.
Ein schlanker braungebrannter Mann in einem leuchtgrünen Kleid mit neckischen Volants an den Schultern lässt seinen roten Flipflop am Zeh schaukeln.
Donnerstag, 23. Juni 2016
Wind
Wind
Das Büro liegt an einer Hauptverkehrsstraße. Normal ist schon laut. Ein paar Bäume gibt es auch. Heute früh zogen die Arbeiter vom Grünamt durch die Straße. Mit der Motorsense das durchaus spärliche Grün um die Baumfüße absäbeln. Laut. Unnütz. Dann läuft der Aufräumer hinterdrein. Mit dem Laubbläser! Ich HASSE Laubbläser! Er bläst die paar Grashalme, Sand, Dreck, kurzum alles, die Straße rauf, die Straße runter. Er trägt Mickymäuse. Ich versuche bei offenem Fenster zu telefonieren. Witzlos. Ich werfe ihm das Telefon an den Kopf. Er richtet den Laubbläser auf mich am Fenster.
Der Wind den das Ding macht ist enorm. Akten blättern auf, wirbeln, Schranktüren fliegen auf, Ordner kippen heraus, drehen sich im Luftzug, öffnen sich - um mich tobt ein Papiertornado durchs Büro. Ich kämpfe mit allen Kräften das Fenster zu. Meine Kollegin kämpft sich zu mir vor und hilft. Wir drücken mit langen Armen, die Füße rutschen auf dem Boden weg. Der gegen uns gerichtete Luftdruck ist heftig. Fenster zu. Atem holen. Stille. Wir drehen uns um. Chaos. Ein paar Stunden lang stopfen wir den Papiertornado in den Schredder. Kann eh keiner mehr auseinanderfieseln, welche Police zu welcher Akte gehört. Das Büro bleibt zu. Schild an der Tür: Wegen Wirbelsturm bis auf weiteres geschlossen.
Mittwoch, 22. Juni 2016
Fortbewegung
Zu kalt für Sandalen zu warm für feste Schuhe fahre ich am Morgen in Holzbotten ins Büro. Am Mittag will ich kurz weg, Milch kaufen. Nehme das Rad, möchte losfahren. Den linken Fuß schon auf der Pedale irritiert mich irgendeine Blödsinnigkeit. Der Fuß rutscht ab, ich verliere das Gleichgewicht, halte stur das Rad rechts von mir fest und leidlich aufrecht, während links das Bein ein Eigenleben entwickelt und ich in formvollendetem Kniefall über den Asphaltboden schramme. Au. Die Kollegin hat etwas gehört und ruft "hast Du Dir wehgetan?" nach draussen, während ich kopfschüttelnd aufstehe (hoffentlich hat DAS niemand gesehen) und rufe "ja", lehne das Rad an die Mülltonne und humple rein. "Ist es dick? Blutet es? Lass mal sehn, ich bin Pfleger!" bombardiert mich M., der uns grade im Büro besucht. Er ordert Coolpacks und sagt hinsetzen (ich sitze). Kollegin A. findet im vereisten Fach unseres müffelndes Kühlschranks tatsächlich einen Coolpack und gibt ihn mir, sorgsam in ein Handtuch eingeschlagen. Also sitze ich ein Weilchen in der Küche, kühle das Knie, ehe ich es nochmal versuche mit Milch kaufen. Klappt. Diesmal ohne Unfall. Den Rest des Nachmittags lege ich das Bein auf den PC Kasten mit einem kalten Umschlag auf dem Knie, schaue zu, wie es langsam blauer wird und frage mich, was mich wohl dazu brachte, dermassen blöd von der Pedale in einen Kniefall zu rutschen!
Montag, 20. Juni 2016
Samstag, 18. Juni 2016
die welt vor meiner tür
morgens auf dem weg zur arbeit ein mann wie aus einem französischen comic. schwarze jeans, schwarze stiefel, schäfte bis zum knie. schwarzes t-shirt. brille, ernster blick. ein dichter dunkler gutgeschnittener bart. auf dem kopf eine schwarze melone. er läuft die grünanlage entlang, die tasche pendelt gegen seine hüfte.
die hochhackige verkäuferin, die jeden morgen das gleiche angestrengte gesicht eines menschen mit schmerzenden füßen vor sich trägt, hat heute eine freundin dabei. sie reden und scherzen. ihre schritte sehen dennoch schmerzend aus, eiernd, doch ihr lachen spürt ihre füße nicht.
eine verhüllte hausfront. dahinter handwerker, die von innen mit ihren eimern, einem kopf, einem bein, einem hintern gegen den stoff drücken. ein schwangeres haus, aus dem laut musik tönt.
mein sohn ist auf einem lehrgang und hat eine füllung verloren. "mach mir einen zahnarzttermin aus wenn ich zurückkomme morgen, mama", schreibt er und setzt noch hinzu, "wir haben kornschnaps da, zum desinfizieren nach dem essen".
die nacht nach dem wolkenbruch ist sanft und windstill. am himmel, klargefegt, ein dreiviertel voller mond, strahlend hell. stunden später ist er abgesoffen in wattigen wolken. das licht aufgeschluckt. nur noch ein milchiger fleck. tintige nacht. ich fühle mich blind.
am morgen wirft mir plötzlicher wind jeglichen schmutz in die augen. unterwegs halte ich an, reibe die augen hinter der brille. sand und die harten fasern der platanensamen. es juckt und tut weh.
im büro hinterläßt eine kundin unerträglich süßes parfum. ich öffne türen und fenster. die türen knallen im durchzug. ich keile sie mit stühlen und milchtetrapacks, bis sich der klebrige dunst verzogen hat.
nachmittags ein rauschender wolkenbruch. regen wie schnüre. die köpfe der rose hängen nach unten wie die gesichter geschlagener kinder.
morgens auf dem weg zur arbeit ein mann wie aus einem französischen comic. schwarze jeans, schwarze stiefel, schäfte bis zum knie. schwarzes t-shirt. brille, ernster blick. ein dichter dunkler gutgeschnittener bart. auf dem kopf eine schwarze melone. er läuft die grünanlage entlang, die tasche pendelt gegen seine hüfte.
die hochhackige verkäuferin, die jeden morgen das gleiche angestrengte gesicht eines menschen mit schmerzenden füßen vor sich trägt, hat heute eine freundin dabei. sie reden und scherzen. ihre schritte sehen dennoch schmerzend aus, eiernd, doch ihr lachen spürt ihre füße nicht.
eine verhüllte hausfront. dahinter handwerker, die von innen mit ihren eimern, einem kopf, einem bein, einem hintern gegen den stoff drücken. ein schwangeres haus, aus dem laut musik tönt.
mein sohn ist auf einem lehrgang und hat eine füllung verloren. "mach mir einen zahnarzttermin aus wenn ich zurückkomme morgen, mama", schreibt er und setzt noch hinzu, "wir haben kornschnaps da, zum desinfizieren nach dem essen".
die nacht nach dem wolkenbruch ist sanft und windstill. am himmel, klargefegt, ein dreiviertel voller mond, strahlend hell. stunden später ist er abgesoffen in wattigen wolken. das licht aufgeschluckt. nur noch ein milchiger fleck. tintige nacht. ich fühle mich blind.
am morgen wirft mir plötzlicher wind jeglichen schmutz in die augen. unterwegs halte ich an, reibe die augen hinter der brille. sand und die harten fasern der platanensamen. es juckt und tut weh.
im büro hinterläßt eine kundin unerträglich süßes parfum. ich öffne türen und fenster. die türen knallen im durchzug. ich keile sie mit stühlen und milchtetrapacks, bis sich der klebrige dunst verzogen hat.
nachmittags ein rauschender wolkenbruch. regen wie schnüre. die köpfe der rose hängen nach unten wie die gesichter geschlagener kinder.